Berufsbegleitende Weiterbildung:Um eine Idee voraus

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Mittelständische Unternehmen suchen Innovationsmanager. Für diesen Beruf gibt es geeignete Master-Programme.

Von Paul Henkel

Neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln oder bestehende in ihrer Qualität verbessern und Prozesse effizienter gestalten", so beschreibt Sebastian Groppe das Aufgabenfeld eines Innovationsmanagers. Bei seinem Job als Bereichsleiter Strategische Projekte & New Business in einem mittelständischen Softwareunternehmen in Bremen geht es genau darum: Innovationen. "New Business, also das Aufspüren sogenannter blauer Ozeane, basiert auf neuen Ideen. Auf dem Versuch, Kunden mit neuen Lösungen zu überzeugen und neue Märkte zu erschaffen", erklärt der 32-Jährige.

Dass die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens mehr und mehr über seinen Erfolg entscheidet, ist mittlerweile unumstritten. Deutsche Unternehmen machen bereits vieles richtig in puncto Innovation, attestierte erst Anfang des Jahres eine Studie des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers. Oft fehlten aber noch ganzheitliche Strategien, mangele es an der Umsetzung und Innovationskultur. Genau um diese Dinge kümmern sich Innovationsmanager. Und sie werden dringend gesucht. Während diese Positionen in Konzernen seit vielen Jahren vorhanden sind, hat seit Kurzem auch der Mittelstand das Thema für sich entdeckt. "Die Zahl der Studierenden aus mittelständischen Unternehmen steigt seit einigen Semestern langsam an", sagt Charlotte Angic, Studiengangsmanagerin Innovationsmanagement der Universität Oldenburg. Seit 2009 werden hier Innovationsmanager ausgebildet.

An cleveren Lösungen für Kunden tüfteln und neue Märkte aufspüren, das gehört zu den Aufgaben von Innovationsmanagern. (Foto: Lionel Bonaventure/AFP)

Viele studieren das Fach neben ihrem Beruf, manche wachsen einfach in die Materie hinein

Wer in einem Unternehmen neue Ideen ins Leben rufen will, hat viele Möglichkeiten, zum Ziel zu gelangen. Einige wachsen in das Aufgabenfeld hinein, andere eignen sich Know-how über Zertifikatskurse an Wochenenden an. Wer sich beruflich umorientieren will oder bisher eher wenig Vorwissen im Innovationsmanagement mitbringt, für den sind Studiengänge eine gute Option. Sie werden mittlerweile an vielen deutschen Unis in der Regel als weiterbildende Masterprogramme angeboten.

Die Uni Oldenburg gehört zu den etablierten Anbietern. Pro Jahr beginnen circa 20 Studierende das berufsbegleitende sechssemestrige Studium. Viele Studenten haben einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften oder Ingenieurswissenschaften, obwohl prinzipiell jeder Bachelorabschluss zur Teilnahme berechtigt.

Die Veranstaltungen finden online und in zweitägigen Präsenzphasen statt. Innovation wird dabei in den verschiedenen Unternehmenskontexten behandelt: Marketing, Leadership, Entrepreneurship und Projektmanagement stehen auf dem Stundenplan. Das ist sinnvoll, weil gerade in mittelständischen Betrieben Innovationsmanagement meist Zusatzverantwortung und nicht alleiniger Aufgabenbereich ist. Hinzu kommen häufig Grundlagenfächer wie empirische Sozialforschung.

"Man sollte sich die Inhalte der einzelnen Studiengangsmodule vorher genau durchlesen", rät Sebastian Groppe. "Da gibt es große Unterschiede, und man sollte sich nur für ein berufsbegleitendes Studium entscheiden, wenn man sich wirklich inhaltlich für die Themen interessiert." Als er sich 2011 für den Studiengang entschied, hatte er das Gefühl, beruflich festzustecken. Während des Studiums wechselte er das Unternehmen und übernahm als Mitglied der Geschäftsführung im neuen Betrieb viele Aufgaben des Innovationsmanagements. Mittlerweile kann er regelmäßig das neu Gelernte anwenden. "Es kann zum Beispiel darum gehen, neue Strukturen zu etablieren, beispielsweise, wie Wissen in Teams weitergegeben wird, oder aber Innovationsprozesse einzuführen. So haben wir unter anderem die Bedienoberflächen (GUI) unserer Software hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit optimiert. Dabei wenden wir Vorgehensweisen des methodischen Erfindens an, konkret TRIZ-basierte Methoden", erläutert er. TRIZ ist ein Akronym und bezeichnet die von einem russischen Wissenschaftler entwickelte Theorie des erfinderischen Problemlösens. Das mögliche Aufgabenspektrum eines Innovationsmanagers ist also groß - und geht weit über das Organisieren von Brainstormings hinaus.

Nächstes Jahr möchte Groppe das Studium abschließen. Dass er länger als die Regelstudienzeit bis zum Abschluss braucht, dafür hat er einen guten Grund: "Ich bin zweifacher Vater geworden. Da haben sich meine Prioritäten verschoben. Zum Glück konnte ich durch die Modulstruktur meinen Studienplan flexibel dem neuen Familienleben anpassen."

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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