Doppelter Abiturjahrgang:Studentenschwemme - Unis rüsten auf

Nächstes Jahr stürmen die Abiturienten von G8 und G9 an Bayerns Universitäten. Wie gut sind sie vorbereitet?

Überblick

Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) atmet tief durch und sagt: "Spannend wird's." Im kommenden Jahr 2011 werden in Bayern voraussichtlich etwa 76.000 Abiturienten ein Studium beginnen, das sind 16.000 mehr als bisher. Im Jahr 2012 erwarten die Hochschulen nochmals 72000 Erstsemester. Ursache ist der "doppelte Abiturjahrgang". Um vom Andrang der G8- und G9-Absolventen nicht überrollt zu werden, haben die zehn Universitäten im Freistaat und auch die übrigen Hochschulen drei Gegenmaßnahmen ergriffen: Sie bauen an, stocken Personal auf, und sie wollen eine Hälfte der Studierenden vorzeitig im Sommersemester 2011 beginnen lassen.

Hörsaal der Universität Konstanz

Volle Hörsäle in ganz Bayern: Mit dem doppelten Abiturjahrgang kommen die Studenten.

(Foto: dpa)

Der Freistaat stellt für den Ausbau von Gebäuden und Personal bis 2013 eine Milliarde Euro zur Verfügung. 38.000 neue Studienplätze und 3000 Planstellen sollen entstehen. "Dennoch wird es an der einen oder anderen Stelle Schwierigkeiten geben", prophezeit Heubisch. Das größte Fragezeichen sind die Abiturienten: Wie viele wollen sofort nach dem Prüfungsstress in den Hörsaal? Wie viele gönnen sich eine Auszeit und beginnen erst zum Wintersemester? Werner Wiater, Vizepräsident der Uni Augsburg, wirbt für den Turbostart ins Studium: "Wer sofort im Sommer beginnt, hat bessere Bedingungen." Informationen gibt es unter www.studieren-in-bayern.de

Augsburg

An der Uni Augsburg wird an vielen Ecken gebaut, aufgestockt, saniert und angemietet. 2011 wird der Neubau für die Fächer Kunst und Musik eröffnet, die Philosophische Fakultät erhält eine zusätzliche Etage, und ein neuer Hörsaal soll entstehen. Derzeit hat die Uni Augsburg 15000 Studierende, das ist schon jetzt mehr denn je. Dennoch werden noch 1700 zusätzliche Studienplätze eingerichtet. Das Personal wird um 100 Stellen aufgestockt. In der Fuggerstadt können fast alle Studiengänge bereits im Sommersemester begonnen werden. In den neun Fächern, die erst im Wintersemester starten, gibt es im Sommer zumindest Überbrückungskurse.

Bamberg

An der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg ist die Zahl der Studierenden kontinuierlich gestiegen. Auch ohne den doppelten Abiturjahrgang hätte die Universität deshalb erweitert werden müssen, bislang behalf man sich mit Anmietungen. Im kommenden Jahr soll die Zahl der Studenten erstmals über 10.000 steigen, das wären 1200 mehr als im Sommersemester 2010. Auf einem Uni-Parkplatz in der Innenstadt entsteht für 14 Millionen Euro ein Komplex, dessen Wuchtigkeit kritisiert wurde. Er bietet 40 Seminarräume für die geisteswissenschaftlichen Fakultäten sowie einen Saal für 400 Zuhörer.

Bayreuth

An der Universität Bayreuth wird die Zahl der Studierenden von jetzt 9600 auf dann 11.000 ansteigen. Der Erweiterungsbau für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften wird für 18 Millionen Euro 14 neue Seminarräume und zwei große Hörsäle bieten. Auch die Bibliothek der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften wird erweitert. Eine Vollversammlung der Studenten entschied sich dafür, die Erweiterung mit 600.000 Euro aus Studienbeiträgen zu unterstützen. Den Raumbedarf der Universität decken diese Investitionen nicht ganz.

