Bewerbungsratgeberin:"Persönliche Begegnung ist auch sehr wichtig"

Bewerbungsratgeberin: E-Learning-Kurse müssen besonders sorgfältig geplant und vorbereitet werden, glaubt Flavia Nebauer. Habe man den Kontakt zum Teilnehmer einmal verloren, sei das kaum rückgängig zu machen.

E-Learning-Kurse müssen besonders sorgfältig geplant und vorbereitet werden, glaubt Flavia Nebauer. Habe man den Kontakt zum Teilnehmer einmal verloren, sei das kaum rückgängig zu machen.

(Foto: privat)

Flavia Nebauer konzipiert einen Blended-Learning-Kurs, in dem Menschen mit ausländischen Hochschulabschlüssen lernen sollen, sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu präsentieren.

Interview von Christine Demmer

Flavia Nebauer wird erst noch Tutorin. Und zwar Tutorin eines von ihr selbst konzipierten Kurses. Die Diplom-Soziologin, die während ihres Studiums Erwachsenenbildung als Schwerpunkt gewählt hatte, entwickelt an der Hochschule Niederrhein einen Online-Kurs, der Menschen mit ausländischen Hochschulabschlüssen auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereiten soll. Dazu hat sie sich selbst erst mal eine Fortbildung zur E-Trainerin verordnet.

SZ: Was sollen die Teilnehmer in Ihrem Kurs lernen?

Flavia Nebauer: Sie sollen nach geeigneten Stellen recherchieren, passgenaue Bewerbungsunterlagen erstellen und in Vorstellungsgesprächen erfolgreich sein.

Geht das nicht im Klassenraum besser?

Gewiss, E-Learning ist für die meisten ungewohnt. Es besteht aber eine gute Chance, dass der Lernerfolg größer ist und länger anhält. Es gibt mehr Zeit für Übungs-, Reflexions- und Transferaufgaben. Mit Standard-Bewerbungstrainings ist unserer Zielgruppe, Menschen aus Ländern wie Syrien, Russland oder El Salvador, meist nicht geholfen. Diese Angebote treffen nicht ihre Bedarfe und bieten zu wenig Raum, um sich mit den eigenen Kompetenzen und Zielen auseinanderzusetzen. Unser Training ist als Blended-Learning-Kurs konzipiert. E-Learning wird also mit Präsenzveranstaltungen kombiniert, weil die Begegnung von Angesicht zu Angesicht eben auch sehr wichtig ist.

Gehört die Kursentwicklung zu den Regelaufgaben eines Tutors?

Nein, aber es kommt vor, dass Kursentwicklung und -begleitung von derselben Person übernommen wird.

Was müssen Sie als Tutorin von den Kursteilnehmern wissen?

Allem voran ihre Vorerfahrungen mit dem Thema und mit E-Learning, ihre Lernziele und ihre verfügbare Zeit für das Lernen. Das muss ich für die Planung eines Kurses wissen, und es hilft mir später auch in meiner Rolle als Tutorin. Eine sehr gute Vorbereitung ist hier noch wichtiger als beim Präsenzlernen. Hat man die Teilnehmer beim Onlinelernen einmal verloren, ist es sehr schwierig, sie wieder zurückzuholen.

Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Das didaktische Problem, ohne persönlichen Kontakt zu den Teilnehmern eine anregende Lernumgebung zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass wir unser Angebot durch die Verbindung von Präsenz- und Onlinelernen verbessern können, weil wir besser auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen eingehen können. Das Thema liegt den Teilnehmern sehr am Herzen. Davon hängt ihre berufliche Zukunft in Deutschland ab. Sie müssen nicht, sondern sie wollen lernen.

Was glauben Sie, was auf Sie als Tutorin zukommen wird?

Die Herausforderung wird sein, die Leute zu befähigen, sich den Stoff selbst zu erarbeiten und miteinander in den Austausch zu gehen. Besonders spannend finde ich die Frage, wie ich als Tutorin dafür sorgen kann, dass die deutsche Sprache kein Lernhindernis darstellt. Für die Teilnehmer ist das ja eine Fremdsprache. Ich muss auch darauf achten, dass die Gruppe nicht auseinanderfällt, zumal da die Kursteilnahme freiwillig und kostenlos ist. Das bedeutet: Ich muss über Form und Inhalt das Interesse der Teilnehmer wachhalten.

Wie werden Sie das anstellen?

Das lerne ich gerade. Ich weiß schon jetzt, dass es eine anspruchsvolle und vielseitige Aufgabe ist. Ich muss für eine gute Kursstruktur sorgen und durch einen guten Mix an Medien und Methoden Abwechslung schaffen. Und ich muss motivieren - zum Beispiel dadurch, dass Erfolge für die Teilnehmer sichtbar werden.

Woran machen Sie am Kursende den Erfolg fest?

Ich bin zufrieden, wenn ich am Ende immer noch alle Teilnehmer im Kurs habe, und wenn sie zurückmelden, dass sie davon profitiert haben. Sie sollten eine für sich passende Bewerbungsstrategie gefunden haben und mit Zuversicht auf Jobsuche gehen. Ein toller Nebeneffekt wäre, wenn sie auch ihre Deutschkenntnisse verbessern konnten.

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