Auslandserfahrung:Studieren in Frankreich

Der deutsch-französische Hochschulaustausch hat Tradition. Nur wenige schaffen es aber an eine "Grande Ecole".

Jan Friedmann

Universitätssystem

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Austauschstudenten in einem Café in der französischen Stadt Pau.

Frankreichs Hochschullandschaft ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Auf der einen Seite die rund 90 Universitäten, die das Gros der französischen Studenten aufnehmen, auf der anderen Seite die exklusiven "Grandes Ecoles". Zu ihnen hat nur Zugang, wer ein zweijährige Vorbereitung in den "Classes préparatoires" durchläuft und anschließend eine anspruchsvolle Auswahlprüfung (Concours) besteht. Am berühmtesten sind die "Ecole Normale Supérieure" (ENS), die Geisteswissenschaftler für den Staatsdienst ausbildet, und die Verwaltungshochschule "Ecole Nationale d'Administration" (ENA). "Grandes Ecoles" gibt es aber auch in anderen Bereichen, etwa Handels- und Ingenieurshochschulen.

Das Studium in Frankreich teilt sich in drei Abschnitte: Das zweijährige Grundstudium führt bis zum DEUG (Diplôme d'Etudes Universitaires Générales), vergleichbar mit der deutschen Zwischenprüfung. Daran schließt sich der "Deuxième Cycle" mit den Abschlüssen "Licence" und "Maîtrise" an. Die Aufbaustudiengänge des "Troisième Cycle", DESS (Diplôme d'Etudes Supérieures Spécialisées), DEA (Diplôme d'Etudes Approfondies) und das "Doctorat", setzen einen erfolgreichen Abschluss des Hauptstudiums voraus. Einige Studiengänge, etwa Medizin oder Architektur, weichen von diesem Schema ab.

Das französische Hochschulsystem ist insgesamt verschulter als das deutsche: die Wahl von bestimmten Themen innerhalb der Fächer ist beschränkt, zusätzlich müssen am Ende des Jahres eine Reihe von Klausuren bewältigt werden. Französische Professoren lehren stärker im Frontalunterricht als ihre deutschen Kollegen.

Bewerbung

Die erste Anlaufstelle bei der Vorbereitung eines Auslandsstudiums sollte ein "Institut Français" in Deutschland sein. Das Kulturinstitut ist in fast allen wichtigen deutschen Universitätsstädten vertreten und hält französische Vorlesungsverzeichnisse und Ratgeberliteratur bereit. Die "Instituts Français" helfen auch bei der Übersetzung und Beglaubigung von Zeugnissen.

Die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen und Diplomen zwischen deutschen und französischen Universitäten ist in der Regel kein Problem. Bewerber, die bereits ein Teil des Studiums hinter sich haben, können in Frankreich auf dem entsprechenden Niveau weiterstudieren. Besonders sinnvoll ist der Frankreich-Aufenthalt etwa nach bestandener Zwischenprüfung.

Am leichtesten ist der Weg ins Nachbarland über ein Austauschprogramm: Zahlreiche Universitäten unterhalten Partnerschaften mit Hochschulen in Frankreich, dazu kommen nationale und europäische Mobilitätsprogramme.

Wer sein ganzes Studium in Frankreich absolvieren möchte, muss sich dem Verfahren der Voreinschreibung (Demande d'admission préalable) unterwerfen. Ausgenommen sind Bewerber mit Leistungskurs Französisch oder mit bestandenem Sprachdiplom DALF (Diplôme Approfondi de Langue Française).

Alltag

Französische Studenten wohnen in der Regel im Studentenwohnheim ("Cité Universitaire") oder in einem Ein-Zimmer-Appartement ("Studio"). Wohngemeinschaften sind eher unüblich. Die Mieten sind in Frankreich ungefähr so hoch wie in Deutschland, mit Ausnahme der Region Paris, die deutlich teurer ist. Einfache Wohnheimzimmer sind sehr günstig, sie kosten zwischen 200 und 300 Mark im Monat. Dementsprechend rudimentär ist die Ausstattung. Ausländische Studenten, die an einer französischen Universität eingeschrieben sind, können bei der "Caisse d'Allocations" (CAF) Wohngeld beantragen.

Wer sich als EU-Ausländer länger als drei Monate in Frankreich aufhält, muss eine Aufenthalts-Genehmigung (Carte de Séjour) beantragen. Für die Zeit des Studiums in Frankreich ist außerdem die Einrichtung eines Bankkontos ratsam, da unter anderem die CAF darauf Geld überweist. Die meisten Banken halten spezielle Konditionen für Studenten bereit.

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