Berufstätige Frauen in Japan:Im Land des Hechelns

In Japan kämpfen berufstätige Frauen gegen ein überhöhtes Mutterideal und eine zutiefst patriarchale Gesellschaft. Ihr Ausweg: Sie gründen ihre eigenen Unternehmen.

Reportage von Julia Rothhaas

Als Miu fünf Monate alt ist, beginnt Emi Kadoi wieder zu arbeiten. So wie schon nach der Geburt ihres ersten Kindes. Dieses Mal wäre sie gern länger daheimgeblieben, aber ihr Arbeitgeber, ein Verlag, erlaubt das nicht.

Dass Emi Kadoi nun Mutter von zwei kleinen Kindern ist, interessiert im Büro nach ihrer Rückkehr niemanden. Sie will ihren Traumjob als Redakteurin auf keinen Fall verlieren, also versucht sie, beides möglich zu machen: Familie und Beruf.

Gegen 18 Uhr holt sie ihre Kinder aus der Krippe, versorgt sie und kehrt ins Büro zurück, sobald ihr Mann nach Hause gekommen ist. Irgendwann nach Mitternacht fährt sie mit einem Taxi heim, zu dieser Uhrzeit fahren die U-Bahnen in Tokio nicht mehr. Um sechs Uhr morgens klingelt ihr Wecker wieder. Auch am Wochenende.

"Meine Chefin meinte, ich wäre gierig, weil ich Job und Familie haben wolle", erzählt die 47-Jährige Anfang Oktober in einem Restaurant im Tokioter Stadtteil Ebisu. "Und nun, da ich beides habe, müsse ich eben auch härter dafür arbeiten." Doch nach sechs Jahren bricht sie auf der Straße zusammen. Zweimal hintereinander. Und sieht ein: So geht es nicht weiter. Sie kündigt.

Berufstätige Frauen in Japan: "Meine Chefin meinte, ich wäre gierig, weil ich Job und Familie haben wollte", erzählt Emi Kadoi aus Tokio.

"Meine Chefin meinte, ich wäre gierig, weil ich Job und Familie haben wollte", erzählt Emi Kadoi aus Tokio.

(Foto: Marisa Shimamoto)

Ihre Tochter Miu ist mittlerweile 14 Jahre alt und Emi Kadoi ohne Job. Sie findet keine feste Stelle mehr, bis heute werden ihr nur Teilzeitjobs oder befristete Verträge angeboten. Ihr Ausweg: sich als Expertin für interne Kommunikation selbstständig machen. Wie das genau aussehen soll, weiß sie allerdings noch nicht.

Co-Working-Space im Erdgeschoss, darüber WG-Zimmer

Diese Frage hatte Norie Mizutani schnell beantwortet, als sie sich ein zweites Kind wünschte: Sie gründete ihre eigene Immobilienfirma, anstatt sich wieder das Gejammer über ihre anstehende Elternzeit von Vorgesetzten anzuhören.

Den Großteil der Arbeit erledigt sie von zu Hause aus; zu den Besichtigungsterminen nimmt sie Tochter und Sohn anfangs mit. Ihre ersten Kunden gewinnt sie irrsinnigerweise, weil sie in einer Fernsehreportage über Frauen auftaucht, die an ihrer Selbstständigkeit gescheitert sind.

Land

Japan hat 127 Millionen Einwohner, allein etwa 36 Millionen leben in der Metropolregion um Tokio, Yokohama, Kawasaki, Saitama. Das Land ist nach den USA und China die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, auch das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist eines der höchsten weltweit (38 491 US-Dollar).

Heute sitzt sie im angesagten Tokioter Stadtteil Kagurazaka in einem zweistöckigen Haus, das sie von ihren Gewinnen gekauft hat. Im Erdgeschoss hat sie einen Co-Working-Space eingerichtet, in den beiden oberen Geschossen gibt es acht WG-Zimmer für Frauen, ihr Hauptgeschäftsfeld. 18 solcher Wohngemeinschaften hat sie mittlerweile eingerichtet, obwohl das Wohnen mit Fremden in Japan nach wie vor unüblich ist.

