Bundeswehr:Ein Soldat muss kurze Haare tragen

Übergabe 'Landeskommando Hessen'

Nur Frauen ist ein Pfedeschwanz gestattet, besagt die Zentrale Dienstvorschrift A-2630/1.

(Foto: dpa)
  • Das Bundesverwaltungsgericht hat den Haar- und Barterlass der Bundeswehr bestätigt, demzufolge die Haare männlicher Soldaten kurz geschnitten sein müssen.
  • Ein 51-jähriger Stabsfeldwebel hatte gegen den Erlass geklagt. Er fühlte sich Frauen gegenüber diskriminiert.
  • Das Gericht stellte aber fest, dass die Regelung einer Überarbeitung bedarf.

Die Haare von männlichen Soldaten bei der Bundeswehr müssen kurz geschnitten sein. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigt. Es stellte aber auch fest, dass die Regelung innerhalb eines "überschaubaren Zeitraums" einer Überarbeitung bedarf. In dem verhandelten Haar- und Barterlass ist für Männer vorgeschrieben, dass Ohren und Augen nicht bedeckt sein dürfen. Das Haar sei so zu tragen, dass bei aufrechter Kopfhaltung Uniform- und Hemdkragen nicht berührt werden. Soldatinnen hingegen dürfen lange Haare tragen, wenn sie sich einen Zopf binden.

Dagegen beschwert hatte sich ein 51-jähriger Stabsfeldwebel. Er ist nach eigenen Angaben Anhänger der Gothic-Kultur. Die Szene fällt mit ungewöhnlichen Frisuren auf. Der Stabsfeldwebel möchte lange Haare tragen und beanstandete es als diskriminierend, dass er das anders als seine weiblichen Kolleginnen nicht dürfe. Die Unterscheidung sei mit dem Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz sowie mit dem Grundgesetz nicht vereinbar, argumentierte er. Zudem führte er an, früher sei Männern mit langen Haaren eine besondere Männlichkeit nachgesagt worden.

Das Bundesministerium der Verteidigung hingegen verteidigte die unterschiedlichen Erwartungen an das Erscheinungsbild von Soldatinnen und Soldaten. Sie berücksichtigten die gesellschaftlichen "Gepflogenheiten und Wertmaßstäbe". Das Ministerium argumentierte dabei mit dem Bestreben, mehr Frauen für den Wehrdienst gewinnen zu wollen: Die Regelung nehme Rücksicht darauf, dass Frauen das Tragen von Schmuck und langen Haaren als besonderen Ausdruck ihrer Weiblichkeit empfinden. Es handele sich um eine Maßnahme zur Förderung von Frauen in der Bundeswehr.

Geschlechterspezifische Vorschriften auch bei British Airways?

Unterschiedliche Frisurvorschriften für Männer und Frauen gibt es nicht nur bei der Bundeswehr. 2018 prangerte ein ehemaliger Mitarbeiter von British Airways die Fluggesellschaft an, wegen seiner Frisur diskriminiert worden zu sein. Er habe seinen Job verloren, weil er einen Dutt tragen wollte. Die Airline hätte seine langen Haare nur akzeptiert, wenn er sie unter einem Turban versteckt oder zu Rastazöpfen hätte flechten lassen. Das sei "lächerlich und sexistisch", sagte Sid Ouared. Solche Anforderungen hätte man niemals an eine Frau gestellt.

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