DAK-Gesundheitsreport:Eltern fühlen sich nicht gestresster als Kinderlose

Wirkt sich die Doppelbelastung mit Kindern und Karriere auf die Gesundheit aus? Und wenn ja, wie? Diesen Fragen ist die DAK nachgegangen - und kommt zu überraschenden Ergebnissen.

Eltern in Deutschland fühlen sich trotz Doppelbelastung mit Kindern und Karriere nicht gestresster als Kinderlose. Nach dem Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK spüren ein Fünftel der Mütter und 17 Prozent der Väter chronischen Stress. Bei gleichaltrigen Kinderlosen sah das Ergebnis sehr ähnlich aus: Auch hier fühlten sich etwa ein Fünftel der Frauen und etwa 18 Prozent der Männer dauerhaft gestresst.

Für die Studie wurden im Dezember etwa 3000 Bundesbürger zwischen 25 und 40 Jahren befragt. Die Altersspanne zwischen Ende 20 und Ende 30 gilt unter Sozialwissenschaftlern oft als die "Rushhour des Lebens". Denn junge Erwachsene müssten in kürzerer Zeit als früher gleichzeitig Entscheidungen über Karriere- und Familienplanung treffen. Die Vermutung, dass diese Doppelagenda junge Eltern stärker auslaugt als vor 20 oder 30 Jahren, hat sich in der Umfrage jedoch nicht bestätigt. "Es gibt deutlich weniger überforderte junge Eltern als erwartet", sagte Hans Bertram, Soziologe an der Berliner Humboldt-Universität. "Das ist eine positive Botschaft."

Doch das Studienergebnis zeigt auch, dass in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor Handlungsbedarf besteht. So gab etwa jede zweite Mutter in der Umfrage zu Protokoll, dass sie ohne Kind im Job weiter wäre. Mehr als die Hälfte der Frauen ohne Kinder (53 Prozent) fürchtet um die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben - bei den Müttern sind es nur 43 Prozent. Etwa die Hälfte der Väter beklagt, nicht genug Zeit für sich selbst zu haben. Genau so viele plagt ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Kindern- sie glauben, nicht genug für ihren Nachwuchs da zu sein.

Probleme der Zukunft

Obwohl die junge Generation insgesamt bei guter Gesundheit ist, deuten einige Ergebnisse auf mögliche Probleme jenseits der 40 hin: Viele der Befragten haben Rückenschmerzen und erleben depressive Phasen. Vor allem Mütter nehmen sich weniger Zeit für Sport als Kinderlose. Sie schlafen auch schlechter und ernähren sich nicht so gesund wie gleichaltrige Frauen ohne Kinder.

"Für eine Krankenkasse stellt sich die Frage, welche Prävention hier möglich ist", sagte Vorstandschef Herbert Rebscher. Die Kasse hat deshalb auch gefragt, was insbesondere Eltern bei der Gesundheitsvorsorge helfen würde. Ganz oben auf der Liste stehen dabei Wünsche an die Arbeitswelt: Neben Teilzeit und Gleitzeit sind das vor allem Betriebskindergärten und Rücksichtnahme auf Eltern bei der Planung von Terminen.

Die Interviewten wünschen sich außerdem, dass mehr Väter zu Elternzeit oder Arbeit im Homeoffice ermutigt würden. Denn anders als Frauen arbeiten die meisten in Vollzeit weiter. Soziologen zufolge gehen viele junge Leute als modernes Paar in den Kreißsaal - leben als Eltern dann aber eher ein 50er-Jahre-Modell. Die Frage sei, ob sie das freiwillig machten - oder in der bisherigen deutschen Arbeitswelt gar nicht anders könnten.

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