Auswahlverfahren von Unis:Elite-Nachwuchs bevorzugt

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Der George W. Bush-Faktor: Die Söhne und Töchter ehemaliger Studenten haben an amerikanischen Elite-Unis höhere Chancen auf einen Studienplatz als normale Bewerber. Auch wenn ihre Leistungen schlechter sind.

Tanjev Schultz

Wie schon sein Vater hat der frühere US-Präsident George W. Bush an der Elite-Uni Yale studiert. Vielleicht hätte der spätere US-Präsident dort auch ohne Papas Hilfe einen Platz bekommen. Seine Chancen wären aber deutlich kleiner gewesen. Denn Bewerber mit familiären Verbindungen werden von renommierten Colleges bevorzugt.

Der Nachwuchs ehemaliger Studenten hat bessere Chancen einen Studienplatz an einer amerikanischen Elite-Uni zu bekommen, belegte jüngst eine Studie. (Foto: Adam Hunger/Reuters)

In den USA weiß das eigentlich jeder - eine Art offenes Geheimnis. Eine neue Studie zeigt nun aber das ganze Ausmaß dieses akademischen Familiendünkels: Der Harvard-Forscher Michael Hurwitz hat das Zulassungsgebaren von 30 Elite-Colleges untersucht. Kandidaten, bei denen bereits Papa oder Mama ihren Abschluss an dieser Uni gemacht haben, sind demnach klar im Vorteil.

Verglichen mit anderen Bewerbern, die ansonsten ein ähnliches Qualifikationsprofil haben (gleiche Punktzahl beim Zulassungstest), steigen die Aussichten um 45 Prozentpunkte, wenn die Familienbande zur Universität vorhanden ist.

Das bedeutet: Wenn für normale Bewerber die Wahrscheinlichkeit, angenommen zu werden, zum Beispiel bei 15 Prozent liegt, so liegt sie für Söhne und Töchter von Absolventen der Hochschule bei 60 Prozent. Etwas geringer ist der Effekt, wenn nicht die Eltern, sondern Großeltern, Geschwister, Onkel oder Tanten diese Uni besucht haben.

Die neue Studie befeuert die Kritik an den Bewerbungsverfahren für Elite-Colleges. Sie ist präziser und in ihren Ergebnissen auch rigoroser als frühere Untersuchungen zu dem Thema, in denen nicht zwischen verschiedenen Verwandten unterschieden und das Gesamtprofil der Bewerber nicht so dezidiert berücksichtigt worden ist.

Als Grund für die Bevorzugung der Alumni-Kinder wird oft genannt, dass amerikanische Universitäten in hohem Maße auf Spenden angewiesen sind. Allerdings nähren Untersuchungen Zweifel daran, dass der Familien-Faktor wirklich entscheidend dafür ist, viel Geld einzuwerben.

Die Namen der untersuchten 30 Colleges hat der Autor Michael Hurwitz in seiner Studie übrigens nicht genannt - sonst hätte er von ihnen mit Sicherheit nicht die notwendigen Bewerberdaten erhalten. Es handelt sich aber offenkundig unter anderem um die sogenannten Ivy-League-Colleges, also die traditionsreichen Elite-Hochschulen an der Ostküste der USA. Eine von ihnen ist Yale, die Alma Mater der Familie Bush.

© SZ vom 17.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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