Elite-Kandidaten:Mit vereinten Kräften

Karlsruhe plant ein Labor von Weltrang.

Frank van Bebber

Der Exzellenz-Wettbewerb ist noch nicht entschieden, doch der Karlsruher Uni-Rektor Horst Hippler darf sich schon wie ein Gewinner fühlen. Für die Bewerbung hat seine Universität mit dem Forschungszentrum Karlsruhe eine Partnerschaft vereinbart. Die Unterschriften unter dem Kooperationsvertrag bleiben unabhängig vom Ausgang des Elite-Wettbewerbs gültig. Im Juli fusionieren beide Einrichtungen mehrere Bereiche zum "Karlsruhe Institute of Technology". Das Kürzel KIT erinnert mit Absicht an das weltberühmte Massachusetts Institute of Technology (MIT). In Karlsruhe soll ein nationales Labor auf Weltniveau entstehen.

Uni Karlsruhe

Baut am "Superinstitut": die Uni Karlsruhe.

(Foto: Foto: Uni Karlsruhe)

"Wir haben beide eingesehen, dass wir allein in dieser Weltklasse nicht mitspielen können", sagt Manfred Popp, Vorstand des zur Helmholtz-Gemeinschaft gehörenden Forschungszentrums. Hippler räumt ein, ohne den Druck des Elite-Wettbewerbs wäre die Einsichtsfähigkeit kaum so groß gewesen. Andere Rektoren mögen über den Zeitdruck der Ausschreibung zum Elite-Wettbewerb stöhnen, Hippler hat ihn genutzt. Eine neue Dimension sei das KIT, sagt er forsch; es überwinde den Graben zwischen außeruniversitärer und universitärer Forschung.

Mangelndes Selbstbewusstsein lässt sich der badischen Ingenieursschmiede und ihrem Rektor ohnehin nicht nachsagen. Seit 2005 nennt sich die Technische Hochschule "Forschungsuniversität". Gestartet war sie 1825 als Polytechnische Schule, seit 39 Jahren ist sie Universität. Stolz erinnern die Karlsruher daran, dass sich die 1854 gegründete ETH Zürich an ihrem Polytechnikum orientiert habe. Karlsruhe als internationale Blaupause - dahin soll nun das KIT die Universität führen.

Ein Erfolg im Elite-Wettbewerb sei wichtig, sagt der Rektor. Die Öffentlichkeit werde die Hochschule stärker wahrnehmen, und intern würde die Identifikation der 276 Professoren und 18.000 Studenten mit der Uni wachsen. Elf Fakultäten hat Karlsruhe, bekannt sind die technischen Fächer, aber auch Geistes- und Sozialwissenschaften gibt es. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeführt, um das Ansehen des Polytechnikums zu heben. Anders als heute galten damals ergebnisorientierte Techniker nicht so viel wie Geisteswissenschaftler mit zweckfreiem Erkenntnisstreben.

Heute wirbt die Universität Karlsruhe wieder mit ihren Technik-Pionieren wie Carl Benz, Ferdinand Braun oder Heinrich Hertz. 1972 richtete Karlsruhe die erste deutsche Informatik-Fakultät ein, 1985 verfügte die Universität über den ersten offenen Internetanschluss bundesweit. Auch als Reaktion auf Privat-Hochschulen gründete die Universität 1998 ein als GmbH organisiertes "International Departement". Rund 130 Studenten aus aller Welt lernen hier mit Stipendien internationaler Unternehmen, was ihr Boss später von ihnen erwarten wird. Ein Plus ist auch die Universitätsbibliothek, die jeden Tag rund um die Uhr geöffnet ist.

Der Elite-Wettbewerb soll nun Anlass sein, die Hochschule noch einmal neu zu strukturieren. Bisher gliederte sie sich vor allem nach Fächern und Studienangeboten. Hippler möchte parallel Bereiche aufbauen, die sich an "Forschungsnetzen" orientieren. Die besten Wissenschaftler sollten sich ganz der Forschung widmen können. Ein "House of Competence" soll nach dem Aufstieg zur Elite auch die Kinderbetreuung und Weiterbildung organisieren.

Kern des Karlsruher Antrags aber bleibt das Bündnis mit dem Forschungszentrum für das KIT. Beide Partner haben je 4000 Mitarbeiter. Der Jahresetat der Uni liegt bei 250 Millionen Euro, der des Zentrums bei 310 Millionen. Die Aufsichtsgremien beider Einrichtungen sollen personell gleich besetzt werden. In fünf bis sechs Jahren soll das Superinstitut voll arbeiten. Ohne einen Erfolg im Elite-Wettbewerb, fürchtet Hippler, "brauchen wir doppelt so lang."

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