Elternzeit:Papa ohne Ausrede

"Du weißt doch, mein Chef mag das nicht": So lautet die Ausrede vieler Väter, wenn es um die Elternzeit geht. Doch anders als behauptet, begrüßen viele Chefs die Babyzeit.

Felix Berth

Väter, deren Kinder nach dem 1.Januar 2007 zur Welt kamen, mussten sich alle mit einer Frage beschäftigen: Wollten sie die Partnermonate nutzen, die das neue Elterngeld ihnen zugesteht oder nicht? Wollten sie also ein paar Wochen oder Monate aus dem Job aussteigen, um - vom Staat bezahlt - Windeln zu wechseln, Wäsche zu waschen und eine kleine Babypause einzulegen?

Vätermonate, dpa

Vater in der Elternzeit: Die Chefs sind toleranter, als die Männer behaupten.

(Foto: Foto: dpa)

Doch kaum galt das neue Gesetz, hörte man Männer klagen, dass sie grundsätzlich willig seien, doch ihre Arbeitgeber eine Auszeit nicht goutierten: "Du weißt doch, mein Chef mag das nicht", dürfte eine häufige Antwort in Beziehungsgesprächen gewesen sein.

Die Glaubwürdigkeit dieser Aussage leidet allerdings erheblich, wenn man einer Umfrage traut, die die Allensbacher Demoskopen für das Bundesfamilienministerium erstellt haben. Das Werk, das demnächst als Teil des nationalen Elterngeld-Berichts veröffentlicht wird, deutet nämlich darauf hin, dass die Chefs toleranter sind, als die Männer behaupten.

Ehrlich oder sozial erwünscht?

So sagten bei der Umfrage zwei Drittel der Personalverantwortlichen, sie würden es begrüßen, wenn junge Väter ihre Arbeitszeit reduzieren. Fast genauso viele, 61 Prozent, hielten eine Auszeit der Männer für gut. Wenn dies die tatsächliche Stimmung in den Firmen wiedergibt, hätte nur ein kleiner Teil der berufstätigen Männer echte Probleme, einen kurzzeitigen Ausstieg durchzusetzen.

Einwenden könnte man freilich, dass die 500 interviewten Chefs bei der Umfrage vielleicht nicht ganz ehrlich waren. Möglicherweise haben sie gesagt, was sie für sozial erwünscht halten. Welcher Vorgesetzte tut schon kund, dass er seine Mitarbeiter am liebsten gleich nach Geburt des Nachwuchses wieder täglich im Büro sehen will?

"Väterfreundliche" Antworten

Doch dagegen spricht manches. So waren die Befragten durchaus deutlich, wenn sie nach eher langen Auszeiten gefragt wurden: Fast jeder zweite erwartete "spürbare Schwierigkeiten", falls Männer ein ganzes Jahr aussteigen würden. Solche Antworten deuten an, dass die Chefs einigermaßen bei der Wahrheit geblieben sind - sonst hätten sie auch an dieser Stelle eine vermeintlich "väterfreundliche" Antwort gegeben.

Außerdem hatten die Demoskopen die gleiche Frage schon zwei Jahre zuvor gestellt. Damals, noch vor dem Start des Elterngeldes, war die Skepsis der Unternehmen erheblich größer. Mehr als die Hälfte der Chefs signalisierte Unwillen über Männer, die Elternzeit beantragen wollten. In den zwei Jahren zwischen den beiden Umfragen scheint sich ein Teil der Vorgesetzten mit der neuen Regelung angefreundet zu haben.

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Papa ohne Ausrede

Nicht so schlimm wie befürchtet

Gelegenheit dazu hatten viele von ihnen. Vier von zehn der befragten Betriebe sammelten zwischen Januar 2007 und Frühjahr 2008 Erfahrungen mit pausierenden Männern; in großen Unternehmen lag die Quote sogar bei 55 Prozent. So schlimm wie befürchtet scheint es für die Firmen nicht gewesen zu sein - sonst wären die jüngsten Antworten der Chefs sicher skeptischer ausgefallen.

Wahrscheinlich bemerkten sie mit Wohlwollen, dass viele Väter eher kurz aus dem Job aussteigen und lediglich die zwei Partnermonate beanspruchen. Deshalb geht auch letztlich nur ein kleiner Teil der gesamten Elterngeld-Monate auf das Konto von Männern, wie das Statistische Bundesamt für die SZ berechnet hat. Demnach übernehmen Frauen 94 Prozent der Elterngeld-Zeiten, die restlichen sechs Prozent entfallen auf Männer. Am Widerstand der Chefs dürfte das nicht gelegen haben.

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