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Arbeiten ist gar nicht so schwer. Komisch, dass (fast) alle Praktikanten die immer gleichen Fehler machen. Der Praktikanten-Knigge schafft Abhilfe. Es geht nämlich so ...

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Knigge: Lieber Praktikant, mach's besser

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Praktikanten haben es schwer. Sie kommen in ein völlig neues Umfeld, müssen sofort zeigen, was sie können - in der Regel haben sie nur ein paar Wochen oder Monate, um sich zu beweisen, ersetzen manchmal sogar erfahrene Kollegen und zum Dank gibt's häufig nicht mehr als ein Zeugnis. Der Praktikanten-Status ist einfach ungerecht. Das ist die eine Seite der Wahrheit.

Die andere Seite ist: Mitarbeiter, die von Praktikanten umgeben sind, haben es verdammt schwer. Monat für Monat haben sie einen oder gleich mehrere "Neue" zu betreuen. Das bedeutet: immer dieselben Fragen hören, immer dieselben Erklärungen geben. Das hält von der eigentlichen Arbeit ab und kann immens an den Nerven zerren.

Für den Praktikanten hat das aber ein Gutes: Wenn er alles richtig macht, kann er in Windeseile die Herzen seiner Umgebung erobern.

Wie das geht, erklären die folgenden zehn Knigge-Regeln. Es geht los mit ...

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Regel Nummer eins: Richtig einführen ...

Die erste Herausforderung ist die Vorstellungsrunde. Hier wird dem Praktikanten eine Frage gestellt: Was hast du bisher gemacht?

Eine (leider) typische Antwort darauf lautet: "Ja, äh, ich komme aus Guppenheim und, äh, hab halt Wirtschaft studiert und wollte jetzt, äh, mal so schauen, wie es hier so läuft." Aha. Diese Antwort ist: völlig daneben. Und das nicht wegen der "ähs" und "sos", sondern weil die neuen Kollegen sofort erschrecken: Offenbar haben sie hier einen ahnungslosen Laien vor sich. Er erwähnt mit keinem Wort, was er schon kann.

Und wie hieß er gleich noch mal?

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

"Ich bin Horst (oder Sonja). Ich wollte schon von Geburt an diesen Job machen. Darum war ich schon nach dem Kindergarten für zwei Monate in diesem Unternehmen und während des Studiums habe ich als Werkstudent bei der Konkurrenzfirma gearbeitet, dann hab ich mich in China und Japan umgeschaut und da hab ich dieses und jenes und sonstiges gemacht und jetzt möchte ich gerne Sie unterstützen. Besonders gut kann ich a und b und c und x und y und z."

Na, dann los. Und was, wenn du jetzt mit Robert oder Sabine angesprochen wirst, du aber doch in Wirklichkeit Horst oder Sonja heißt? Sehe milde darüber hinweg. Aber: Bringe bei jeder Gelegenheit deinen eigenen Namen ins Spiel (Melde dich zum Beispiel am Telefon bei internen Gesprächen immer mit den Worten "Hallo hier ist der Horst, der neue Praktikant ...")

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Regel Nummer zwei: Schön mithelfen ...

Was Praktikanten in der Regel noch nicht wissen, ist: der Arbeitsalltag ist gespickt von allerlei unerfreulichen Erlebnissen, die langjährige Mitarbeiter hin und wieder in Rage bringen können. Dazu gehören: dreckige Büroküchen, leere Kaffeekannen bei akuter Koffein-Unterversorgung, Drucker mit Papierstau, etc.

Die einfachste Art, sich unbeliebt zu machen, ist, solche unerfreuliche Erlebnisse zu schaffen. Das geht ganz einfach, zum Beispiel indem man seine schmutzige Kaffeetasse nicht korrekt entsorgt.

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Du findest den Weg in die Küche! Ganz bestimmt. Was jetzt ganz wichtig ist: Stell deine Tasse NICHT in die Spüle! Sie gehört nämlich in die Spülmaschine. Diese darfst du auch gerne mal ein- (oder sogar aus-?) räumen, statt das immer den Chef machen zu lassen.

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Regel Nummer drei: Telefoniere, aber richtig

Zugegeben, am Anfang ist alles ein bisschen viel - ein neues Arbeitsumfeld mit neuen Gesichtern, neuen Aufgaben, neuen PC-Programmen ... Deswegen wird am ersten Tag auch viel verziehen.