Mit ihrer Geschäftsidee möchte sie jungen und alleinstehenden Frauen die Chance geben, Karriere zu machen. "Viele wohnen in Gemeinschaftsschlafräumen, weil sie sich keine Wohnung in Tokio leisten können", sagt die 45-Jährige. "In einer WG haben sie ihr eigenes Zimmer, können mitten in der Stadt wohnen und bekommen so die besseren Jobs. Und sie sparen Geld, um später eine Eigentumswohnung zu finanzieren oder sich selbstständig zu machen."

"Mein Mann dachte, mein Geschäft sei ein neues Hobby"

Norie Mizutani rät allen Frauen, die sie kennt, zur Selbstständigkeit. Allerdings empfiehlt sie, damit bis kurz nach der Hochzeit zu warten. "Das ist eine Art Sicherheit. Wenn es nicht gut läuft, gibt es wenigstens noch das Einkommen des Mannes."

Lebenserwartung

86,41 Jahre werden Frauen in Japan alt. Damit haben sie die höchste Lebenserwartung der Welt, so das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Wer in Japan 80 Jahre alt wird, kann als Frau eine durchschnittliche weitere Lebenszeit von 11,59 Jahren erwarten.

Ihr eigener Mann hat sich nie dafür interessiert, was sie macht. "Er dachte, mein Geschäft sei ein neues Hobby. So was wie ein Sprach- oder Tanzkurs." Als sechs Angestellte für sie arbeiteten, kündigte er seinen Job in der Versicherungsbranche. Seine Annahme: Wenn eine Frau so was schafft, dann er erst recht. Doch schon bald musste er Insolvenz anmelden. "Das war der Moment, als er anfing, mir das erste Mal in unserer Ehe im Haushalt zu helfen", sagt Mizutani und grinst.

Nach dem ersten Kindes kehren nur drei von zehn Japanerinnen in den Beruf zurück

In Japan, dieser traditionellsten aller Industriegesellschaften, beginnt sich etwas zu verändern. Frauen wollen und können nicht länger hinnehmen, dass es für sie nicht möglich sein soll, eine Familie zu haben und gleichzeitig beruflich erfolgreich zu sein.

Zwar ist 2014 die Zahl der berufstätigen Frauen in Japan erstmals seit 15 Jahren gestiegen, auf 66 Prozent, so die Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Doch nach der Geburt des ersten Kindes kehren sieben von zehn Japanerinnen nicht mehr in den Beruf zurück. Und drei Viertel der berufstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit und bleiben damit unter ihren Möglichkeiten.

Berufstätige Frauen in Japan: Nach der Geburt eines Kindes kehren japanische Frauen meist nicht in ihren Job zurück. Oft nehmen sie Teilzeitjobs an oder bleiben ganz daheim.

Nach der Geburt eines Kindes kehren japanische Frauen meist nicht in ihren Job zurück. Oft nehmen sie Teilzeitjobs an oder bleiben ganz daheim.

(Foto: Marisa Shimamoto)

"Frauen haben in Japan definitiv nicht die gleichen Chancen wie Männer", sagt Kaku Sechiyama, Professor für Gender Studies an der Universität Tokio. Der 52-Jährige kramt in seinem chaotischen Büro eine Grafik hervor. "Der weibliche Anteil an der arbeitenden Bevölkerung ist bei den jungen Erwachsenen noch sehr hoch," erklärt er. "Aber mit Ende zwanzig bricht die Kurve massiv ein, dann nämlich, wenn das erste Kind kommt."

Eine kinderlose Frau? Gilt als Verliererin

Wer als Frau keine Kinder bekommen hat, wird als "makeinu" bezeichnet, ein im Kampf geschlagener Hund, ein Verlierer. Doch wer sich für Kinder entscheidet, muss dafür seine beruflichen Träume aufgeben. Gekündigt wird heute nicht mehr gleich nach der Hochzeit, wie es lange üblich war, sondern wenn das erste Kind kommt. "Erst mit Mitte vierzig kehren die Frauen zurück in den Beruf, allerdings in Teilzeit - was Beförderungen und ein höheres Einkommen so gut wie ausschließt ", so Sechiyama. Einmal Elternzeit und der alte Job ist weg.

