Expertenbeitrag:Das Geheimnis richtiger Führung

Der Führungsstil erfolgreicher Manager lässt sich einer Umfrage zufolge in wenigen Prinzipien zusammenfassen.

Yvonne Beiertz

(SZ vom 6.5.2002) Wir befragten 575 US-Führungskräfte nach den 50 besten Managern Amerikas. Diese Stars interviewten wir über ihre Karrieren und Erfolgsrezepte. Heraus kam, dass trotz extrem unterschiedlicher Herkunft und Lebenswege alle eine sehr einheitliche Ansicht über Führung besitzen.

Der Führungsstil der erfolgreichsten Manager lässt sich in folgenden Prinzipien zusammenfassen:

Erstens: Persönliche Integrität und Führen durch das eigene Vorbild. Gemeint ist damit ein innerer Sinn für richtig und falsch. Ein gutes Beispiel ist Bill Marriott, Eigentümer der gleichnamigen Hotelkette. Marriott ist getrieben von einer Reihe tief empfundener Regeln und Werte. Diese schließen harte Arbeit, exzellenten Service, Ehrlichkeit, Sparsamkeit und eine Verpflichtung gegenüber Gemeinschaft, Kollegen und Gästen ein. Alles, was Bill Marriott macht, jede Rede, die er hält, und jede Entscheidung, die er trifft, stimmen mit diesen Überzeugungen überein. Diese Konsistenz ist das wirklich Entscheidende.

Zweitens: Entwickeln einer "Großen Idee". Globalisierung und Beschleunigung sind die treibenden Kräfte der Zukunft. Unternehmen brauchen deshalb eine klare Vorstellung von ihrem Wettbewerbsvorteil. In einem unsicheren Umfeld muss ein Top-Manager die Quelle einer überragenden Gewinnstrategie sein. Erfolgreiche Unternehmensführer halten solche "großen Ideen" immer einfach und sind im Stande, ihre Vision in der Wirklichkeit umzusetzen.

Drittens: Aufbau eines exzellenten Management-Teams. Michael Dells Satz "ein Einzelner kann alleine nichts ausrichten" ergänzt Steve Case von America Online: "Es gibt eine Eins-zu-Eins-Korrelation zwischen der Qualität der Projektmitarbeiter und der des Projekt-Verantwortlichen." So lange Unternehmen eine Ansammlung von Menschen sind, hängen die Ergebnisse unmittelbar von der Qualifikation des Management-Teams ab. Eine Führungsregel lautet: setze auf die Stärken der Menschen und vermeide ihre Schwächen. Außergewöhnliche Manager haben immer ein starkes Team um sich geschart. Könner, nicht Claqueure sind gefragt.

Viertens: Inspirieren von Mitarbeitern. Charisma hilft natürlich, sein Umfeld zu motivieren. Es ist jedoch keine Voraussetzung, um erfolgreich zu führen. Um aus Mitarbeitern das Beste herauszuholen, reichen oft ganz einfache Verhaltensweisen: Kontinuierlich kommunizieren, aufmerksam zuhören, Fehler als Lernprozess tolerieren, auf den Wunsch von Menschen bauen, positiv aufzufallen, einen Beitrag zu leisten und dafür gewürdigt zu werden. Um Menschen zu begeistern, zählen Taten mehr als Worte.

Fünftens: Eine flexible Organisation: Jack Welch hat immer wieder gesagt, dass Organisationen offener und durchlässiger werden, bürokratische und hierarchische Entscheidungsprozesse "der Macht des Informellen" weichen müssen. Der Schlüssel zum Erfolg ist es, die richtigen Leute zu haben, um Probleme zu lösen, egal wo sie gerade hierarchisch angesiedelt sind. Viele Top-Manager weisen darauf hin, dass in ihren Firmen komplett dezentrale Strukturen mit kleinen, schlanken Hauptverwaltungen bestehen.

Sechstens: Einführung einer leistungsorientierten Bezahlung: Um eine hohe Effizienz zu erreichen, müssen Vergütung und Leistungsmessung übereinstimmen mit den Werten und Strategien des Unternehmens. Damit hält das Einkommenssystem die Organisation zusammen und schafft Kohäsion. Bei der Vergütung spielt nicht nur die absolute Höhe eine Rolle, die Differenzierung ist oft wichtiger. Leistungsabhängige Einkommen und langfristige Incentive-Elemente sind damit ein Instrument, um die besten Mitarbeiter zu binden.

Die Autorin ist Deutschland-Geschäftsführerin der Personalberatung Spencer Stuart

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