Besser Präsentieren:Jetzt rede ich!

Michel Abdollahi

Was am besten gegen Nervosität hilft: Übung. Die hat Poetry-Slam-Profi Michel Abdollahi (hier bei einer Veranstaltung in Hamburg) auf jeden Fall.

(Foto: dpa)

Ob Kunden-Präsentation oder Ansprache beim Firmenjubiläum - irgendwann müssen die meisten Arbeitnehmer vor Publikum sprechen. Die besten Tipps für einen gelungenen Vortrag.

Von Viola Schenz

Einen Vortrag halten. Es gibt tatsächlich Menschen, die freuen sich auf so was. Die finden nämlich auf einem Podium genau die Beachtung, die sie suchen. Aber mal ehrlich: Es handelt sich dabei um eine vernachlässigbare Minderheit, die meisten kriegen schon beim Stichwort "Mikrofon" Herzklopfen und feuchte Hände. Dabei macht es für sie keinen Unterschied, ob es um die Kurzpräsentation im Kollegenkreis geht oder um die Ansprache beim Firmenjubiläum im Festsaal.

Doch egal wie nervös man ist und für wie untauglich man sich hält - auch das Präsentieren lässt sich trainieren, und gegen die Horrorszenarien gibt es gute Ratschläge. Man kann so einiges vorbereiten und rechtzeitig klären - und damit einen Großteil der Nervosität aus dem Weg räumen. Und man kann lernen: von schlechten Rednern genauso viel wie von guten; denn die schlechten zeigen einem, was man besser vermeidet.

So kann es durchaus hilfreich sein, den Ort des Geschehens vorab zu erkunden. Rechtzeitig da sein und sich mit Podium und Auditorium vertraut machen, ein Mikrofontest schadet auch nicht. Auf diese Weise lässt sich bei Bedarf nachbessern. Und die Nervosität sinkt, weil das Ambiente bekannt ist. Auch auf Kleinigkeiten kann es ankommen: Um stilles Wasser bitten, bei Sprudel müssen manche aufstoßen, das kann ziemlich irritieren.

Das Publikum ist nicht der Feind

Genauso wie den Ort sollte man bestenfalls auch sein Publikum kennen. Sitzen dort Laien oder Experten, Senioren oder Jugendliche, Azubis oder Akademiker? Das ist entscheidend. Wer sein Auditorium überfordert oder langweilt, hat es verloren. Wenn möglich sollte man sich vorher, etwa beim Empfang, mit den Zuhörern bekannt machen ("Schön, dass Sie da sind!"), das macht vertraut und sympathisch.

Das Publikum ist nicht der Feind, sondern es ist gekommen, weil es erfahren will, was jemand zu sagen hat. Und wenn schon vom Publikum die Rede ist: So oft es geht, sollte man in die Augen schauen. Blickkontakt schmeichelt den Zuhörern, und sie fühlen sich ernst genommen. Noch besser: zwischendurch direkt ansprechen ("Die Dame in der zweiten Reihe mit dem blauen Blazer..."), das schafft Vertrauen.

Präsentieren ist auch die Kunst des Weglassens

Es sollten also möglichst viele, aber es muss nicht alles angesprochen werden. Beschränken tut jedem Vortrag gut, Präsentieren ist auch die Kunst des Weglassens. Eine klare Botschaft ist wichtiger als das gesammelte Wissen. Lieber eine gute Anekdote statt vieler Fakten. Das Publikum kann sich eh nur Bruchteile merken, also aufs Wesentliche reduzieren - in einfachen Worten und kurzen Sätzen.

Je länger nämlich die Sätze, desto größer das Risiko, den Faden zu verlieren oder sich zu versprechen. Und doch sollte man sich nicht vor Versprechern fürchten: Verhaspeln ist Teil der menschlichen Natur. Nicht perfekt zu sein - das wirkt auf das Publikum eher sympathisch.

Pausen und Präsenz

Was außerdem sympathisch macht, sind Pausen. Für Redner wie für Zuhörer sind sie eine Erholung und eine Gelegenheit, die Gedanken zu sammeln und die Spannung zu steigern. Wer erleben möchte, wie gut Sprechpausen tun, möge sich auf Youtube eine beliebige Rede des Rhetorikgenies Barack Obama ansehen.

Und wenn hier schon von Obama die Rede ist: Man kann von der katzenhaften Eleganz dieses amerikanischen Präsidenten auch prima lernen, beim Reden nicht einfach nur herumzustehen. Präsentation braucht Präsenz. Wer sich die ganze Zeit am Pult festkrallt, wirkt entsprechend verkrampft. Wer sich durch den Saal oder zumindest über das Podium bewegt, wer gestikuliert, zeigt Enthusiasmus für seine Botschaft. Natürlich braucht solche Motorik eine gewisse Routine, aber irgendwann muss man ja damit beginnen.

Aber was wäre all diese Vorbereitung ohne eine entsprechende Nachbereitung? Solange die Eindrücke frisch sind, aufschreiben, was gut lief und was schlecht. Solche Notizen sind wiederum die beste Vorbereitung fürs nächste Mal.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: