Fangfragen im Bewerbungsgespräch:"Ist der Job nicht eine Nummer zu groß für Sie?"

Bewerbungsgespräch

Regel Nummer eins im Bewerbungsgespräch: ruhig bleiben. Regel Nummer zwei: Fangfragen erkennen.

(Foto: dpa-tmn)

Bewerbungsgespräche sind nie entspannt. Doch mitunter stellen Personaler Fragen, die seltsam bis unverschämt daherkommen. Wie kann man in der Situation souverän reagieren?

Sie sitzen im Bewerbungsgespräch zu Ihrem Traumjob. Alles läuft glatt - bis der Personaler die Frage stellt: "Wie viel wiegt eine Boeing 707?" Jetzt bloß nicht "Häh?" rufen oder in Angstschweiß ausbrechen. Der Personaler will testen, wie Sie reagieren. Beispiele zum Umgang mit kniffligen Fragen im Bewerbungsgespräch:

1. "Arbeiten Sie lieber im Team oder alleine?"

Was soll die Frage? Alternativfragen deuten immer auf Glatteis hin, sagt Johannes Stärk, Karriereberater aus Unterhaching bei München. Das Ziel ist, dass Bewerber sich vorschnell auf eine Variante festlegen und sich dann in Widersprüche verstricken, wenn der Personaler Nachfragen stellt. Wer etwa angibt, dass er lieber im Team arbeitet, kommt dann in die Situation, sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass er nicht alleine Aufgaben bearbeiten kann.

Die ideale Antwort: Gut ist, sich nicht vorschnell festzulegen, rät Stärk. Bewerber können etwa sagen: "Das kommt auf die Situation an. Wenn ich mir schnell viel Wissen aneignen muss, bin ich lieber ungestört - bei größeren Präsentationen arbeite ich gerne mit anderen zusammen."

2. "Halten Sie bei Streitereien zu Kollegen oder zum Chef?"

Was soll die Frage? Hier gilt im Prinzip dasselbe wie bei Frage eins: Der Bewerber soll auf das Glatteis geführt werden. Der Personaler will herausfinden, ob jemand auf einer starren Position verharrt oder eher vermittelnd denkt. Auf keinen Fall das Fähnchen nach dem Wind drehen und sagen: "Ich halte zum Chef". Dann ist gleich die nächste Frage: "Und was ist, wenn der Chef im Unrecht ist?"

Die ideale Antwort: Auch hier sollten Bewerber es vermeiden, sich auf die eine oder andere Möglichkeit festzulegen. Um Zeit zu gewinnen, können sie erst einmal sagen: "Ich hoffe, dass es keinen Widerspruch gibt zwischen dem Chef und den Mitarbeitern, insbesondere wenn es um die Unternehmensziele geht". Lässt der Personaler dann nicht locker, kann eine Antwort sein: "Ich habe so eine Situation noch nie erlebt, aber ich würde denken, dann setzt man sich zusammen und löst das Problem."

3. "Welche Rolle spielt Geld für Sie?"

Was soll die Frage? Diese Frage soll testen, ob Bewerber für eine Führungsposition infrage kommen, sagt Christian Püttjer, Karriereberater aus Bredenbek bei Münster. Auch Personaler denken in Klischees: Sie unterstellen Führungskräften, dass Geld für sie ein Statussymbol und ihnen deshalb wichtig ist. Außerdem zeige es Personalern, wie selbstbewusst Jobsuchende sind und ob sie bereit sind, sich unter Wert zu verkaufen.

Die ideale Antwort: In den allermeisten Fällen ist es als Bewerber nicht sinnvoll, Geld als zweitrangig abzutun. Das gilt selbst dann, wenn Jobsuchende eine Arbeit vor allem aus idealistischen Gründen interessiert, sagt Püttjer. Besser ist zu sagen: "Ich empfinde Geld als Anerkennung für meine beruflichen Leistungen. Deswegen finde ich es gut, wenn ich es als Äquivalent zu meinem beruflichen Einsatz auch auf dem Konto habe."

4. "Ist der Job nicht eine Nummer zu groß für Sie?"

Was soll die Frage? Die Frage soll Bewerber brüskieren, sagt Stärk. Getestet werden Souveränität und Stressresistenz. Personaler wollen nun wissen: Wie schlagfertig und souverän ist der Bewerber? Ist er rhetorisch geschickt? Gelingt es ihm gar, diese Frage ins Positive zu wenden?

Die ideale Antwort: Hier zählen Jobsuchende am besten selbstbewusst die eigenen Stärken auf. Auf keinen Fall dürfen sich Bewerber verunsichern lassen, das wirkt unsouverän. Stattdessen sagen sie am besten: "Ich bin auf jeden Fall der Richtige, Sie haben mich ja auch eingeladen." Im Anschluss können sie dann zwei bis drei Kriterien aufzählen, warum sie für den Job gut geeignet sind.

5. "Können Sie uns zehn Schwächen von sich nennen?"

Was soll die Frage? Stellen Personaler diese Fragen, hoffen sie, dass der Bewerber mehr über sich erzählt, als er eigentlich wollte. Viele haben sich im Vorfeld ein oder zwei Schwächen überlegt, die sie von sich preisgeben wollen, erzählt Stärk. Aber mit zehn Schwachpunkten hat sich kaum jemand auseinandergesetzt.

Die ideale Antwort: Bewerber sollten nun bei ihrem ursprünglichen Plan bleiben, und nur jene Defizite darlegen, die sie sich im Vorfeld überlegt haben. Das sind idealerweise Schwächen, die sie haben, die sich in der aktuellen Position jedoch nicht auswirken. Das kann zum Beispiel sein, dass jemand rhetorisch nicht sehr geschickt ist, das in seiner Position aber auch nicht sein muss. Die Zahl zehn überhören Jobsuchende einfach. Kommt eine Nachfrage, geben sie möglicherweise eine andere preis. Danach können sie sagen: "Tut mir leid, da fällt mir keine weitere mehr ein."

6. "Was wiegt eine Boeing 707"?

Was soll die Frage? Dem Bewerber wird eine Wissensfrage gestellt, die er unmöglich beantworten kann. Karriereberater Jürgen Hesse erklärt, dass Personaler mit einer solchen Frage auf die Reaktion des Gegenübers abzielen. Bleibt der Bewerber gelassen und geht logisch vor oder läuft er rot an und druckst verlegen herum?

Die ideale Antwort: Zunächst einmal können Bewerber versuchen, Zeit zu gewinnen. Sie können etwas sagen, wie: "Interessante Frage, wobei ich gar keinen Zusammenhang zu meiner Stelle sehe." Dann können sie zugeben, dass sie die Antwort nicht wissen, aber dass sie es mit einer kurzen Internetrecherche schnell herausfinden würden.

7. "Wer oder was wären Sie gerne im nächsten Leben und warum?"

Was soll die Frage: Hier soll die Spontaneität und Kreativität eines Bewerbers getestet werden, erklärt Hesse.

Die ideale Antwort: Es gibt bei dieser Frage kein richtig oder falsch, erklärt Hesse. Die Hauptsache sei hier, dass Kandidaten überhaupt etwas sagen. Nicht schlecht sei zum Beispiel, wenn Bewerber zeigen, dass sie mit sich selbst im Reinen sind. Das ist zum Beispiel möglich, indem sie sagen, sie würden gerne wieder als Mann oder Frau geboren werden und wieder das Fach wählen, das sie studiert haben.

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