Christoph Wortig, 40, ist Mitglied der Geschäftsleitung einer großen Bank. Seine Frau ist Marketing-Chefin bei einem Versicherungsmakler. Ihre Söhne sind neun und zwei Jahre alt; beide Elternteile arbeiten nach eigener Einschätzung "schon mal mehr als fünfzig Stunden die Woche".
"Wir zahlen pro Monat 1000 Euro für die Kinderfrau, die nachmittags da ist. Dazu 400 Euro für die Haushaltshilfe, 100 Euro für das Mittagessen in der Schule. Und knapp 300 Euro für die Kita des kleinen Sohnes. Insgesamt sind das fast 2000 Euro. Das mag ungeheuerlich wirken, aber wir haben uns von Anfang an darauf eingestellt. Unser Weg bedeutet eben, dass wir nicht den Lebensstandard kinderloser Doppelverdiener haben.
Zum Abendessen ist mindestens einer von uns Eltern zuhause; ein oder zwei Mal pro Woche schaffen wir es, dass alle vier gemeinsam dasitzen. Und die Wochenenden sind weitgehend für die Familie reserviert. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass ich wenig von den Kindern mitkriege - im Gegenteil. Ich glaube, ich habe guten Kontakt zu ihnen. Ich bin ganz sicher nicht jemand, den meine Kinder 'Onkel' nennen würden.
Spätschichten am heimischen Computer sind bei uns relativ selten; sie sind nur fällig in Phasen, in denen die Arbeit besonders viel fordert. Das Gute an unseren Jobs ist, dass wir uns die Arbeitszeiten selbst einteilen können. Ich kann meinen Kollegen sagen: 'Heute komme ich erst um 10 Uhr, weil ich mit meinem Sohn zum Arzt muss.' Das funktioniert, weil wir unsere Familiensituation in den Unternehmen transparent gemacht haben. Das heißt: Alle, die es wissen müssen, sind informiert, dass meine Frau genauso viel arbeitet wie ich.
Ob man in dieser Konstellation Karriere machen kann? Das Modell bringt nach meiner Erfahrung keinen Karriereknick. Trotzdem denke ich, dass es die Karriere verlangsamt: Ein Schritt, den ein Kollege in zwei Jahren macht, dauert bei mir vielleicht drei.
Mag sein, dass unser Familienleben tatsächlich nicht durch Entspannung geprägt ist. Gerade der klassische Samstag ist ein Tag, an dem lange To-do-Listen abgearbeitet werden müssen. Aber ich denke, Entspannung ist auch nicht das Wichtigste. Viel wichtiger ist, ob eine Familie mit ihrem Modell zufrieden ist. Und das sind wir."
Bilder: Grabowsky/phototek Protokolle: Felix Berth, Sarina Märschel