Ausgefallene Uni-Werbung:Seifenoper für Superhirne

Die Elite-Uni Cambridge feiert 2009 ihr 800-jähriges Bestehen. Zum Geburtstag möchte sich die Uni ein neues Image schenken - mit Hilfe von TV-Soaps.

Ann-Kathrin Eckardt

Die Universität Cambridge, Inbegriff einer Elite-Ausbildungsstätte, feiert 2009 ihr 800-jähriges Bestehen. Zum Geburtstag möchte sich die Uni ein neues Image schenken, weg vom elitären Ruf. Greg Hayman, Leiter der Kommunikationsabteilung der Universität, verfolgt das Ziel mit ungewöhnlichen Mitteln. Sogar TV-Soaps und Unterhaltungsshows plant er ein.

Greg Hayman, oH

Greg Hayman: "Man muss nicht reich sein, um in Cambridge zu studieren."

(Foto: Foto: oH)

SZ: Mister Hayman? Hier ist die Süddeutsche Zeitung. . .

Hayman: Ja, sprechen Sie weiter, ich radle gerade zum nächsten Meeting.

SZ: Warum will Cambridge seinen elitären Ruf loswerden? In Deutschland wollen die Unis genau das Gegenteil. . .

Hayman: Wir wollen unseren Ruf als Elite-Uni nicht loswerden, aber wir wollen die besten Köpfe - und die sind eben nicht nur in der Oberschicht zu finden. Deshalb wollen wir mehr Studenten aus den mittleren und unteren Einkommensschichten zu uns locken. Zur Zeit kommen etwa 55 Prozent unserer Studenten von staatlichen Schulen. Der Rest hat vor dem Studium eine Privatschule besucht.

SZ: Und wie sollen Ihnen TV-Soaps dabei helfen?

Hayman: Das Konzept haben wir uns vom britischen Gesundheitsministerium abgeschaut. Die arbeiten schon länger mit Unterhaltungssendungen zusammen, um den Leuten zum Beispiel beizubringen, wie sie gesund essen. Die Soaps bauen das dann in ihre Handlung ein.

SZ: Und was ist Ihre Botschaft?

Hayman: Dass man nicht reich sein muss, um in Cambridge zu studieren.

SZ: Ein Jahr in Cambridge kostet immerhin 3000 Pfund Studiengebühren - ohne Unterkunft. . .

Hayman: Wir bieten aber sehr großzügige Stipendien an, auch für Studenten aus der Mittelschicht. Nur wissen das viele leider nicht. Außerdem ist unser Wohnheim viel günstiger als eine private Unterkunft. Und während der Semesterferien zahlen die Studenten nicht.

SZ: Glauben Sie, dass Soap-Zuschauer die Elite von morgen sein können?

Hayman: Sicherlich nicht alle. Aber viele junge Menschen lesen ja keine Zeitung mehr, da müssen wir eben neue Wege gehen, um an sie heranzukommen. Das Fernsehen ist da nur ein Mittel.

SZ: Welche Mittel gibt es denn noch?

Hayman: Wir gehen zum Beispiel auch in Fußballstadien oder in Schulen.

SZ: Und wie viele Drehbuchschreiber haben Sie kontaktiert?

Hayman: Oh, zwei Dutzend waren es bestimmt, zum Beispiel die von den Seifenopern "East Enders", "Coronation Street" oder "Emmerdale". Ein paar Programmchefs waren auch darunter.

SZ: Hat sich Ihre Mühe denn schon gelohnt?

Hayman: Na ja, einer wollte gleich vorbeikommen und sich auf dem Campus umschauen. Und "East Enders" hat die Bewerbung eines "normalen" Schülers in Oxford und Cambridge bereits ins Drehbuch eingebaut - das war allerdings schon, bevor ich dort angerufen habe.

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