Berufsbild:Alles hängt zusammen

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Die Daten der Einspritzpumpen in der Fabrik abrufen? Das macht der angehende Produktionstechnologe Robert Möldner über das Tablet. (Foto: Daniel Maurer/dpa)

Produktionstechnologen sind Industrie-4.0-Experten. Die Ausbildung ist unbekannt - und sehr aussichtsreich.

Von Verena Wolff /dpa

Robert Möldner ist nicht der Erste, der eine Ausbildung zum Produktionstechnologen abschließen wird. Doch ein Stück weit ist er trotzdem Pionier. Möldner ist im ersten Lehrjahr bei Bosch in Stuttgart. Die dreijährige Ausbildung wird erst seit 2008 angeboten, 2014 haben sich bundesweit nur 45 Jugendliche für den Beruf entschieden. Doch dass die Ausbildung noch unbekannt ist, sagt nichts aus über die Perspektiven: Azubis wie er sind gesuchte Experten. Der Produktionstechnologe gilt als Fachmann für die Industrie 4.0, also für die vernetzte Fabrik.

Der Produktionstechnologe plant, betreut und vernetzt Maschinen in Fabriken. "Er arbeitet zwischen Planung und Produktion", sagt Möldners Ausbilderin Sabine Schäfer. Zwar haben Facharbeiter auch bisher schon einen ähnlichen Job gemacht wie jetzt der Produktionstechnologe. In der Regel sind das Fachkräfte mit langjähriger Erfahrung. "Doch das Berufsbild im Werk gab es bislang nicht", sagt Schäfer. Es ist eine Weiterentwicklung des Mechatronikers.

Das Besondere: Produktionstechnologen müssen die Sprache aller Beteiligten sprechen. Sie müssen sowohl wissen, wie die Maschinen funktionieren als auch mit Kunden und Technikern im Gespräch bleiben, um Probleme zu lösen, erläutert Jörg Friedrich, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Mitte. Und die Probleme werden immer komplexer. Die Kunden verlangten stärker als früher nach individuellen Lösungen sowie nach Produkten und einer Produktion, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sei.

Die Anlagen, die in Deutschland gebaut werden, stehen fast überall in der Welt. Wer also nicht immer an demselben Ort arbeiten will, hat als Produktionstechnologe beste Chancen, auch weltweit eine Stelle zu finden oder von seinem Unternehmen entsandt zu werden. Bei Bosch werden bereits die Auszubildenden für einige Wochen ins Ausland geschickt.

Der Job verlangt schon während der Ausbildung eine gewisse Mobilität, wie Gert Zinke vom Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb) in Bonn sagt. Deutschlandweit gebe es nur drei Berufsschulen, die Kurse anböten: Aalen, Köln und Ilmenau. Der Berufsschulunterricht findet daher blockweise statt. Das ist auch bei Robert Möldner der Fall: "Wir sind immer zwei bis drei Wochen in der Schule, dann wieder fünf bis sechs Wochen in der Lehrwerkstatt."

Der junge Mann hat bereits viel technisches Verständnis und Wissen mitgebracht. Er war auf einem Gymnasium mit einem Schwerpunkt auf Mechatronik. Einen Teil des Lernstoffs wiederholt er derzeit in der Berufsschule. Der Beruf sei auf Bewerber mit mittlerer Reife ausgelegt, erläutert Friedrich. Allerdings gebe es häufig Auszubildende mit Abitur oder welche, die ihr Studium abgebrochen hätten. "Sie sind schon ein paar Jahre älter und bringen etwas mehr Reife mit", sagt Zinke. Das sei nicht schlecht in einem Job, bei dem man jederzeit den Überblick behalten müsse.

Die Noten in Mathematik und den Naturwissenschaften seien ausschlaggebend bei der Bewerbung, so der Experte. Dennoch: "Wir schauen uns im Vorstellungsgespräch immer an, ob ein Bewerber ein grundsätzliches technisches Verständnis hat", sagt Schäfer. Kommunikationstalent sei ebenfalls ein wichtiges Kriterium, weil die Produktionstechnologen mit Menschen mit ganz unterschiedlichem Wissensstand in den verschiedenen Abteilungen zu tun hätten.

Wer sich für die Ausbildung entscheidet, hat einen sicheren Job, denn Produktionstechnologen werden in vielen Unternehmen gebraucht. "Die Prozesskette bekommt in Zukunft eine immer größere Bedeutung", sagt Friedrich. Und damit braucht es Menschen, die sich um die verschiedenen Glieder dieser Kette kümmern können.

Schlecht bezahlt ist die Ausbildung auch nicht: Im ersten Jahr zahlen die Unternehmen zwischen 830 und 930 Euro brutto pro Monat, im dritten Jahr zwischen 970 und 1060 Euro. Derzeit seien die Chancen gut, nach der Ausbildung übernommen zu werden, erklärt Friedrich. Nach der Ausbildung gibt es die Möglichkeit, sich zum Prozessmanager in Produktionstechnologie weiterzubilden.

Bosch-Azubi Robert Möldner möchte nach seiner Ausbildung zunächst ein paar Jahre praktisch arbeiten. "Aber dann ist nicht ausgeschlossen, dass ich noch ein Studium mache - am liebsten in Teilzeit, damit ich nebenher weiter in der Fertigung bleibe."

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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