Eichstätt

Die Katholische Universität Eichstätt ist die einzige nichtstaatliche Universität Bayerns, sie wird getragen von einer kirchlichen Stiftung. Die KU hat etwa 4000 Studenten. Bauliche Veränderungen sind nicht geplant. Auch in Eichstätt soll in einigen Studiengängen die Einschreibung zum Sommersemester möglich sein. Sicher ist, dass sich Interessenten im Sommer als Gasthörer anmelden können - sie müssen keine Studiengebühr bezahlen, können aber Leistungsnachweise erbringen. Letztere werden dann im Falle einer Einschreibung zum Wintersemester angerechnet.

Erlangen-Nürnberg

Mit mehr als 4000 zusätzlichen Studienplätzen rechnet die Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen und Nürnberg, in der größten nordbayerischen Hochschule steigt die Zahl der Studenten damit auf mehr als 30.000. Auf dem Südgelände, dem Erlanger Campus für die Natur- und Ingenieurwissenschaften, entstehen Neubauten für die Fakultäten Mathematik und Informatik, überdies wird das Chemikum neu errichtet. Auch die Mensa auf dem Südgelände soll bis 2011 saniert werden. In der Erlanger Innenstadt wird ebenfalls gebaut, trotzdem muss die Uni zusätzlich 10.000 Quadratmeter anmieten, der Rest des Bedarfs soll mit Containern gedeckt werden. Das Studentenwerk baut in Erlangen und Nürnberg insgesamt 3200 neue Studentenwohnungen.

LMU München

An der Ludwig-Maximilians-Universität München werden 2011 und 2012 jeweils 862 zusätzliche Studienplätze eingerichtet. Außerdem starten mehrere Studiengänge, unter anderem Jura, Lehramt Gymnasium, Anglistik und Statistik sowohl im Sommer- als auch im Wintersemester. Dadurch kann der letzte G9-Jahrgang schon im Sommersemester beginnen, sodass die Plätze im Wintersemester für die G-8er frei sind. Neu ist auch das nullte Semester, in dem die Schulabgänger Prüfungen ablegen können, ohne sich schon auf einen bestimmten Studiengang festlegen zu müssen. Auch die LMU bietet Überbrückungsangebote für Abiturienten an, die keinen Studienplatz bekommen oder die nicht gleich mit dem regulären Studium anfangen wollen.

TU München

An der TU werden 900 zusätzliche Studienplätze eingerichtet. Speziell für die G9er wird in 14 Fächern das Programm "Two in one" angeboten. Die Abiturienten können sich mit ihrem Zwischenzeugnis, das sie vor Weihnachten bekommen, bewerben und dann am 2. Mai mit dem Studium beginnen. Bis Oktober sind sie mit dem Stoff der ersten beiden Semester durch und können dann im Wintersemester regulär mit dem dritten Semester weitermachen. Zudem starten die Studiengänge Elektrotechnik, Informatik und Wirtschaftsinformatik 2011 ausnahmsweise auch im Sommer. Neu ist auch die Möglichkeit, ein sogenanntes Vorbereitungsstudium für schwierige Fächer wie hohe Mathematik und Programmieren zu belegen.

Passau

An der jüngsten bayerischen Universität in Passau werden zusätzliche Räume angemietet. Wer schon zum Sommersemester komme, finde sehr gute Verhältnisse, sagt Rektor Walter Schweitzer. Lehramt, Kulturwirtschaft, Informatik, Wirtschaft oder Staatswissenschaften - die G9-Absolventen können im Sommersemester 2011 in Passau aus einem guten Dutzend Studiengängen wählen. Wer allerdings die renommierten Rechtswissenschaften belegen will, muss bis zum Wintersemester warten.

Würzburg

Keiner anderen Universität in Bayern dürfte die Suche nach neuem Platz so leicht gefallen sein wie der Würzburger Julius-Maximilians-Universität. Gleich neben dem Campus wurden vor zwei Jahren die Leighton-Barracks frei, die bis dahin von der US-Army genutzt wurden. 3300 zusätzliche Studienplätze erwartet die Würzburger Uni, in der ehemaligen Kaserne werden mehrere Wohnblocks zu Institutsgebäuden umgebaut. Damit entsteht in Würzburg ein zusammenhängendes Universitätsgelände, dessen Fläche mit Würzburgs Altstadt vergleichbar ist.

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