Berufsweg:Echte Mandanten

Berufsweg: Rechtsanwältin Sally Uhlmann.

Rechtsanwältin Sally Uhlmann.

(Foto: Privat)

Erst die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, dann das Studium: Eine Juristin erzählt, welche Vorteile das hat.

Interview von Christian Noe

Manche Azubis zieht es nach der Ausbildung an die Uni. Zum Beispiel Sally Uhlmann. Die Rechtsanwaltsfachangestellte begann mit dem Jurastudium und ist seit 2014 als Rechtsanwältin zugelassen.

SZ: Haben Ausbildung und Berufserfahrung die Uni-Jahre erleichtert?

Sally Uhlmann: Der Praxisbezug und der Umgang mit den juristischen Fachbegriffen haben in den ersten Semestern geholfen. Während des Referendariats, also der Praxiszeit, waren die Vorteile noch deutlicher. Die gesamte Büroorganisation und das Arbeiten bei Gericht kannte ich schon. Ebenso die Zwangsvollstreckung, die in der Ausbildung eine große Rolle spielt.

Hatten Sie Kommilitonen mit vergleichbaren Biografien?

Bei Jura gibt es nur wenige Quereinsteiger. 95 Prozent waren fünf Jahre jünger als ich und kamen direkt von der Schule. Ihnen fiel das stetige Lernen noch leichter als mir. Und ich habe oft viel hinterfragt.

Haben Sie nebenbei gearbeitet?

Ja, durchweg. Unter anderem in verschiedenen Kanzleien und in einer Schuldnerberatung. Durch die Ausbildung war ich dann keine studentische Hilfskraft, sondern Fachkraft. Da ich oft Klageschriften und die Gerichtskorrespondenz verfasst habe, fiel mir auch das Formulieren während der Klausuren im Zweiten Staatsexamen wesentlich leichter. Während des Studiums arbeitet man mit vorgefertigten Sachverhalten, die eigentlich keine Fragen offenlassen. Im Referendariat wird man hingegen mit realen Problemen konfrontiert. Der Sachverhalt steht nicht fest auf einem Blatt Papier, sondern man sitzt einem Mandanten gegenüber, der etwas mitteilt, was dann rechtlich einzuordnen ist. Das Wesentliche ist vom Unwesentlichen zu trennen. Auch hier war meine Berufserfahrung und das studienbegleitende Arbeiten gewinnbringend.

Inzwischen bearbeiten Sie Ihre ersten eigenen Mandate. Wovon profitieren Sie außerhalb der rein juristischen Ebene?

Die gesamte Büroorganisation fällt mir leicht. Man weiß betriebswirtschaftlich, wie zu kalkulieren ist, um eine Kanzlei aufrechtzuerhalten und was hereinkommen muss. Das fängt bei Miete und Büroausstattung an und hört bei der privaten Vorsorge auf. Das ist gerade jetzt am Anfang sehr wichtig, da ich noch kein Personal beschäftige. Allein dass ich das Zehn-Finger-System und das anwaltliche Vergütungsrecht beherrsche, bringt enorme Vorteile. Denn wie man seine Akten nach Mandatsbeendigung abrechnet, lernt man nicht im Studium.

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