Berufsbild:Sauber entsorgt

Ein Job im Dienste der Umwelt - Ausbildung auf dem Wertstoffhof

Ekelig findet er den Beruf nicht. "Man kommt nie direkt mit den Abfällen in Berührung", sagt Jan Lacher, der bei einer Dortmunder Entsorgungsfirma lernt.

(Foto: Ina Fassbender/dpa)

Ob auf dem Wertstoffhof, der Deponie oder in der Recyclinganlage: Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft kümmern sich darum, dass Abfälle fachgerecht beseitigt werden.

Tagtäglich hat Jan Lacher mit dem zu tun, womit sich sonst niemand so richtig gerne beschäftigt: mit Abfall und Schadstoffen, mit Sperrmüll und Schmutzwasser. Er absolviert eine Ausbildung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft bei der Dortmunder Entsorgungsgesellschaft EDG. "Ich werde praktisch zum Fachmann für Abfälle aller Art ausgebildet", sagt er.

Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft sind dafür verantwortlich, dass Abfälle ordentlich gesammelt, sortiert, recycelt oder entsorgt werden. In Abfallwirtschaftsbetrieben, auf Wertstoffhöfen oder in Aufbereitungsanlagen bedienen sie die technischen Anlagen. Im Labor analysieren sie außerdem angelieferte Abfälle oder auch Sickerwasser, um so beispielsweise sicherzustellen, dass keine Schadstoffe in die Umwelt gelangen.

Mit der Zeit bekomme man ein geschultes Auge für Abfälle, erzählt Lacher. Auf dem Wertstoffhof ist er dafür verantwortlich, den Abfall, den Kunden abgeben, zu klassifizieren. "Ich muss erkennen können, ob es sich um Schadstoffe handelt oder ob das Material wiederverwertet werden kann." Oft sei das auf den ersten Blick zu erkennen, manchmal gestalte sich die Klassifizierung aber auch schwierig. Dann ist es seine Aufgabe, im Labor Tests durchzuführen, den pH-Wert zu bestimmen oder Färbungen zu beurteilen.

"Chemie spielt in diesem Beruf eine sehr große Rolle", erklärt Karl Georg Tomberge, Fachausbilder bei der EDG. Viele hätten ein falsches Bild von der Arbeit bei einem Entsorgungsunternehmen: "Oft wird nur vom Beruf des Müllmanns gesprochen", sagt er. Das ist aber tatsächlich gar kein Ausbildungsberuf. Die klassischen Müllwerker, die den Hausmüll mit dem Müllfahrzeug bei den Haushalten abholen, seien meist Quereinsteiger. Die Fachkräfte auf den Deponien, Wertstoffhöfen oder Abfallanlagen kämen dagegen mit dem regulär anfallenden Hausmüll nur selten direkt in Berührung.

Chemiker, Techniker und Umweltexperte zugleich - der Beruf ist vielseitig

Auf modernen Deponien gebe es schon lange keine hohen Abfallberge mehr. Trotzdem kann der Beruf zuweilen dreckig sein: "Wer mit weißen Turnschuhen in die Sortieranlage kommt, wird daran nicht lange Freude haben", sagt Susanne Nitzsche vom privaten Recyclingdienstleister Alba. Auf dem Gelände müssten Mitarbeiter durchaus mal den Besen zur Hand nehmen und Abfälle wegkehren.

Daran gewöhne man sich aber schnell, sagt Jan Lacher. Ekelig sei sein Beruf nicht: "Man kommt nie direkt mit den Abfällen in Berührung." Wohl aber mit ganz viel Technik. Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft sind mitunter für die Bedienung großer Anlagen zuständig. "Wenn etwas kaputtgeht, muss ich grobe Defekte selbst reparieren können", erklärt der Dortmunder.

"Der Beruf ist auf jeden Fall sehr vielseitig, und schon während der Ausbildung bekommt man zahlreiche Einblicke in verschiedene Bereiche des Abfallkreislaufes", sagt Tomberge. Als Fachkraft sei man Chemiker, Techniker und Umweltexperte zugleich. Die dreijährige Ausbildung ist dual angelegt, Auszubildende lernen im Betrieb und in der Berufsschule. Dort geht es vor allem um Kenntnisse aus den Bereichen der Verfahrens- und Regelungstechnik, um ökologische Stoffkreisläufe, Umweltbestimmungen und naturwissenschaftliche Kenntnisse, erklärt Marion Krampe vom Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb). Gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik seien gut, um den Einstieg in den Beruf zu meistern, sagt sie. Außerdem brauche es technisches Verständnis und Teamfähigkeit.

Wer weiter lernen will, kann den Meister machen oder die Technikerschule besuchen

Einen festgelegten Schulabschluss als Zugangsvoraussetzung zur Ausbildung gibt es nicht. Dennoch hat die Mehrheit der Auszubildenden laut der Bundesagentur für Arbeit den mittleren Schulabschluss. Der Verdienst während der Ausbildung hängt stark vom Arbeitgeber ab und liegt laut Arbeitsagentur im öffentlichen Dienst bei etwa 850 Euro brutto im ersten Ausbildungsjahr, in der Wirtschaft bei etwa 610 Euro. Das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung liegt laut Bibb im öffentlichen Dienst bei rund 1800 bis 2200 Euro brutto, in der gewerblichen Wirtschaft bei circa 1800 bis 2600 Euro.

Auf dem Arbeitsmarkt hätten fertig ausgebildete Fachkräfte gute Chancen, sagt Krampe. "Auch die Weiterbildungschancen sind attraktiv." So können Azubis den Techniker oder den Meister folgen lassen. Jan Lacher ist derzeit im zweiten Jahr seiner Ausbildung. Er kann sich gut vorstellen, nach der Ausbildung auf einem Recyclinghof zu arbeiten. Dort gefielen ihm vor allem der Kundenkontakt und die Beratung, sagt der 20-Jährige. "Und nicht zuletzt hat man dort jeden Tag das gute Gefühl, etwas Gutes für die Umwelt zu tun.

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