Beförderung im Job:Keiner fällt nach oben

"Wie ein Verkaufsgespräch mit dem Chef": Die automatische Beförderung ist selten geworden. Wer im Beruf aufsteigen will, muss selbst aktiv werden. Aber wie?

Es ist noch nicht lange her, da war die Beförderung nur eine Frage der Zeit. Wer lange genug auf seinem Posten saß und seine Arbeit einigermaßen gut machte, kletterte auf der Karriereleiter nach oben. Heute bleiben die wenigsten ihr Leben lang in einer Firma. Und kaum jemand wird noch automatisch befördert.

10. Zugspitz Extremberglauf

Der Aufstieg will geplant sein. Wer einfach nur seine Arbeit erledigt, macht keine großen Karrieresprünge.

(Foto: ddp)

"In jeder Branche und in den verschiedenen Unternehmen gibt es sehr unterschiedliche Mechanismen und Kulturen", sagt die Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg. Stark reglementiert seien die Karrierewege zum Beispiel in vielen Unternehmensberatungen. "Ein bisschen weniger vorgezeichnet sind sie in Firmen, in denen aktive Personalentwicklung stattfindet, also Mitarbeiter gezielt in Seminare und Fortbildungen geschickt werden." Und dann gibt es noch Firmen, in denen ein klares Personalmanagement gar nicht existent zu sein scheint. Dort sind kluges Selbstmarketing und eine kreative Strategie besonders wichtig.

"Es ist wie bei einem Verkaufsgespräch, man muss den Chef überzeugen", sagt Karrierecoach Theo Bergauer aus Waldsassen in der Oberpfalz. Es gehe auch darum zu formulieren: Was hat das Unternehmen davon, mich zu befördern? Doch das Gespräch mit dem Chef steht am Ende der Planung. "In der Regel dauert die Planung um vieles länger als das Gespräch selbst", sagt Bergauer.

Da ist zunächst das Netzwerken. "Gerade um die Kultur eines Unternehmens zu durchschauen, ist es wichtig, dass man mit den richtigen Kollegen in Kontakt ist", sagt Hofert. Dazu gehöre sich zu überlegen, mit wem man in die Kantine geht und wie man sich Chefs gegenüber auch bei zufälligen Begegnungen etwa auf dem Flur verhält. "Körpersprache ist da ein wichtiger Punkt." Wer den direkten Blickkontakt zum Vorgesetzten scheut und nur verschämt grüßt, signalisiere Distanz. "So wird ein Chef sicher nicht auf einen aufmerksam", so Hofert.

Gute Arbeit alleine reicht nicht

Dabei reiche es nicht, gute Arbeit zu leisten. "Wenn alles funktioniert, warum soll der Chef mich dann in eine andere Position heben?", sagt Hofert. Man müsse den Vorgesetzten schon davon überzeugen, dass man noch mehr kann. "Man wird in der Regel nicht entdeckt." Vielmehr müsse man schon klar und deutlich formulieren, was man kann und will. "Es geht im Job meist nicht gerecht zu, da muss man selbst in die Bütt", sagt der Coach und Psychologe Tom Diesbrock aus Hamburg.

In vielen Unternehmen gibt es dafür Zielvereinbarungsgespräche. Steht gerade keines an, muss man den Chef um einen Termin bitten. Auf keinen Fall sollte man den Wunsch nach einer Beförderung mal eben im Vorbeigehen vorbringen, warnt Diesbrock. Entscheidend ist, dass man eine logische Argumentationskette vorbereitet und sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst wird. Dafür ist es oft hilfreich, Außenstehende zu fragen, wie sie einen sehen. "Da lernt man, wie man auf andere Menschen eigentlich wirkt, wie sie einen einschätzen", sagt Diesbrock. Wichtig sei außerdem, die eigenen Erfolge zu benennen und klare Vorstellungen zu formulieren.

Und es gilt, für den "worst case" gewappnet zu sein. "Wenn der Chef die Beförderung ablehnt, muss man fragen, was einem dafür noch fehlt", rät Diesbrock. Eine möglicherweise ernüchternde Antwort sollte man aushalten können. Statt wegzurennen, gelte es, in die Offensive zu gehen und dem Gegenüber den Ball zuzuspielen. "Was kann ich denn tun?", sei eine mögliche Gegenfrage. Und man solle versuchen, den Chef festzunageln: "Auch wenn gerade Beförderungsstopp ist, kann man dennoch nach klaren Perspektiven fragen."

Zur Gesprächsvorbereitung gehört auch ein simuliertes Gespräch. "Da ist man zumindest annähernd in der Situation, und es kommen möglicherweise unerwartete Antworten, Fragen oder Bemerkungen, die dann schulen", sagt Bergauer. Nicht unterschätzen sollte man die unmittelbare Zeit vor dem tatsächlichen Gespräch mit dem Chef. "Man kann das nicht mal eben machen, deswegen sollte man dafür sorgen, dass man in einer positiven Stimmung ist, konzentriert und nicht gerade von einem anderen Termin angehetzt kommt", rät Bergauer.

Karriere machen ist kein Hexenwerk. Anstrengung, viel Selbstreflektion und ein wenig Geschick gehören dazu. "Und natürlich auch fachliche Qualifikation", sagt Svenja Hofert. "Von selbst fällt man nur in den seltensten Fällen nach oben."

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