Blackberry-E-Mails nach Feierabend blockiert:Stille Nacht für VW-Mitarbeiter

Endlich Ruhe: Mehr als tausend Mitarbeiter von Volkswagen sind neuerdings nach Feierabend geschützt vor E-Mails vom Chef. Ihre Blackberrys haben nachts Sendepause. Der Betriebsrat hat der dauernden Verfügbarkeit der Angestellten den Kampf angesagt. Der Deal gilt aber nicht für alle.

Was für die einen Symbol der Modernität ist, halten andere für eine elektronische Fußfessel, mit der die Unfreiheit des Jobs nach der Arbeit ins Privatleben eingeschleppt wird: das Diensthandy. Der ständig erreichbare Mitarbeiter, der Anrufe und E-Mails notfalls beim romantischen Abendessen oder in der Badewanne beantwortet, ist das Ideal vieler Arbeitgeber. In der Diskussion um Burnout spielen die mobilen Technologien eine zentrale Rolle. In Wolfsburg hat der Betriebsrat von Volkswagen nun einen Aufstand gegen die dauernde Verfügbarkeit angezettelt.

Mehr als 1000 Mitarbeiter von Volkswagen können sich künftig darauf verlassen, dass sie nach Feierabend nicht mehr über ihren Blackberry mit Beruflichem belästigt werden. Eine neue Betriebsvereinbarung sieht vor, dass Angestellte mit Tarifvertrag eine halbe Stunde nach Arbeitsende nicht mehr über das Blackberry-Netz erreicht werden können. Der Server wird in dieser Zeit heruntergefahren, Unternehmens-E-Mails können nicht mehr empfangen werden. Erst eine halbe Stunde vor Beginn des nächsten Dienstes werden sie wieder hochgefahren.

Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass bei keinem VW-Mitarbeiter mehr während der Freizeit der Blackberry vibrieren und das rote Blinken eine Mail vom Chef ankündigen wird. Betroffen von der Vereinbarung sind lediglich 1154 Mitarbeiter, die im Rahmen eines Tarifvertrags angestellt sind. Für Tausende andere Arbeitnehmer des Unternehmens gilt der Deal nicht, weil sie entweder nicht tariflich geschützt sind oder in leitenden Positionen arbeiten.

"Die neuen Möglichkeiten der Kommunikation bergen auch Gefahren", zitiert die Wolfsburger Allgemeine Zeitung VW-Betriebsrat Heinz-Joachim Thust. Vor denen soll die Vereinbarung die Arbeitnehmer nun schützen. So könne den Erwartungen mancher Chefs ein Riegel vorgeschoben werden, dass Mitarbeiter sogar nachts auf E-Mails reagieren müssten, sagt Thust.

Auch wenn es dem Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) wirtschaftlich miserabel geht, setzen nach wie vor viele Unternehmen seine Geräte ein. Dass die Preise für das einstige Manager-Statussymbol gefallen sind, macht es für Firmen noch erschwinglicher, ihre Angestellten massenhaft damit auszustatten. Sie vertrauen auf die einfache Synchronisierung aller Daten über das RIM-eigene Netz. Die Geräte gelten auch als relativ sicher gegen Hacker.

Die Arbeitnehmervertreter sind bei VW in einer starken Position, auch, weil der Konzern so erfolgreich ist. 26 Prozent Umsatzplus erzielte das Unternehmen in den ersten neun Monaten des Jahres. Kurz vor Weihnachten ging in Wolfsburg einem Bericht der Braunschweiger Zeitung zufolge das 800.000ste dort produzierte Auto in diesem Jahr vom Band. Weltweit sollen es 2011 acht Millionen sein. Bis 2018 will VW zehn Millionen Autos im Jahr verkaufen und General Motors als größten Autobauer der Welt abgelöst haben.

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