Begabtenförderung:Stipendien statt Gebühren

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Nordrhein-Westfalen fordert großzügigere Stipendien, andere Länder sehen darin nur einen Ausgleich für die Studiengebühren.

Tanjev Schultz

Mit Plakaten und Postkarten wirbt das Bundesbildungsministerium derzeit bei Studenten für Stipendien. Zu sehen ist ein Frosch mit dem Spruch: "Küss mich, ich bin ein verzaubertes Stipendium."

Künftig sollen mehr Studenten in den Genuß von Stipendien kommen. Die Kosten sollen laut Pinkwart zur Hälfte Unternehmen zahlen, die andere Hälfte möchte er Bund und und Ländern aufbürden. (Foto: Foto: ap)

Ministerin Annette Schavan (CDU) liegt die Förderung guter Studenten schon lange am Herzen, sie war schließlich einmal Chefin des Cusanuswerks, eines von elf staatlich mitfinanzierten Begabtenwerken. Diese erhalten deutlich mehr Geld, seit Schavan im Amt ist. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes beispielsweise kann nun 9000 Studenten fördern, 35 Prozent mehr als vor zwei Jahren.

Dennoch kommen bundesweit nur zwei Prozent aller Studenten in den Genuss eines Stipendiums; und dabei sind die kleinen Anbieter, die es neben den Förderwerken gibt, schon eingerechnet.

Stipendien für die besten zehn Prozent der Studenten

Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) genügt das nicht. Er kämpft dafür, ein bundesweites Stipendiensystem aufzubauen, von dem die besten zehn Prozent der Studenten profitieren sollen. Pinkwart will nicht nur deutlich mehr Studierende fördern, die Stipendien sollen außerdem unabhängig vom Einkommen gezahlt werden. Ihm schweben 300 Euro im Monat vor.

Die Begabtenwerke zahlen derzeit bis zu 525 Euro im Monat, die Höhe hängt aber wie beim Bafög vom Einkommen der Eltern ab. Viele Stipendiaten erhalten nur das sogenannte Büchergeld von 80 Euro, das unabhängig vom Einkommen ist. Anders als bei einem Teil des Bafög müssen Stipendien nicht zurückgezahlt werden.

Dass sie aber vom Verdienst der Eltern abhängig sind, mache sie "begrenzt attraktiv", sagt Pinkwart. Bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes findet er Beifall. Dort hofft man schon lange, dass die 80 Euro "Büchergeld" erhöht werden.

Pinkwart bringt seinen Plan kommende Woche in eine Sitzung der Wissenschaftsminister von Bund und Ländern ein. Bisher stößt er bei seinen Kollegen auf Zurückhaltung, immerhin würde die Umsetzung jährlich fast 400 Millionen Euro kosten.

Die Hälfte davon sollen Unternehmen beisteuern, die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände nennt Pinkwarts Vorschlag "vielversprechend". Die andere Hälfte der Kosten würde Pinkwart gerne Bund und Ländern aufbürden, wobei der Bund wie beim Bafög 65 Prozent tragen soll.

Ob Schavan nun auch dies so zauberhaft findet wie Stipendien im Allgemeinen, ist fraglich; in ihrem Ministerium heißt es, die Länder könnten nicht immer sofort nach Hilfe vom Bund rufen.

Stipendien statt Studiengebühren?

Wissenschaftsminister der SPD sehen in Pinkwarts Plan eine Reaktion auf die Studiengebühren, die Nordrhein-Westfalen eingeführt hat. Diese seien eine Hürde für Studenten, nun versuche Pinkwart, die negativen Folgen der Gebühren auszugleichen, sagt die rheinland-pfälzische Ministerin Doris Ahnen.

Eva-Maria Stange, Ministerin in Sachsen, kündigt bereits an, sie werde Pinkwarts Plan ablehnen. Sie sehe nicht ein, Geld in einen bundesweiten Stipendienfonds einzuzahlen, um so die Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen auszugleichen. Es sei außerdem problematisch, nur die besten Studenten besser zu fördern. Hilfe benötigten vor allem die Bedürftigen.

© SZ vom 12.7.2008/mei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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