Coaching:Bringt ein Fernstudium Vorteile für die Karriere?

Leser fragen, unsere Karriere-Expertin antwortet.

SZ-Leser Armin L. (25) fragt: "Ich plane ein Fernstudium zum staatlich anerkannten Betriebswirt. Aber sind diese Lehrgänge in der Wirtschaft anerkannt? Schließlich kosten sie viel Zeit (drei Jahre) und Geld (rund 5000 Euro), und es wäre traurig, wenn mir trotzdem jeder Diplom-Betriebswirt, der gerade von der Uni oder Fachhochschule kommt, vorgezogen würde."

"Lieber Herr L., eine heikle Frage. Soll ich's mir nun mit den staatlich geprüften oder mit den Hochschul-Betriebswirten verderben? Aber Sie wollen ja nicht bei mir, sondern in einem Unternehmen arbeiten. Also habe ich mich in der Wirtschaft umgehört und berichte Ihnen, wie die Damen und Herren Personalexperten über den staatlich geprüften Betriebswirt befinden. In Kurzform: Man kann was dafür, aber auch was dagegen sagen.

Grundsätzlich sei es höchst anerkennenswert, wenn ein Mitarbeiter Kosten und Mühen eines nebenberuflichen Studiums auf sich nehme. Schließlich prasselt von allen Seiten die Botschaft auf uns ein: Weiterbilden! Lebenslang lernen! Zusatzqualifikationen erwerben! Jeder Vorgesetzte wäre also außerordentlich glücklich, wenn er einen solcherart weitergebildeten Mitarbeiter in seinen Reihen wüsste. Der Karriere (und dem Einkommen) sei dies ohne jeden Zweifel ebenfalls zuträglich. Wenn Sie in Ihrem bisherigen Unternehmen weiterkommen wollen, ist es ein empfehlenswerter Weg.

Anders sieht es aus, wenn Sie das Fernstudium mit dem Ziel aufnehmen, nach bestandener Prüfung in eine Management-Position bei einem anderen Arbeitgeber zu wechseln. Als staatlich geprüfter Betriebswirt konkurrieren Sie mit Betriebswirten der Berufsakademien und mit Kaufleuten, die es dank Geschick und Leistung zu Führungsverantwortung gebracht haben. Im Wettbewerb um eine Einstiegsposition auf Managementlevel mit Diplom-Betriebswirten von den Fachhochschulen und Unis werden Sie aber fast immer unterliegen - sagen die Personaler hinter vorgehaltener Hand (offen trauen sie sich das nicht, sonst würden sie ja womöglich die eigenen weiterbildungswilligen Leute vergrätzen).

Die Diplomierten sind auf der akademischen Ebene der "Bachelors" angesiedelt und steigen in der Regel auf einer anderen Führungsstufe ein als betriebsnah ausgebildete Betriebswirte. Hier kommt es weniger auf die Berufserfahrung an als auf die Fähigkeit, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu arbeiten und diese in die Praxis umzusetzen. Und das traut man den staatlich geprüften Betriebswirten offenbar nicht so recht zu."

Christine Demmer, Coaching-Expertin und Autorin

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: