Elite-Kandidaten:Alles auf eine Karte

Würzburg will mit Biomedizin siegen.

Christine Burtscheidt

Was Spitzenforschung ist, weiß Axel Haase ganz genau. Schließlich hat es der Würzburger Universitäts-Präsident in seinem Fach, der Biophysik, selbst zum angesehen Forscher und Gutachter gebracht. Das kam ihm und seiner Hochschule zugute, als es im vergangenen Jahr darum ging, Vorschläge zur Exzellenz-Initiative einzureichen. In Würzburg fühlten sich zwar Professoren aller Disziplinen dazu berufen - doch nach einem nicht ganz einfachen Abwägungsprozess beschloss Haase, nur auf sein bestes Pferd zu setzen: auf die Biomedizin.

Elite-Kandidat: die Uni Würzburg

Das Hauptgebäude der Uni Würzburg.

(Foto: Foto: oh)

Damit gelang es der unterfränkischen Hochschule tatsächlich, unter die zehn Finalisten des Elite-Wettbewerbs zu kommen und ernsthafte Konkurrenten hinter sich zu lassen, darunter die Nachbar-Uni aus Erlangen-Nürnberg. Die Würzburger Universität ist mit 19.000 Studenten, 400 Professoren und zwölf Fakultäten eine kleine, aber feine Adresse - nicht nur weil sie auf eine lange Tradition zurückblicken kann. So beansprucht sie mit Hinweis auf ihr Erstgründungsdatum 1402, älteste Hochschule Bayerns zu sein, und residiert entsprechend stilvoll in einem Renaissance-Bau. Der Brückenschlag zur modernen Wissenschaft ist dennoch gelungen. Würzburg zählt zu den forschungsstärksten deutschen Universitäten. Bei bundesweiten Vergleichen etwa der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) liegt sie stets unter den zehn Besten, vor allem wegen der Biomedizin.

Erst zu Beginn dieses Jahres lobte der Wissenschaftsrat wieder "die herausragende Leistungsstärke" der vorklinischen und klinisch-theoretischen Institute sowie der interdisziplinären Zentren. In den vergangenen zehn Jahren sei es Würzburg gelungen, "einen überregional, in Teilen auch international bedeutsamen biomedizinischen Forschungsraum" zu schaffen. Ähnlich gute Noten gab es zuvor von der Mittelstraß-Kommission, die im Auftrag der bayerischen Staatsregierung der Uni empfahl, eben diese Stärken weiter zu stärken.

Zum Nukleus der Biomedizin ist neben dem Biozentrum inzwischen die Gruppe der Grundlagenforscher am Rudolf-Virchow-Zentrum geworden. Das Zentrum ist eines von sechs "Centers of Excellence", das die DFG seit 2001 mit jährlich fünf Millionen Euro fördert. An seiner Spitze steht der Pharmakologe Martin Lohse. Er hegte schon lange den Traum, an seiner Hochschule umzusetzen, was ihn einst als Nachwuchswissenschaftler am Münchner Genzentrum so begeistert hatte. Mit flachen Hierarchien und großen Handlungsspielräumen hatte dort der spätere DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker in den frühen achtziger Jahren ideale Forschungs-Strukturen geschaffen. Lohse wollte, dass so ein Ort auch in Würzburg entsteht. Junge und bereits etablierte Forscher verschiedenster Disziplinen sollten auf bestimmte Zeit zukunftsträchtigen Themen nachgehen können, ohne gezwungen zu sein, dafür ständig nach neuen Geldgebern Ausschau zu halten und nebenbei noch unzählige Studenten zu betreuen.

Der Traum ging in Erfüllung. Heute arbeiten am Virchow-Zentrum Spitzenforscher aus aller Welt. Hier ist also längst gelungen, was sich Bund und Länder eben von der Exzellenz-Initiative erhoffen: Leuchttürme in der deutschen Wissenschaft zu schaffen. Kein Wunder, dass die Würzburger Hochschulleitung auch in der Schlussrunde auf das Vorbild Virchow setzt. In ihrem Zukunftskonzept "Research Campus Würzburg" reichte sie Vorschläge für sechs weitere solcher Zentren in den Naturwissenschaften ein. "Eine forschungsstarke Universität muss sich so organisieren", ist Präsident Haase überzeugt

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: