Bildungsforschung:Millionen für Pisa

Deutsche Bildungsforschung soll "sichtbarer" werden. Deshalb investieren Bund und Länder 2,6 Millionen in Projekte wie die Pisa-Studie. Kritiker befürchten politische Einflussnahme.

Tanjev Schultz

Bund und Länder wollen die Bildungsforschung gemeinsam ausbauen und dafür 2,6 Millionen Euro im Jahr zusätzlich investieren. Künftig soll ein Verbund aus mehreren Instituten Schulstudien wie Pisa sowie nationale Vergleichstests organisieren. Das gaben Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), am Montag bekannt. München wird dabei zum neuen Zentrum des Pisa-Teams. Mit der neuen Struktur soll sichergestellt werden, dass verschiedene Studien aufeinander abgestimmt werden können.

Bildungsforschung: Die Pisa-Tests werden künftig von der Technischen Universität München betreut.

Die Pisa-Tests werden künftig von der Technischen Universität München betreut.

(Foto: Foto: dpa)

Sogenannte Bildungsstandards

Die KMK hat in den vergangenen Jahren sogenannte Bildungsstandards beschlossen, die bundesweit festlegen, was Schüler am Ende der Grundschule, zum Abschluss der Sekundarstufe und beim Abitur können sollten. Wie gut die Standards erreicht werden, testet das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin. Um diese Tests, mit denen 2009 erstmals Schüler geprüft wurden, auf die Pisa-Studie beziehen zu können, soll das IQB eng mit dem Pisa-Team zusammenarbeiten.

Außerdem sollen die Pisa-Tests künftig aus einer Hand betreut werden. Zentrum des Forschungsverbunds wird die Technische Universität München mit ihrer "School of Education", einer neuen Fakultät für Lehrerbildung unter der Leitung des Erziehungswissenschaftlers Manfred Prenzel.

An dem nationalen Pisa-Verbund beteiligen sich außerdem das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel und das Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt, das bereits die Pisa-Tests des Jahres 2009 betreut hat. Außerdem soll das Frankfurter Institut weiterhin regelmäßig einen nationalen Bildungsbericht vorlegen; der jüngste Bericht ist vor zwei Jahren erschienen.

Stärkerer Einfluss der Minister

Die Minister Schavan und Spaenle sagten, der neue Verbund werde die deutsche Bildungsforschung "international sichtbarer" machen, außerdem könnten "wir stärker Einfluss auf die Gestaltung der Untersuchungen nehmen".

Diese Formulierung kann bei Kritikern den Verdacht nähren, die Minister wollten den Forschern stärker in ihre Arbeit hineinreden. Das Konzept und die Interpretation der Schulstudien sind politisch heikel, die Unabhängigkeit der Forscher ist ein hohes Gut. In der Vergangenheit hatten sich mehrere Kultusminister über die OECD beschwert, die die Pisa-Studien auf internationaler Ebene organisiert und die immer wieder die deutsche Bildungspolitik kritisiert. Der nationale Verbund und das von den Kultusministern finanzierte IQB machen Deutschland nun aus Sicht der Politiker zumindest unabhängiger von der OECD.

Mit vereinten Kräften voran

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte am Montag, dass Bund und Länder die Bildungsforschung "mit vereinten Kräften voranbringen wollen". Allerdings benötigten die Schulen nicht immer nur Diagnosen, sondern auch eine gute Therapie, mahnte VBE-Chef Udo Beckmann. Er forderte, die Schulen besser auszustatten.

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