Berufstätige Frauen in Japan: "Frauen haben hier definitiv nicht die gleichen Chancen wie Männer": Kaku Sechiyama, Professor für Gender Studies an der Universität Tokio

"Frauen haben hier definitiv nicht die gleichen Chancen wie Männer": Kaku Sechiyama, Professor für Gender Studies an der Universität Tokio

(Foto: Marisa Shimamoto)

Wie dringend das Land allerdings Frauen benötigt, gesteht mittlerweile auch der japanische Premierminister Shinzo Abe ein und sagt: "Frauen sind die am wenigsten genutzte Ressource der Nation." Das Land am Rande der Deflation könnte sein Bruttoinlandsprodukt durch eine stärkere Förderung von Frauen langfristig um etwa 13 Prozent erhöhen, errechnete Goldman Sachs im Mai 2014. Hinzu kommt, dass Japan mit seinen 127 Millionen Einwohnern in nur 30 Jahren 26 Millionen Menschen weniger haben wird. Kein Land der Welt altert und schrumpft so schnell.

Das Frauenproblem ist ein Symptom einer Wirtschaft, die es lange verschlafen hat, sich zu modernisieren. Dem Fortschritt und der Effizienz der Boom-Jahre steht heute ein Land mit einer überalterten Bevölkerung und einer geringen Geburtenrate gegenüber, eine reine Leistungsgesellschaft mit unmenschlichen Zügen, kaum Zuwanderung, fehlenden Fach- und Pflegekräften und großer Konkurrenz aus anderen asiatischen Ländern. Frauen, die in diesem Klima nicht gleich ganz auf eine Familie verzichten wollen, bleiben dem Arbeitsmarkt entweder fern oder versuchen irgendwie, Familie und Beruf zu vereinbaren - und kommen dabei unweigerlich an ihre Grenzen.

Bei den Arbeitszeiten in Japan gilt: je länger, desto besser

"Wenn man an der Situation der Frauen etwas ändern möchte, muss man vor allem die Arbeitszeiten ändern", sagt Genderforscher Kaku Sechiyama. In Japan gilt: je länger, desto besser. Zwar gibt es offiziell eine 40-Stunden-Woche, aber so lange noch Vorgesetzte im Büro sind, gehen auch die Angestellten nicht. Nach den Überstunden werden bei Sake und Karaoke die Jobs untereinander verteilt und Pläne geschmiedet, "nominication" nennt sich das dann, eine Wortschöpfung aus "nomu" (Trinken) und "communication".

Überstunden

2014 kam ein Vollzeitangestellter im Schnitt auf 173 Überstunden, sieben Stunden mehr als 2013. Manche Unternehmen versuchen den Wandel: Das Handelshaus Itochu verlangt etwa von seinen Mitarbeitern, um 20 Uhr nach Hause zu gehen.

Da bleibt kaum Zeit für ein Leben neben dem Beruf. "In Familien, in denen beide Partner Vollzeit arbeiten, beteiligt sich der Mann durchschnittlich eine Stunde am Tag an der Hausarbeit. Die Frau hingegen ist etwa 4,3 Stunden lang beschäftigt", sagt Kaku Sechiyama. "Würden sich beide die Arbeit gerecht teilen, könnten Frauen auch Vollzeit arbeiten." Der Forscher und Vater von zwei Kindern lebt das, was er predigt: Er war in seiner Familie für das Bringen und Holen aus dem Kindergarten zuständig, bis heute ist er der Abendessen-Beauftragte.

Die patriarchalen Strukturen wirken tief

Solche Arrangements sind noch selten, die meisten jungen Japanerinnen sehen das alte Rollenmodell als Norm. Die Unternehmerin Mikiko Fujiwara sagt: "Wenn ich die Frauen in meinen Kursen frage, ob sie Karriere machen wollen, sagen 70 Prozent sofort Nein. Sie denken noch nicht einmal darüber nach; sie gehen einfach davon aus, dass man Job und Familie nicht verbinden kann."

