Existenzgründer: Erfolg in den USA:Die Amis zahlen gerne mehr

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Very good for Hollywood? Zwei junge Österreicher sind ausgezogen, um die Filmstadt mit steirischem Kürbiskernöl zu erobern. Inzwischen soll sogar Schauspielerin Jennifer Aniston davon begeistert sein.

Angelika Slavik

Irgendwann standen sie dann also vor dem Spago. Mit ihren besten Anzügen und ihren schnieksten Sonnenbrillen und mit Händen, so feucht, dass ihnen die Flasche beinahe durchgerutscht wäre. Die Flasche!

"Wir wollen die Klientel ansprechen, die auf Luxus-Produkte anspricht": Jungunternehmer Robert Gartner und Marcus Gottlieb wissen, wie man aus Kürbiskernen Geld macht. (Foto: oh)

Robert Gartner, 26, und Marcus Gottlieb, 28, waren ausgezogen, um Hollywood zu erobern. Die jungen Österreicher wollten die Amerikaner für ein Produkt ihrer Heimat begeistern: für Kürbiskernöl aus der Steiermark. Und im Spago sollte der Trend seinen Ausgang nehmen, das war der Plan. Kernöl für Hollywood.

Das Spago gehört zu den schicken, teuren Restaurants in Los Angeles, vielleicht ist es sogar das Schickste und Teuerste von allen. Chef ist der Sternekoch Wolfgang Puck, der auch bei der Oscar-Verleihung kocht. Puck ist Österreicher. "Wir haben gehofft, das hilft uns", sagt Gartner. "Austro-Connection und so." Sollte Puck sich entscheiden im Spago "Styrian Gold" zu verwenden, vielleicht sogar weiterzuverkaufen, dann wäre der Anfang gemacht. Das ist schon ein Grund für feuchte Hände.

Drei Wochen zuvor hatten die beiden am Flughafen in L.A. ihre erste Fracht abgeholt: 500 Flaschen Kernöl direkt vom Bauern aus der Steiermark. "Die Idee, Kernöl in den USA populär zu machen, kam uns durch einen Austauschstudenten", erzählt Gartner. Denn der Amerikaner sei in Österreich zum Liebhaber geworden, habe nach seiner Rückkehr in die USA aber kein vergleichbares Produkt auftreiben können. "Diese Marktlücke wollten wir nutzen", sagt Gottlieb. Drei Monate hatten sich die beiden als Frist gesetzt, "wenn wir dann gemerkt hätten, das klappt nicht, hätten wir es gelassen."

Es hat aber geklappt. Im Spago zeigte man sich von Kernöl-Jungs mehr als angetan. "Die Amerikaner mögen eben auch die Geschichte: Wenn zwei junge Burschen kommen und sagen, wir hätten da was für Euch", sagt Gartner. Bloß bei den Zollbehörden half europäischer Charme nichts. "Als wir unsere erste Ladung am Flughafen abholen wollten und gefragt wurden, wo denn unser Broker sei - da dachten wir schon, das war's mit unserer schönen Idee", erzählt der Österreicher. Denn einen Broker, der sich um Verzollung und Genehmigung von Lebensmittelimporten kümmert, hatten die beiden nicht. "Wir sind mit einer Blauäugigkeit rangegangen, unfassbar", sagt Gartner im Rückblick.

Ein Luxus-Nischen-Produkt

Weil sich in den USA aber vieles auch über Nacht auftreiben lässt, konnten die beiden beim zweiten Versuch am nächsten Tag ihre Lieferung in Empfang nehmen - und das Spago erobern. Mittlerweile kaufen zahlreiche Restaurants in Hollywood das Öl aus der Steiermark, dazu kommen nun zunehmend Bioläden und Veganer-Shops. "Wir wollen zum einen die Klientel ansprechen, die auf Luxus-Produkte anspricht", sagt Gottlieb, "und zum zweiten die Gesundheitsbewegung, also all die Vegetarier, Veganer und Makrobiotik-Anhänger, die es in Hollywood gibt".

Steirisches Kürbiskernöl: Verkaufsschlager in Hollywood. (Foto: dpa)

"Ein geiles Gefühl"

Schauspielerin Jennifer Aniston soll das Öl mit dem klingenden Namen "Styrian Gold" angeblich schon kistenweise nach Hause schleppen. "Das ist ein geiles Gefühl, wenn man sich denkt: die sitzt jetzt in ihrer Millionenvilla mit unserem Kernöl im Küchenschrank", feixt Gartner.

Ob Aniston oder nicht - die Kunden legen für eine Flasche Kürbiskernöl bis zum 40 Dollar hin. In der Steiermark gibt es die gleiche Flasche für ein paar Euro. "Natürlich schlagen da die Transportkosten, der Zoll, der Lageraufwand durch", sagt Gottlieb, vor allem aber definiere der Preis auch die Zielgruppe: "Man muss deutlich machen, dass das Produkt etwas Besonderes ist - und das geht in L.A. nicht, wenn man es um sieben oder acht Dollar haben kann."

Ein bisschen größer soll das Kernöl-Geschäft aber noch werden, aktuell verhandeln die beiden Jungunternehmer mit zwei großen Bio-Supermarkt-Ketten. Könnte es also in den USA bald Millionen von Kernöl-Fans geben? "In der Steiermark werden insgesamt weniger als zwei Millionen Liter im Jahr produziert", sagt Gartner.

Kernöl werde also immer ein Nischenprodukt bleiben. Deshalb überlegen die Gründer nun, das Geschäftsfeld in eine andere Richtung zu verbreitern - und etwa Kürbiskerne, geröstet, gesalzen oder irgendwie originell veredelt, als "Life-Style-Snack zu positionieren", wie Gartner sagt. Die ersten Rückmeldungen von Restaurants und Luxushotels wären positiv ausgefallen. Mal sehen, wie Jennifer Aniston das findet.

© SZ vom 24.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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