Aber irgendwann ist Schluss mit der Großzügigkeit bei Stammeleien dieser Art, die sich zwangsläufig im Laufe eines Telefonats ergeben:

"Äh, meine Telefonnummer? Moment .." (Praktikant tuschelt hektisch im Off, mit der Hand über dem Hörer: Hallo, du, äh!? Unsere Nummer, wie ist nochmal die Nummer hier?)

Oder:

"Wie? Verbinden? Ja, äh..." (Praktikant drückt verzweifelt sämtliche Knöpfchen am Telefon, bis er den Anrufer erfolgreich aus der Leitung geschmissen hat.)

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Du rufst jemanden an? Das gehört dazu und das auch: Schreibe dir die Telefonnummer an deinem Arbeitsplatz auf, bevor du zum Hörer greifst.

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Regel Nummer vier: Mitschreiben nicht vergessen

Wer viele Praktikanten kommen und gehen sieht, gewinnt den Eindruck, dass die jüngere Generation, der Praktikanten in der Regel entspringen, keine Notizbücher kennt. Auch Blöcke oder Ringhefte scheinen ihr unbekannt.

Denn selbst langatmigen, ausschweifenden und komplizierten Erklärungen hören Praktikanten geduldig zu, ohne sich auch nur eine einzige Notiz zu machen. Damit kann man zwar kurzfristig beeindrucken ("Der Mensch muss ja ein Gedächtnis haben!"), aber auch sehr schnell verärgern. Dafür braucht ein Praktikant nur die Frage zu stellen: "Äh, wie war das noch mal?"

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Du lernst viel? Perfekt. Schreibe dir auch immer alles schön auf, was dir gesagt und gezeigt wird. Das erspart dir unnötige Nachfragen.

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Regel Nummer fünf: Namen merken

Vorweg: Die Welt ist manchmal einfach ungerecht. Das bekommen Praktikanten häufig zu spüren. Die große Ungerechtigkeit ist: Sie leisten super Arbeit, aber keiner bietet ihnen im Anschluss einen festen Job an.

Die kleine Ungerechtigkeit ist: Keiner merkt sich ihren Namen. Jeder sagt Robert oder Sabine zu ihnen, wo sie doch Horst und Sonja heißen. Aber Wehe, sie vergessen einen Namen. Sofort nimmt ihnen der Kollege krumm, dass sie ihn mit "Halloduäh" angesprochen haben.

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Merke dir die Namen deiner neuen Kollegen (auch wenn sie immer Robert zu dir sagen ...). Sie könnten nie verstehen, warum du sie anders nennst.

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Regel Nummer sechs: Vorsicht, Smalltalk-Falle

Einem Praktikanten kann nichts Besseres passieren, als auf offene und zugängliche Kollegen zu treffen. Sie sind hilfsbereit, interessiert und nehmen ihn zum Mittagessen mit. Super.

Schlecht: Wenn es der Praktikant mit dummen Fragen schafft, das Arbeitsverhältnis unnötig zu trüben. Dafür braucht er nur zu fragen, was alle Praktikanten fragen, zum Beispiel: "Und? Wie lange bist du schon dabei?"

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Vermeide Fragen, die aller Wahrscheinlichkeit schon sehr, sehr oft gestellt wurden. Verzichte auch auf Fragen, die zu sehr ins Persönliche gehen ("Was, du hast schon ein Kind? Wie alt bist du denn?")

Was du dann fragen sollst? Wie wäre es mit Smalltalk-tauglichen Themen (Wetter, Urlaub etc.) Oder wie wäre es damit, mal zur Abwechslung nicht zu fragen, sondern etwas zur Unterhaltung beizutragen, also: selbst etwas zu erzählen.

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Regel Nummer sieben: Bitte nicht krümeln

Eine der Widrigkeiten des Praktikantenlebens ist die Suche nach einem Arbeitsplatz. Häufig gibt es keinen festen Schreibtisch, an dem sich der Praktikant einrichten kann. Stattdessen muss er immer mit den Plätzen vorlieb nehmen, deren echte Besitzer gerade in Urlaub, auf Termin oder krank sind.

