Bildungsexpertin:Herkulesaufgabe

Bildungsexpertin: Junge Menschen mit Verboten zu belegen, hält Astrid Aupperle für keine gute Lösung. Vielmehr bedürfe es neuer Konzepte für den sinnvollen Umgang mit digitalen Medien.

Junge Menschen mit Verboten zu belegen, hält Astrid Aupperle für keine gute Lösung. Vielmehr bedürfe es neuer Konzepte für den sinnvollen Umgang mit digitalen Medien.

(Foto: Alex Schelbert)

Astrid Aupperle von Microsoft hält neue Konzepte für den sinnvollen Einsatz von Tablets und Smartphones im Unterricht für notwendig.

Interview von Christine Demmer

Der Digitale Bildungspakt repräsentiert Unternehmer, Wissenschaftler, Bildungsexperten, kommunale Entscheider und Technologie-Spezialisten, die davon überzeugt sind, dass digitale Kompetenzen die Voraussetzung für beruflichen Erfolg und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind. Initiiert wurde der Pakt vom Softwareunternehmen Microsoft. Astrid Aupperle leitet in Berlin den Unternehmensbereich Gesellschaftliches Engagement.

SZ: Wie sind die Schulen in der Bundesrepublik im Hinblick auf die Digitalisierung aufgestellt?

Astrid Aupperle: Studien belegen, dass Deutschland bei der digitalen Bildung weit hinter anderen Industriestaaten zurückliegt. Digitale Medienkompetenz und der didaktische Einsatz von IT im Unterricht sind noch immer kein fester Bestandteil in der Lehrerausbildung. Die Mehrheit der deutschen Schulen hat keinen Internetzugang. Ein Großteil der Lehrer verzichtet auf den Einsatz digitaler Medien im Unterricht, da es ihnen an IT-Ausstattung mangelt. Wir verstehen uns als Partner von Schule und Politik, der mit technologischem Know-how und kostenlosen Bildungsinitiativen unterstützt.

Welche Haltung zeigen Lehrkräfte im Hinblick auf moderne Medien?

Viele Schulleiter und Lehrer sind sehr offen für das Thema und bitten um Unterstützung. Bislang bedeutet der Einsatz von IT im Unterricht ja oftmals extra Zeitaufwand und Wissen von einzelnen Personen. Es liegt in der eigenen Verantwortung von Lehrern, sich digitale Lernkonzepte anzueignen, sich weiterzubilden und ihre Schüler dabei zu unterstützen, digitale Kompetenzen zu erwerben.

Welche Reaktionen haben Sie von Eltern erhalten?

Eltern erleben, dass der Rechner und das Internet für Kinder nach der Schule ein fester Bestandteil ihres Alltags sind. Nach meiner Auffassung haben auch sie somit die Aufgabe, ihren Kindern den reflektierten Umgang mit digitalen Technologien beizubringen. Die Eltern haben Ansprüche an die Schule, den Einsatz neuer Lernformate und digitaler Lernumgebungen zu fördern, sind aber auch offen für außerschulische Angebote zur Unterstützung der Medienkompetenz ihrer Kinder.

Wie wirkt sich moderne Technik in der Schule auf die Kinder aus?

Der Einsatz von IT im Unterricht fördert zum einen die Medienkompetenz an sich, ermöglicht aber auch lebendigere Lernerfahrungen und nachhaltige Lernerfolge. Beim Lernen für den Unterricht spielen Computer und Internet eine wichtige Rolle. Drei von vier Kindern recherchieren mindestens einmal pro Woche etwas für die Schule im Netz. Jedes vierte Kind gibt zumindest an, dass es auf Plattformen wöchentlich Videos zu Schulthemen anschaut. Die zeigt, dass man den ständigen Umgang mit Handy und Computer in der Freizeit auch ins Positive drehen kann.

Pädagogen und Neurologen warnen vor den negativen Folgen der übermäßigen Nutzung digitaler Medien. Wie stehen Sie dazu?

Die Bedeutung von Handy und Computer für Jugendliche ist doch schon viel zu groß, als das wir hier noch in Verboten denken könnten. Vielmehr sollten wir die Reflexion zum sinnvollen Umgang fördern. Hierzu braucht es neue Konzepte, wie zum Beispiel Handys oder Tablets im Unterricht sinnvoll und mit klaren Regeln einzusetzen sind. Dabei geht es nicht nur um fachliche Kompetenz, sondern auch um das Erlernen von sozialen Kompetenzen durch die Teamarbeit am Computer.

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