Fujiwara selbst hatte beides: Bis vor zehn Jahren arbeitete sie als Investmentbankerin in London, sie hat zwei Kinder und vor allem einen Mann, der sie unterstützt. Lange dachte sie, Japan würde sich in Sachen Frauen und Wirtschaft irgendwann mal ändern. "Aber nichts ist passiert. Also fand ich, es ist höchste Zeit, damit anzufangen."

Die Endfünfzigerin ist wohl am besten mit dem Wort akkurat zu beschreiben: ein perfekt geschnittener Bob, ein perfekt sitzender Tweed-Blazer. Die Art, wie sie die Teetasse auf ihren Fingern balanciert: perfekt. 2008 gründete Mikiko Fujiwara in Tokio ihr eigenes Unternehmen, Alpha Associates.

Berufstätige Frauen in Japan: "Als gute japanische Mädchen werden wir dazu erzogen, uns anzupassen. So bleiben Frauen oft an einem Platz hängen": Unternehmerin Mikiko Fujiwara

"Als gute japanische Mädchen werden wir dazu erzogen, uns anzupassen. So bleiben Frauen oft an einem Platz hängen": Unternehmerin Mikiko Fujiwara

(Foto: Marisa Shimamoto)

Den meisten Frauen fehlt es schlicht an weiblichen Vorbildern

Sie und ihre zehn Angestellten entwickeln Programme für Firmen, mit denen sie Frauen fördern. Dazu bietet sie Schulungen an, in denen weibliche Angestellte lernen, wie man Entscheidungen trifft, sich die Zeit richtig einteilt und wie man als Frau auch wahrgenommen wird.

Leben nach der Arbeit

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Japan wächst weiter, gleichzeitig gibt es immer weniger Pfleger. Deswegen setzt das Land auf Pflegeroboter, die Bettlägerige heben, mit Dementen schmusen und alte Menschen waschen können.

"Als Mädchen werden wir dazu erzogen, immer schön leise zu sein und uns anzupassen. Deswegen bleiben Frauen als Erwachsene oft an dem Platz hängen, auf den sie gesetzt werden, und melden sich nicht, wenn es mal was zu holen gibt", sagt sie. "Da gibt es diese gut ausgebildeten Frauen und keiner sieht sie!"

Mikiko Fujiwara selbst hat eine Art Rosskur durchgemacht, als sie mit Anfang zwanzig nach England zum Studieren ging und ihr ein Professor eine schlechte Note geben wollte, weil sie sich an Gesprächsrunden nie beteiligte. "Ich wusste einfach nicht, wie man das macht." Heute versucht sie, Frauen mithilfe ihrer eigenen Geschichte zu motivieren, denn den meisten fehlt es schlicht an weiblichen Vorbildern auf höheren Ebenen in ihren Firmen.

Weniger Führungsfrauen gibt es in keinem anderen Industrieland

Derzeit machen Frauen im unteren und mittleren Management gerade mal 11,9 Prozent aus, in Vorständen sind es nur 1,1 Prozent. Weniger Führungsfrauen gibt es in keinem ähnlich entwickelten Industrieland. Daher setzt die Regierung nun auf eine Quote: Bis 2020 sollen Unternehmen 30 Prozent ihrer Führungsstellen mit Frauen besetzen.

Im April 2014 führte das Arbeitsministerium sogar ein Programm ein, das kleinen und mittleren Unternehmen finanzielle Anreize bietet, wenn sie Frauen in höheren Positionen anstellen. Doch erst vor wenigen Wochen gestand das Ministerium, dass sich bisher keine einzige Firma dafür beworben hat. Der Grund: Die Anforderungen seien zu hoch.

Verdient die Ehefrau wenig, bekommt ihr Mann eine Steuererleichterung

Abgesehen von der Anzahl weiblicher Führungskräfte muss sich auch dringend etwas am japanischen Steuersystem ändern. Die jetzige Gesetzeslage ermutigt nach wie vor Arbeitgeber, Frauen niedrigere Löhne zu zahlen: Verdient die Ehefrau wenig, bekommt ihr Mann eine Steuererleichterung und sie die staatliche Rente, ohne dafür einzuzahlen.

