Bewerber im Internet:"Das Geld stimmt - aber den Job hasse ich"

Unbedachte Äußerungen im Netz können die Karriere kosten. Wollen Bewerber peinliche Bilder und Kommentare löschen, ist das harte Arbeit - aber es klappt.

Oliver Buschek

Es war ein Satz, wie er unter Freunden in einer Kneipe hätte fallen können: "Cisco hat mir einen Job angeboten. Jetzt muss ich abwägen zwischen einem fetten Gehaltsscheck und der Tatsache, dass ich den Job hassen werde." Doch die Amerikanerin beklagte ihr Dilemma nicht in privatem Kreis, sondern im Internetdienst Twitter, der derzeit so beliebten Quasselbude, in der jeder mitreden kann - und mitlesen. Prompt wurde die Arbeitssuchende dort von einem Cisco-Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass sich der zuständige Personalmanager bestimmt für ihre Einstellung gegenüber dem neuen Job interessieren würde.

Bewerber im Internet: Ein unbedachter Kommentar auf einer Website kann schnell die Karriere kosten.

Ein unbedachter Kommentar auf einer Website kann schnell die Karriere kosten.

(Foto: Foto: dpa)

Feuchtfröhliche Partyfotos

Dieser Fauxpas zeigt einmal mehr: Das "Ego-Googlen", also die Suche nach dem eigenen Namen, sollte inzwischen eine Selbstverständlichkeit für jeden sein, der sich um eine Stelle, ein Praktikum, Stipendium oder auch um eine Auszeichnung bewirbt. Für online-aktive Zeitgenossen beginnt dann möglicherweise die harte Arbeit: All die Bilder, Blog-Kommentare oder Forumseinträge löschen, die ein schlechtes oder irreführendes Bild zeichnen könnten. Von feuchtfröhlichen Partyfotos bis hin zu Diskussionsbeiträgen in Online-Foren für chronisch Kranke.

Bei Inhalten, die man selbst kontrollieren kann, fällt das Löschen leicht - etwa auf der eigenen Homepage. Allerdings wird die Änderung dann nicht sofort bei Google sichtbar. Im Zwischenspeicher (Cache) der Suchmaschine ist der alte Inhalt womöglich noch bis zu acht Wochen verfügbar. Google bietet daher ein "Tool zum Entfernen von Webseiten" an (google.com/webmasters/tools/removals), das die Aktualisierung beschleunigt. Stehen die verfänglichen Texte oder Bilder in fremden Foren oder Blogs, hilft oft eine freundliche Mail an den Betreiber. Sollte sich dieser zieren, können sich beide womöglich darauf einigen, zumindest den Namen unkenntlich zu machen.

Eine wahre Sisyphusarbeit

"Ein Rechtsanspruch darauf, einmal getätigte Äußerungen zu löschen, besteht nicht", sagt die Düsseldorferin Susanne Wilberg. "Nur wenn jemand anderes diffamierend oder verleumderisch über Sie geschrieben hat, haben Sie juristisch etwas in der Hand." Die Rheinländerin betreibt das Entfernen von unliebsamen Internetspuren professionell. Ihr Unternehmen "Dein Guter Ruf" bietet an, imageschädigende Einträge zu löschen - für 29 Euro 99 pro Stück.

Ähnlich arbeiten Konkurrenten wie "Saubere Weste" oder das US-Vorbild "Reputation Defender". Diese Dienstleister ersparen ihren Kunden nervenaufreibende E-Mail-Wechsel mit Seitenbetreibern - oder auch die Mühe, den Betreiber überhaupt ausfindig zu machen, was vor allem bei ausländischen Websites eine wahre Sisyphusarbeit sein kann. Was einmal drin steht im Netz, ist also womöglich nur schwer wieder herauszubekommen.

Auf der nächsten Seite: Welche Datenschutz-Einstellungen User beachten sollten - und wie sie das Internet auch für sich arbeiten lassen können.

"Das Geld stimmt - aber den Job hasse ich"

Auf Datenschutz-Einstellungen achten

Weswegen sich diejenigen Nutzer leichter tun, die von vornherein darauf achten, nicht zu viel Privates in die Internetöffentlichkeit gelangen zu lassen. Wer sich in Blogs oder Foren zu Wort meldet, gibt besser nicht seinen vollen Namen an und verwendet auch keine E-Mail-Adresse, aus der sich der Name erschließen lässt.

Auch Twitter-Nutzer sollten entweder ihre Identität für sich behalten - oder sich auf Äußerungen beschränken, zu denen sie vor Freunden, Kollegen und potentiellen Chefs stehen können. Die Option "Protect my tweets" sorgt dafür, dass nur die registrierten Leser mitbekommen, was man dort von sich gibt. Auch die Bewerberin bei Cisco hat sich nach ihrer Kommunikationspanne so vor fremden Lesern geschützt.

Chancen für Selbstdarstellung nutzen

Gelegentlich suchen Unternehmen auch in sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing oder StudiVZ nach Details über Bewerber. Es lohnt sich also auch hier, ein wenig Zeit auf die Datenschutz-Einstellungen zu verwenden. So lässt sich teilweise sehr genau regeln, ob alle Informationen, einschließlich Hobbys und durchzechten Nächten, für jedermann verfügbar und bei Google auffindbar sein sollen - oder ob dieses Wissen auf die akzeptierten Kontakte beschränkt bleibt.

Wer jedoch aus dem Interesse der Unternehmen an persönlichen Spuren im Internet den Schluss zieht, sich online am besten unsichtbar zu machen, nimmt sich auch die Chancen, die das Netz für die Selbstdarstellung bietet. Sind doch sozial engagierte, sportlich aktive und vielseitig interessierte Mitarbeiter bei Personalchefs gefragt. "Wenn ich ein Profil in einem sozialen Netzwerk anlege, das mich mit einem guten Foto und all meinen Vorzügen präsentiert, verdrängt das bei Google schlechte Partyfotos weiter nach hinten", sagt der Münchner Kommunikationsberater und Blogger Klaus Eck. Er rät, das Netz zu nutzen, um Vertrauen zu schaffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: