Frage an den SZ-Jobcoach:Wie lerne ich wichtige Leute kennen?

Job und Bewerbung - der SZ-Jobcoach hilft

Fragen zum Netzwerken? Der Jobcoach weiß Rat.

(Foto: Jessy Asmus)

Bettina H. weiß, dass es für ihre Karriere wichtig ist, Kontakte zu knüpfen. Doch das strategische Netzwerken geht ihr gegen den Strich.

SZ-Leserin Bettina H. fragt:

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin, schreibe gerade an meiner Doktorarbeit und strebe eine Hochschullaufbahn an. In dieser Phase meiner Karriere ist es wichtig, ein Netzwerk zu knüpfen. Auf Konferenzen ist es mir aber oft unangenehm, die Nähe von Menschen zu suchen, die mir eines Tages nützlich werden könnten. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich unsicher bin, ob meine Umgangsformen angemessen sind. Daher meine Frage: Wie nähere ich mich wichtigen Leuten an? Wie stelle ich mich vor? Wie frage ich elegant nach einem Namen und komme ins Gespräch?

Jan Schaumann antwortet:

Liebe Frau H., "Kontakte schaden nur dem, der keine hat", sagt ein Sprichwort. Schaden sollte deren Abwesenheit niemandem, finde ich. Den Nutzen von Kontakten erkennt man jedoch oft erst dann, wenn man sie braucht. Insofern lohnt es sich, frühzeitig ein gutes und stabiles Netzwerk aufzubauen und zu pflegen.

Dafür bietet sich die digitale Welt förmlich an. Ob über die einschlägigen Businessportale wie Xing oder Linked-in, themenspezifische Foren, entsprechende Gruppen auf Facebook oder einen aktiven Twitter-Account - durch Ihr persönliches und inhaltliches Engagement sorgen Sie für Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit und können so gezielt Interesse an einer Verknüpfung generieren.

Wenn Sie im Vorfeld einer Veranstaltung bereits von anderen Besuchern wissen, fädeln Sie eine mögliche Kontaktaufnahme ruhig schon frühzeitig ein. Schreiben Sie die Person an, bekunden Sie Interesse an einem persönlichen Gespräch und verabreden Sie sich in der Konferenzpause oder beim anschließenden Get-together. Dann kennen Sie sich bereits virtuell und die erste Hürde ist genommen.

Wenn Sie sich unsicher bei der Kontaktaufnahme fühlen, üben Sie vorher ruhig in ungefährlichen Gefilden. Am einfachsten geht das, wenn es einen gemeinsamen Aufhänger gibt. Zum Beispiel während einer Vernissage, in der Theaterpause oder bei ähnlichen Veranstaltungen. Und da die meisten Menschen lieber angesprochen werden als selber jemanden anzusprechen, tun Sie den anderen am gemeinsamen Stehtisch oft einen Gefallen, wenn Sie den ersten Schritt machen.

Bei der Konferenz schauen Sie sich erst mal in Ruhe um. Gibt es Stehtischgruppen, die offen wirken? Gehen Sie dorthin! Ein freundliches "Hallo! Darf ich mich zu Ihnen gesellen?" wird wohl in den seltensten Fällen abgelehnt. Wenn bereits eine Unterhaltung läuft, hören Sie erst einmal zu und klinken sich Schritt für Schritt ein. Aktives Zuhören, Blickkontakt, Rückmeldungen und interessierte Nachfragen zum Thema funktionieren fast immer, um Teil der aktiven Kommunikation zu werden.

Wenn Sie merken, dass Ihre Gesprächspartner ein interessanter Teil Ihres Netzwerks sein könnten, stellen Sie sich im geeigneten Moment vor. Wann dieser Moment ist, wird Ihr Bauchgefühl Ihnen schon sagen, auf jeden Fall bevor Ihr Gegenüber den Raum verlässt. Verbinden Sie die Selbstvorstellung mit einer freundlichen Floskel ("Würde mich freuen, wenn wir in Kontakt bleiben") und überreichen dabei Ihre Visitenkarte.

Falls Sie keine Karte im Austausch bekommen, wäre es unhöflich zu insistieren. Fragen Sie maximal einmal nach, wie Ihr Gegenüber heißt ("Sind Sie so nett und verraten mir Ihren Namen?"), mehr jedoch nicht. Dann können Sie nur noch darauf hinweisen, dass Sie zum Beispiel auf Linked-in sind und sich freuen würden, wenn Sie sich dort vernetzen. Und wenn Sie wirklich unsicher sind, ob Ihre Umgangsformen angemessen sind, bitten Sie Menschen aus Ihrem Umfeld, die Ihrer Einschätzung nach über gute Manieren verfügen, um ein Feedback.

Jan Schaumann lebt als Managementberater, Seminarleiter und Buchautor in Berlin.

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