Einkommenskluft

Frauen gelten als Arbeitskräfte zweiter Klasse: Laut OECD verdienen Frauen in Japan bei gleicher Arbeit knapp 27 Prozent weniger als Männer. Im 2014 erstellten Global Gender Gap Index des World Economic Forums, der die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern in 142 Ländern misst, steht Japan auf Platz 104 - noch hinter Ländern wie Tadschikistan, Indonesien, den Philippinen oder Bangladesch.

Das betrifft über 12 Millionen der 66 Millionen Rentenberechtigten, mehr als 99 Prozent davon sind Frauen. In vielen Firmen ist es außerdem üblich, demjenigen einen Zuschuss zu bezahlen, dessen Frau nicht arbeitet. Dieses System fördert - ähnlich wie in Deutschland - das klassische Einverdiener-Modell und damit Familien, in denen einer vom anderen abhängig ist.

Eine eigene Firma bedeutet auch eigene Regeln

Kyoko Okutani rät, sich nicht auf das Wohlwollen irgendeines Vorgesetzten zu verlassen oder darauf zu warten, dass die Regierung aktiv wird. Stattdessen empfiehlt auch sie die Selbstständigkeit. Sie ist Chefin der Organisation Women's World Banking Japan in Osaka, die Kredite an Gründerinnen vergibt - finanziert durch Spenden von Absolventinnen der Wirtschaftskurse, die sie anbietet.

Berufstätige Frauen in Japan: Kyoko Okutani, Chefin der Organisation Women's World Banking Japan

Kyoko Okutani, Chefin der Organisation Women's World Banking Japan

(Foto: Marisa Shimamoto)

"Die meisten Unternehmen, die von Frauen geführt werden, bedienen einen relativ kleinen Markt. Sie wollen sich eher selbst verwirklichen, als Geld zu verdienen", erklärt die 42-Jährige. Ein eigenes Unternehmen, das ist meist ein Café, ein privater Kindergarten oder die Umwandlung eines Hobbys in einen Beruf. Für japanische Gründerinnen ist das schon ein riesiger Schritt in Sachen wirtschaftlicher Emanzipation.

Denn eine eigene Firma bedeutet auch eigene Regeln: In den Räumen von Mo-House in Tsukuba, rund 60 Kilometer nordöstlich von Tokio, sitzen zum Beispiel Babys auf den Schößen arbeitender Frauen und Kleinkinder krabbeln zwischen den Schreibtischen umher. Die Firma, die Kleidung für stillende Mütter vertreibt, erlaubt ihren Mitarbeiterinnen, ihre Kinder bis zum Alter von einem Jahr mit ins Büro zu nehmen. Die Unternehmensgründerin ist selbst Mutter dreier Kinder und weiß, wie wenig es braucht, um voranzukommen.

Berufstätige Frauen in Japan: Mit dem Baby zur Arbeit - das bieten in Japan nur wenige Firmen an.

Mit dem Baby zur Arbeit - das bieten in Japan nur wenige Firmen an.

(Foto: Marisa Shimamoto)

Für die gesellschaftliche Umwälzung braucht es mehr Anstrengungen

Immer mehr Frauen versuchen, neue Spielregeln in die Wirtschaft zu bringen. Auch so manche Firma versucht sich im Wandel, etwa die Lebensversicherung Nippon Life, die ihre männlichen Angestellten ermutigt, nach der Geburt eines Kindes eine Auszeit zu nehmen.

Für die wohl größte gesellschaftliche Umwälzung Japans braucht es allerdings mehr Anstrengungen, aus der Politik, aus der Wirtschaft und nicht zuletzt einen gesellschaftlich-kulturellen Wandel. Das wird noch Zeit brauchen.

Norie Mizutani, die Immobilienmaklerin aus Tokio, schätzt, dass es "vielleicht in 20, 30 Jahren, frühestens" so weit sein könnte. Doch neulich kam ihr zehnjähriger Sohn nach Hause und sagte: "Mama, stell dir vor: Bei meinem Freund daheim kümmert sich die Mutter um den Abwasch! Ist das nicht komisch?"

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