Berufsbild:Die Paket-Profis

Die Paket-Profis - Kurier-Kaufleute sind Organisationstalente

Gitterwägen von A nach B bringen: Das gehört zum Job der angehenden Kep-Kauffrau Jennifer Stan, die beim Paketdienstleister Hermes in Nürnberg arbeitet.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Kaufleute für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen sorgen dafür, dass Sendungen ihr Ziel erreichen. Sie sind in der Personalplanung ebenso im Einsatz wie im Logistikzentrum.

Jennifer Stan bewegt Hunderte Gegenstände durch die ganze Republik. Sie macht eine Ausbildung zur Kauffrau für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen, kurz Kep. Beim Paketdienstleister Hermes ist sie dafür verantwortlich, Fahrten der Paketboten zu planen und zu koordinieren. Sie sorgt dafür, dass sie zur richtigen Zeit mit den Paketen an der richtigen Haustür klingeln.

Doch zum Berufsbild gehört noch weitaus mehr. Neben der Koordinierung von Kurierfahrten sind Kep-Kaufleute Experten für alles, was zum Management eines Briefzentrums gehört, erklärt Stan. Dazu zählen Tätigkeiten in der Personalabteilung genauso, wie solche in der Buchhaltung oder der Lagerlogistik. Im Lager geht es etwa darum, Paket- oder Briefsendungen in das Computersystem einzuspeisen oder Retoursendungen und Beschwerden zu bearbeiten. "Kep-Kaufleute sind Fachleute für schnelle Wege", sagt Anja Schuster, Ausbildungsbeauftragte bei Hermes.

Von Unternehmen zu Unternehmen können die Aufgabenbereiche zum Teil variieren. Kep-Kaufleute können beispielsweise auch im Kundenservice arbeiten, erläutert Olaf Kaufmann, Ausbildungsleiter bei der Deutschen Post in Düsseldorf. Zum Beruf gehört die Arbeit am Computer, aber auch einmal körperliche Arbeit im Lager. Der Beruf bietet auf jeden Fall viel Abwechslung.

In der Regel dauert die Ausbildung drei Jahre, bei besonders guten Leistungen kann sie verkürzt werden, sagt Anke Kock vom Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb). In der Berufsschule stehen Themen wie Marketing oder Frachtbestimmungen auf dem Stundenplan. Aber auch ein Kommunikations- und Telefontraining gehört in vielen Berufsschulen zur Ausbildung. Laut Bundesagentur für Arbeit liegt die Vergütung im ersten Ausbildungsjahr bei etwa 760 Euro brutto. Sie kann je nach Firma aber auch darunter oder darüber rangieren. Das Einstiegsgehalt nach abgeschlossener Ausbildung beträgt zwischen 1900 und 2500 Euro brutto - es kann aber auch weniger sein.

"Mathematisches Verständnis spielt in diesem Job eine große Rolle", sagt Kock. Außerdem sollten angehende Kep-Kaufleute gute planerische und organisatorische Kenntnisse mitbringen. Wer später gern Umgang mit Kunden haben möchte, sollte außerdem kommunikativ sein. "Da nicht alle Kunden Deutsch sprechen, sind auch gute Englischkenntnisse von Vorteil", sagt Anja Schuster. Wichtige Schulfächer sind Mathematik, Wirtschaft und Englisch. Ende 2014 waren nach Zahlen des Bibb 252 junge Menschen in der Ausbildung zum Kep-Kaufmann oder zur Kep-Kauffrau. Rechtlich ist kein bestimmter Schulabschluss als Voraussetzung festgelegt. Laut Arbeitsagentur verfügt rund jeder zweite Azubi über mittlere Reife, jeder Vierte über Abitur oder Fachabitur.

"Das Schöne an dem Job ist, dass es eigentlich kaum Grenzen gibt"

Wer sich für eine Ausbildung in dem Bereich bewirbt, entscheidet sich oft für Nachtarbeit, sagt Jennifer Stan. Denn die Pakete und Briefe kommen größtenteils zu später Stunde in den Logistik- und Umschlagzentren an, werden über Nacht sortiert, verladen und am frühen Morgen weitertransportiert. "Aber auch daran gewöhnt man sich relativ schnell", sagt die 24-jährige Nürnbergerin.

Zu Beginn ihrer Ausbildung habe sie erst einmal einen kurzen Einblick in jeden ihrer späteren Einsatzbereiche bekommen. Danach ging es für mehrere Monate in jeden der Unternehmensbereiche. Aktuell ist sie im Außendienst tätig und kümmert sich vor allem um die Betreuung von Paketshops im gesamten Einzugsgebiet ihrer Niederlassung. Sie fährt die einzelnen Paketshops regelmäßig ab und begibt sich auf die Suche nach neuen. Und sie ist Ansprechpartnerin für die Betreiber der Paketshops. "Man ist dabei viel unterwegs und kommt rum", sagt sie.

Generell sei der Außendienst ein wichtiger Einsatzbereich für Kep-Kaufleute, sagt Olaf Kaufmann. Wer möchte, kann etwa bei der Deutschen Post auch im Ausland arbeiten. "Das Schöne an dem Job ist, dass es eigentlich kaum Grenzen gibt", sagt der Ausbildungsleiter. Außerdem sei es möglich, früh Verantwortung zu übernehmen. Auch sehr junge Kep-Kaufmänner und -frauen könnten schon Niederlassungen oder ganze Verteilzentren leiten.

Jennifer Stan steckt aber gerade erst einmal mitten in ihrem zweiten Ausbildungsjahr. Wie es für sie weitergeht? "Am liebsten weiter im Außendienst", sagt sie. Dort fühle sie sich besonders wohl: "Ich bin mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt, und genau das ist es, was ich möchte."

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