Business-Dresscode für den Sommer:Nackte Beine sind tabu

Sobald im Büro Saunatemperaturen herrschen, rutschen Rocksäume und Hosenbeine nach oben. Doch kurze Hosen und Flip-Flops sind bei der Arbeit weder sexy noch angemessen. Es gibt aber ein paar Tricks, wie man auch bei 30 Grad seriös aussieht - und trotzdem nicht ins Schwitzen gerät.

Verena Wolff

Sommer, Sonne, Hitze: Es gibt Länder, in denen Angestellte im Sommer die Sakkos ablegen - müssen. Weil das Gesetz dort vorschreibt, dass die Klimaanlagen nicht dauerhaft auf Hochtouren laufen sollen. In Deutschland ist der Dresscode auch bei 30 Grad vergleichsweise streng, zumindest in den Büros der klassischen Branchen wie Banken, Versicherungen und der Juristerei. Stilberaterin Bettina Geißler aus Norderstedt bei Hamburg erläutert, wie man dort auch im Sommer gut aussieht - und welche Tricks es gibt, um nicht zu sehr ins Schwitzen zu geraten.

Süddeutsche.de: Kurze Hosenbeine im Büro - das wird doch für Männer bei mehr als 30 Grad Außentemperatur erlaubt sein, oder?

Bettina Geißler: Nein! Das ist ein klares Mode-"Don't". Lange Hosenbeine müssen sein, auch im Sommer. Auch die Socken sollten so lang sein, dass bei übergeschlagenen Beinen keine Haut zu sehen ist.

Süddeutsche.de: Und wie sieht es bei den Damen aus? Die haben es doch mit kurzen Röcken etwas leichter im Sommer?

Geißler: Ja, Röcke lassen zwar mehr Luftzirkulation zu als eine lange Anzughose. Dennoch gehört der Feinstrumpf zum Business-Outfit, um ein ganzheitliches Bild zu schaffen. Einzige Ausnahme ist das Abendkleid, bei dem strumpffreie Beine in offene Schuhe gehören. Zudem gilt beim Rock: Er sollte das Knie umspielen. Beim Sitzen sollte nicht mehr als ein Drittel des Oberschenkels zu sehen sein. Auch da gilt im Sommer derselbe Dresscode wie im Winter.

Süddeutsche.de: Und welche Schuhe sind im Sommer erlaubt?

Geißler: Bei den Herren gelten ganzjährig dieselben Regeln: Geschlossene Schuhe gehören zum Anzug. Bei den Damen sind die Schuhe vorn immer geschlossen, hinten dürfen Riemchen sein. Flip-Flops und Sandalen haben im Büro nichts zu suchen.

Süddeutsche.de: Darf man im Sommer Haut zeigen?

Geißler: Grundsätzlich sollte ein durchschnittlicher Mitteleuropäer keine Haut im Büro zeigen. Das Auge reagiert auf hell - und wir haben überwiegend eine helle Hautfarbe. Daher ist auch ein bauchfreies Oberteil tabu. Das ist allerdings vielen Arbeitnehmerinnen ganz recht, denn wer will sich schon gern nur auf seinen Bauchnabel reduzieren lassen? Unter ein Kostüm oder einen Hosenanzug gehört eine Bluse, die die Schulter bedeckt. Wahlweise kann man ein blickdichtes T-Shirt oder einen Body tragen. Ärmel müssen diese Oberteile nicht zwangsläufig haben, denn bei Kunden- oder Kollegenkontakt trägt man ohnehin einen Blazer darüber.

Verzicht auf Synthetikfasern

Süddeutsche.de: Oft kommt - gerade im Sommer - auch die Unterwäsche zum Vorschein. Oder die Achselhemden der Herren zeichnen sich allzu deutlich unter dem kurzärmeligen Hemd ab.

Geißler: Die Unterwäsche sollte ein Geheimnis bleiben. Also: Keine String-Tangas, die aus dem Hosen- oder Rockbund hervorgucken, aber auch Büstenhalter, die sich allzu sehr unter dem Oberteil abmalen, sollten vermieden werden. Das gilt auch für die Unterhemden der Anzugträger - eines mit Trägern sieht selten hübsch aus, wenn das Sakko über der Stuhllehne hängt. Ganz ohne unter einem weißen Hemd ist allerdings auch nicht schön. Der Kompromiss: Ein weißes, anliegendes T-Shirt mit halbem Arm, der allerdings nie aus den Ärmeln des Hemdes herausschauen darf.

Süddeutsche.de: Lange galt die Regel, dass kurzärmelige Hemden im Büro tabu sind. Ist die überholt?

Geißler: Nein. Hemden mit langen Ärmeln sind Pflicht, wenn es um ein seriöses Outfit im Büro geht: Manschetten verschlossen, oberster Knopf zu, Krawatte mit schönem Knoten und in der richtigen Länge inklusive. Richtig liegt die Spitze der Krawatte auf der Spitze des Gürtels.

Süddeutsche.de: Wie verhält es sich mit Farben im Sommer?

Geißler: Je höher die Position, um so gedeckter die Farbwahl. Schwarz, grau, dunkelblau, braun heißt also die Farbauswahl. Im Sommer allerdings darf auch mal ein hellerer Anzug sein - wenn er der Situation angemessen ist. Auf sehr helles Beige oder Weiß sollte man allerdings verzichten.

Süddeutsche.de: Müssen Männer denn im Sommer immer ihr Sakko tragen? Oder dürfen sie auch hemdsärmelig im Meeting erscheinen?

Geißler: Erscheinen müssen sie immer mit Sakko. Es hängt von der Hierarchie ab, wie lange das Sakko in einem Meeting angezogen bleibt. Wenn der Ranghöchste sich auszieht, darf man nachziehen - vorher nicht. Das gilt aber nur bei firmeninternen Besprechungen. Beim Kunden bleibt die Jacke über dem Hemd. Immer.

Süddeutsche.de: Gibt es Materialien, die sich im Sommer angenehmer tragen als andere?

Geißler: Ein Business-Outfit besteht immer aus mehreren Lagen, daher findet man tatsächlich über die Materialien am besten zu einem erträglichen Körperklima. Leichte Baumwollstoffe sind da zu empfehlen. Leinen muss nicht sein. Denn zwar spricht die Modebranche von "Edelknitter" bei diesem Gewebe, aber auch Edelknitter ist Knitter. Ganz verzichten sollen Frauen und Männer gleichermaßen auf Synthetikfasern, denn die machen die Hitze noch schlimmer.

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