Bewerbungsfotos:Lächeln oder nicht, das ist hier die Frage

Offiziell dürfen Arbeitgeber von Job-Kandidaten kein Foto mehr verlangen. Insgeheim erwarten die meisten aber immer noch ein Bild. Denn wie er sich präsentiert, verrät viel über den Bewerber. Doch wie sieht das perfekte Porträt aus?

Von Jutta Pilgram

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Bewerbungsfotos:Soll ich lächeln?

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Quelle: privat

Es gibt keine Regel, die Bewerber zum Lächeln zwingt. Der Fotograf Andreas Focke versucht beim Shooting zunächst herauszufinden, ob der Kandidat ein natürlicher Lächler ist. Wenn nicht, empfiehlt er einen freundlichen Gesichtsausdruck. Er rät seinen Kunden, sich in eine positive Stimmung zu versetzen: "Stellen Sie sich Ihren Traumjob vor. Und lächeln Sie dann mit geschlossenem Mund."

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Bewerbungsfotos:Soll ich ernst schauen?

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In jedem Fall gilt: Der Gesichtsausdruck muss zum angestrebten Job passen. "Ein angehender Praktikant darf breit lächeln, ein Kandidat für einen Vorstandsposten sollte sich weniger weich zeigen", sagt Focke. Den ernsten Blick unseres Kandidaten auf diesem Foto findet Bewerbungstrainerin Claudia Frieling allerdings unglaubwürdig: "Das sieht gestellt aus. Als wolle er extra böse schauen."

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Bewerbungsfotos:Geht auch ein Pulli?

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Von Verkleidungen raten beide Experten ab. "Der Bewerber muss sich wohl fühlen", sagt Focke. Gleichwohl dürfte ein Pullover einen Banker disqualifizieren, einen Waldorf-Lehrer eher nicht. Trainerin Frieling interpretiert dieses Foto als Statement: "Ich brauche keinen Anzug!" Auf sie wirkt der Kandidat kreativ ("wegen des wirren Haars"). Für einen Job in der Wissenschaft sei das Foto geeignet.

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Bewerbungsfotos:Wie wirken Gesten?

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"Ein Verkäufer-Foto", sagt Claudia Frieling. "Mir persönlich kommt der Typ zu nahe." Doch für Vertriebsinnendienstler sei das Bild vielleicht geeignet, der Kandidat wirke, als könne er sein Gegenüber leicht um den Finger wickeln. "Aber auch ein bisschen streberhaft." Focke findet die Geste klischeehaft und sogar ein wenig affig. "Das Telefon bringt keine Zusatzinformation für den Personaler."

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Bewerbungsfotos:Sind Privatfotos tabu?

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"Der Mann will Urlaub machen, aber keinen Job", sagt Fotograf Focke. Das Bild sei nett, doch die Wirkung verheerend. Trotzdem landeten Strandfotos nicht selten auf Personaler-Schreibtischen. Claudia Frieling findet, dass jedes Foto auf dieser Seite seine Berechtigung habe, sofern es zur Stelle passt: "Dieses Bild funktioniert, wenn man sich als Jugendfreizeitleiter oder Wasserskilehrer bewirbt."

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Bewerbungsfotos:Ist schwarz-weiß edel?

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Beide Experten sind sich einig: Farbig oder schwarz-weiß - es ist egal. Vor einigen Jahren habe man sich mit Schwarz-weiß-Fotografie von der Konkurrenz abheben können, doch diese Mode sei vorbei. Auf Claudia Frieling wirkt der Kandidat auf diesem Foto selbstbewusst und kompetent. "Aber auch konservativ und irgendwie alt im Kopf, ein harter Hund". Dasselbe Porträt in Farbe wirke weicher.

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Bewerbungsfotos:Ist bunt besser?

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Den blauen Hintergrund findet Focke langweilig. Vor einer monochromen Fläche wirke der Kandidat wie "ein blasser, konturloser Pfannkuchen". Ziegelwände oder andere auffällige Strukturen lehnt er aber auch ab, "der Hintergrund soll nicht vom Hero ablenken". Vorteilhaft seien Lichtverläufe, die eine minimale räumliche Tiefe herstellten, damit der Bewerber nicht am Hintergrund klebt.

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Bewerbungsfotos:Muss ein Profi ran?

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Ein Bewerbungsfoto ist eine symbolische Sache. Es zeigt nicht nur das Gesicht des Kandidaten, sondern auch, wie wichtig ihm die ausgeschriebene Stelle ist. "Personaler freuen sich über ein professionelles Foto", sagt Frieling. "Es zeigt, dass der Bewerber es ernst meint." Focke: "Wer erkennbar Privatfotos benutzt, signalisiert damit Sparsamkeit. Und dass ihm die Bewerbung nicht viel wert ist."

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Bewerbungsfotos:Welches Format ist gut?

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Ob quadratisch oder quer - Focke hält viel davon, mit Formaten zu experimentieren. Auf diesem Foto sei der Blick des Kandidaten aber ein wenig zu unterwürfig. Er schaue zu sehr von unten herauf. Auf Frieling wirkt er sensibel, zurückhaltend und fleißig: "Diesem Trainee kann man alles auf den Schreibtisch packen." Grundsätzlich fällt ihr auf: "Egal wie er guckt, man sieht ihm die Intelligenz an."

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Bewerbungsfotos:Wie wirkt ein Ausschnitt?

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Ein Foto hart anzuschneiden, findet Focke nicht völlig daneben, in diesem Fall aber zu heftig. "Ein bisschen Kleidung und Haare sollte man schon sehen. Sonst kann man sich schlecht vorstellen, wie der Kandidat beispielsweise auf einen Kunden wirkt." Frieling kennt angeschnittene Porträts vor allem bei Bewerbern aus kreativen Berufen, hier findet sie den Ausschnitt aber "unglücklich".

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Bewerbungsfotos:Ist Photoshop hilfreich?

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Sollte man sein Foto am Computer nachbearbeiten? Focke rät ab. Nur wer Bildbearbeitungsprogramme gut beherrscht, kann es wagen. Spielereien wie farbige Hintergründe seien nicht zielführend. Bei der kosmetischen Retusche ist Focke entschieden: "Ich mache alles weg, was auch von selbst verschwindet, also Herpesbläschen, Rasurschnitte oder Augenringe. Totalumbauten mache ich nicht.

Der Kandidat: Irgendwann ist es so weit: Die erste Bewerbung steht - nun fehlt nur noch das passende Foto. Nicht schlecht, wenn man gleich mehrere Porträts zur Auswahl hat. So wie Alexander Roth. Der 24-Jährige hat seinen Bachelor in Geographie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gemacht. Nun folgt der Master im Fach "Sustainability Sciences" an der Uni Lüneburg. Roth möchte sich auf marktorientiertes Nachhaltigkeitsmanagement spezialisieren.

Die Experten: Andreas J. Focke ist Fotograf in München. Nach dem Studium der Visuellen Kommunikation hat er sich unter anderem auf Bewerberporträts spezialisiert.

Claudia Frieling ist Inhaberin der Bewerbungsmanufaktur in Münster. Die Diplom-Betriebswirtin hat im Personalwesen unter anderem bei Robert Bosch und British Airways gearbeitet.

© SZ vom 2.4.2011/holz
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