Eine der Widrigkeiten im Leben eines Arbeitsplatzbesitzers ist: Er muss damit rechnen, dass ein Fremder seinen Platz erobert, sobald er in Urlaub, auf Termin oder krank ist. Aber er kommt wieder zurück und wehe, auf seinem schönen persönlichen Schreibtisch stapeln sich dann zerfledderte Zeitschriften. Wehe, sein Notizblock wurde von fremder Hand beschmiert. Wehe, seine Tastatur weist Kaffeeflecken auf. Wehe, sein Stuhl ist voller Krümel. Und wehe, er muss nur einer Spur Krümel folgen, um den Verursacher zu finden, der nun ein paar Räume nebenan sitzt.

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Verlasse einen fremden Arbeitsplatz so, wie du ihn vorgefunden hast! Pflege freundschaftliche Beziehungen zu Arbeitsplatz-Besitzern. Hilf ihnen ungefragt hin und wieder. Das alles erhöht deine Chance sehr, dass sie dir sogar einen Tipp geben, wann ihr Platz frei ist.

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Regel Nummer acht: Fragen sammeln

Selbst wer Regel Nummer vier befolgt, und immer schön alles mitschreibt, was ihm erklärt wird, kommt unweigerlich hin und wieder zu dem Punkt, wo er nicht weiter weiß. Das ist gar nicht schlimm. Und es gibt schnelle Abhilfe: fragen.

Aber bitte nicht so:

Praktikant (stürzt zur Tür herein): "Du, äh, ..."

Kollege: -

Praktikant (macht zwei Schritte vor): "HALLODUÄH!"

Kollege: (wendet ihm fragend den Kopf zu) -

Praktikant: "Du, ich muss gerade ganz schnell was für den Chef fertig machen. Kannst du mir ganzganzschnell helfen!?"

Kollege steht auf und hilft.

Eine Stunde später. Kollege arbeitet. Praktikant stürzt zu Tür herein.

Praktikant: "Du, äh?"

Kollege: -

Praktikant: "HALLODUÄH!"

Kollege: (wendet ihm den Kopf zu) -

Praktikant: "Ich habe gerade eine super Idee. Wie sage ich das am besten dem Chef?"

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Sammle deine Fragen, statt mit jeder einzelnen auf jemanden einzustürmen. Und: Warte bitte einen passenden Moment ab, um sie zu stellen.

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Regel Nummer neun: Nicht übertreiben

Das neue Arbeitsumfeld birgt viele Überraschungen: Die Computer sind älter als gedacht, manchmal wirken die Kollegen so abgebrüht und gar nicht begeistert. Aber, rumort es im Praktikanten, ich habe so eine tolle Idee!!! In der Besprechung brennt er so vor Begeisterung, dass er gar nicht mehr zuhört. Seine Idee. Seine Idee. Und dann wird sie abgeschmettert.

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Du hast viele Ideen? Super! Ziehe dennoch in Betracht, dass deine Kollegen im Laufe ihres Berufslebens auf manche davon auch schon mal gekommen sind.

Manchmal könntest du das Interesse und die Aufnahmefähigkeit der Kollegen erst sondieren, bevor du dir im Meeting unnötig lautstark eine Abfuhr holst.

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Regel Nummer zehn: Nicht zu schade sein

Praktikanten haben ein legitimes Ziel: Sie wollen etwas von ihrem Praktikum haben. Und nachdem sie für ihren Einsatz aller Voraussicht nach kein Job-Angebot bekommen, setzen sie gerne auf Ruhm und Ehre. Gewiefte Praktikanten wissen genau, was ihnen etwas bringt und was nicht. Das geben sie ihren neuen Kollegen dann auch zu verstehen. Zu viel unddankbare Routine-Arbeit? Nein, danke! Diese Einstellung ist nachvollziebar, wird beim Kollegen aber für eine saure Miene sorgen. Jetzt muss er's wieder machen. Wofür hat er eigentlich einen Praktikanten?

Lieber Praktikant, mach's besser, nämlich so:

Du willst hoch hinaus? Viel Erfolg! Erledige trotzdem auch Arbeiten, die dir womöglich lästig vorkommen, und selbst solche, für die du nicht sofort einen Verdienstorden bekommst.

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