Chaos bei der Studienplatzvergabe:Unverzeihliches Versagen

Immer jünger, immer schneller: Studenten dürfen keine Zeit verplempern, fordert die Politik. Genau dazu zwingt sie aber das chaotische Zulassungssystem.

Tanjev Schultz

Bitte nicht trödeln, bitte nicht bummeln: Die Politik hat Schüler und Studenten in den vergangenen Jahren zu mehr Tempo angetrieben. Schneller zum Abi soll es gehen, und schneller zum Bachelor. Diese Eile mag gut sein oder schlecht. Eines aber ist sicher: Sie macht das Durcheinander bei der Zulassung zum Studium endgültig zu einem unverzeihlichen Versagen von Politik und Hochschulen. Weil die Unis es nicht schaffen, die Bewerbungen vernünftig zu koordinieren, verlieren Zehntausende Abiturienten wertvolle Zeit.

Chaos bei der Studienplatzvergabe: Trotz zahlreicher Bewerber waren viele Studienplätze Wochen nach Semesterbeginn noch unbesetzt.

Trotz zahlreicher Bewerber waren viele Studienplätze Wochen nach Semesterbeginn noch unbesetzt.

(Foto: Foto: dpa)

Naive Entmachtung der ZVS

Die als Kinderlandverschickung bespöttelte ZVS, die früher Studenten quer durch die Republik verteilt hat, hatte viele Fehler. Aber es war naiv zu glauben, die weitgehende Entmachtung der ZVS werde den Studenten endlich die lange vermisste Freiheit bei der Wahl des Studienortes schenken. Das ist schon deshalb eine Illusion, weil in vielen Fächern das Angebot viel kleiner ist als die Nachfrage und die Universitäten sehen müssen, wie sie den Mangel verwalten.

Lauter lokale Zulassungshürden sind nun die Folge. Abiturienten haben einen ermüdenden Bewerbungsmarathon vor sich, bei dem viele auf der Strecke bleiben oder ihr Studium erst mit großer Verspätung beginnen können. Die Lösung - ein neues Zulassungssystem, das flexibel auf die Wünsche der Bewerber und der Hochschulen reagiert - ist vertrödelt und verbummelt worden. Politiker, ZVS und Unis haben jahrelang die Verantwortung hin und her geschoben. Jetzt kann die nötige Software, auf die alle warten, frühestens Ende kommenden Jahres in Betrieb gehen. Ja, ja, gut Ding will Weile haben.

Politiker und Hochschulrektoren haben jetzt kein Recht mehr, sich über Langzeitstudenten zu mokieren.

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