Deutsche Hochschulen:Hallo, ist hier irgendwo ein Professor?

Innerhalb zehn Jahren wurden bei den Geisteswissenschaften fast zwölf Prozent der Professorenstellen eingespart, auch bei den Ingenieuren sank die Zahl der Professuren - der Deutsche Hochschulverband will die Stellen zurückhaben.

Sarina Märschel

Die Länder sparten eifrig Professorenstellen ein - dagegen protestiert der Deutsche Hochschulverband nun lautstark. Und formuliert seine Forderungen an Bund und Länder mit drei Worten: "Lehrstühle statt Leerstellen".

Deutsche Hochschulen: Ja, wo ist er denn, der Professor? In manchen Fakultäten sind Hochschullehrer zu einer seltenen Spezies geworden.

Ja, wo ist er denn, der Professor? In manchen Fakultäten sind Hochschullehrer zu einer seltenen Spezies geworden.

(Foto: Foto: dpa)

Zwischen 1995 und 2005 wurden fast 1500 Professorenstellen nicht wieder besetzt, faktisch also eingespart - das entspricht 6,4 Prozent der hauptberuflichen Professoren. Diese Zahl ist das Ergebnis einer amtlichen Erhebung des Statistischen Bundesamtes, die der Deutsche Hochschulverband vorgestellt hat.

Besonders die Geisteswissenschaftler hat es demnach böse erwischt: In den Sprach- und Kulturwissenschaften haben die Länder nach Angaben des Hochschulverbands 663 Professorenstellen nicht mehr wiederbesetzt - das entspricht einem Rückgang von 11,6 Prozent.

Der Präsident des Hochschulverbandes, Professor Bernhard Kempen, spricht von einer Krise der Sprach- und Kulturwissenschaften und fordert Bund und Länder dazu auf, den Universitäten die gestrichenen Stellen zurückzugeben: "Eine Qualitätsverbesserung unseres Hochschulsystems und der Studienbedingungen ist nicht möglich ohne spürbare Veränderung des international nicht konkurrenzfähigen Zahlenverhältnisses von 60 Studierenden pro Hochschullehrer."

Die Exzellenzinitiative hält Kempen für nützlich - "aber mit immer weniger Professoren kann das Gesamtsystem nicht besser werden". Besonders hart traf es die klassische Philologie und die Erziehungswissenschaften: Bei beiden wurden rund 35 Prozent der Professuren abgebaut. Überraschenderweise verloren aber auch die Ingenieurwissenschaften über die Jahre mehrere hundert Professorenstellen.

Über einen Zuwachs freuten sich aber auch einige Fächer: Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und die Kunstwissenschaft lehrten 2005 insgesamt mehr Professoren als zehn Jahre zuvor.

Während die Professuren immer weniger wurden, hat sich die Zahl der Studenten in dem Zeitraum um 0,5 Prozent erhöht.

Professor Kempen sagte, dass er von den Ländern, die Studiengebühren erheben, erwarte, dass aus diesen Gebühren neue Professuren finanziert würden. Kempen spricht als Präsident des Deutschen Hochschulverbandes für die 22.000 Mitglieder der Berufsvertretung, die sich aus Professoren und wissenschaftlichem Nachwuchs zusammensetzt.

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