Berufseinstieg ohne Master:Bewährungsprobe für den Bachelor

Bachelor-Absolventen können nach nur drei Jahren Studium in den Job starten. Das klingt gut - doch bei der Bewerbung folgt ein böses Erwachen.

Mit dem Bachelor-Abschluss können Absolventen nach drei Jahren Studium ins Berufsleben starten. Das klingt verlockend. Doch oft folgt im Job die Ernüchterung. Die Unternehmen stehen dem Abschluss zwar offener als in den vergangenen Jahren gegenüber, wie Studien belegen. Um genauso Karriere zu machen wie Kollegen mit einem höheren Abschluss, müssen sich Bachelor-Absolventen im Betrieb aber besonders bewähren.

Berufseinstieg ohne Master: Bachelor: Nach einer Studie der Personalberatung Staufenbiel in Köln steht jedes vierte Unternehmen dem Bachelor nach wie vor skeptisch gegenüber.

Bachelor: Nach einer Studie der Personalberatung Staufenbiel in Köln steht jedes vierte Unternehmen dem Bachelor nach wie vor skeptisch gegenüber.

(Foto: Foto: ddp)

Zwei von drei Betrieben räumen Jobeinsteigern mit Bachelor inzwischen die gleichen Karrierechancen wie anderen Hochschulabsolventen ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.

Offene Geringschätzung

Demnach schwankt die Akzeptanz je nach Branche und Arbeitsgebiet aber stark. "Bei forschungsorientierten Aufgaben wird ein Master oft vorgezogen", erläutert IW-Experte Christian Konegen-Grenier. Vergleichsweise hoch angesehen ist der Bachelor im technischem Bereich: Drei von vier Unternehmen akzeptieren beispielsweise Ingenieure oder Mathematiker mit diesem Abschluss.

Nach einer Studie der Personalberatung Staufenbiel in Köln steht aber jedes vierte Unternehmen dem Bachelor nach wie vor skeptisch gegenüber. In Fächern mit Staatsexamen wie Medizin, Pharmazie und Jura stößt die neue Studienform auf deutlichen Widerstand.

So machen Branchenverbände wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände aus ihrer Geringschätzung keinen Hehl: "Wir lehnen eine Bachelor- und Masterausbildung in der Pharmazie ab", sagt Sprecherin Ursula Sellerberg in Berlin.

Schwierigkeiten bei der Stellensuche

Kolja Briedis vom Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover sieht in der Unübersichtlichkeit der Studiengänge einen Grund für die Zurückhaltung. "Man weiß nicht hundertprozentig, was genau im jeweiligen Studium drin ist. Das ist das Problem für beide Seiten."

Mehr als 80 Prozent der Bachelorabgänger an Fachhochschulen und rund 75 Prozent an Universitäten haben Schwierigkeiten bei der Stellensuche, hat das HIS in einer Untersuchung herausgefunden. In der Staufenbiel-Studie gab rund jeder Siebte (15 Prozent) sogar an, mit dem Bachelor keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu sehen. "Für Bachelors gibt es noch keine ausgetretenen beruflichen Pfade", sagt Briedis. Dafür gebe es noch zu wenige dieser Absolventen.

Auf der nächsten Seite: Zwar soll ein Studium im Bachelor stärker als früher für den Beruf qualifizieren - als Hauptproblem der Absolventen bei der Stellensuche erweist sich aber ausgerechnet mangelnde Berufserfahrung.

Kein Einsatz unter Hochschulniveau

Kein Einsatz unter Hochschulniveau

Zwar soll ein Studium im Bachelor stärker als früher für den Beruf qualifizieren - als Hauptproblem der Absolventen bei der Stellensuche erweist sich aber ausgerechnet mangelnde Berufserfahrung. Von den frischgebackenen Bachelorabsolventen würden oft spezielle berufliche Kenntnisse verlangt, über die sie nicht verfügen, heißt es in der HIS-Studie. Besonders bei Absolventen der Fachhochschulen werde ein ausgeprägter Praxisbezug vorausgesetzt.

Nach der IW-Untersuchung haben sich Befürchtungen aber nicht bestätigt, wonach Bachelorabgänger generell unter Hochschulniveau eingesetzt würden. Aber sie müssen auch mit Bewerbern mit einer Berufsausbildung um Stellen konkurrieren, so die IW-Studie. "Aus dem akademischen Abschluss folgt nicht immer zwingend die Einstiegshöhe im Unternehmen", sagt Christina Konegen-Grenier.

Direkter Sprung in die Praxis

Zwei Drittel der Mitbewerber von Bachelorabgängern bringen ein Diplom mit, jeder Fünfte einen Berufsabschluss und jeder Siebte einen Meister, Techniker oder eine Fachschulausbildung. Gehen sie bei der Stellenvergabe leer aus, bleibt Bewerbern mit Bachelor unter Umständen nur, doch noch einen Master draufzusatteln.

Davon erhoffen sich 93 Prozent der von Staufenbiel Befragten bessere Karrierechancen. FH-Abgänger mit Bachelor wagen den direkten Sprung in die Praxis dabei eher als Universitätsabsolventen. Unter ihnen bilden die Wirtschaftswissenschaftler die einzige Gruppe aller Bachelorabsolventen, die deutlich häufiger einen Arbeitsvertrag unterschreibt, als ein weiterführendes Studium zu beginnen.

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