Ausbildung:Lass die Puppen tanzen

Ob für das Studium oder für eine Ausbildung am Theater: Angehende Puppenspieler müssen Talent mitbringen.

Puppenspieler lassen ihrer Marionetten für Kinder und Erwachsene tanzen. Auch Shakespeare-Dramen oder Mozart-Opern werden mit Puppen aufgeführt.

Puppenspieler

Puppenspieler

Rund 120 kommunale, freie und halbsubventionierte Puppentheater gehören dem Verband Deutscher Puppentheater an. Regisseur und Intendant am Puppentheater Halle ist Christoph Werner: "Das Mysterium der Puppe und der Prozess der Belebung ist immer wieder faszinierend". An drei Tagen der Woche spielt das Ensemble für Kinder Märchen.

Für Erwachsene stehen zur Zeit Johann Wolfgang von Goethes "Faust", Oscar Wildes "Dorian Gray" sowie Joseph Haydns "Feuersbrunst" auf dem Spielplan. Die Truppe reist quer durch Deutschland, in die Schweiz, nach Österreich, bis nach Irland, Indien und in die USA.

Obwohl ihre Aufführungen großen Anklang finden, sind die sechs nicht zu Stars avanciert. "Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man als Puppenspieler nicht berühmt werden kann", betont der 37-jährige Intendant. Zwischen 3000 und 5000 Mark brutto verdienten die Ensemblemitglieder, je nach dem, wie gut sie sind. Bedarf an Nachwuchs bestehe an seinem Theater gelegentlich. Eine Chance hätten ausschließlich diplomierte Puppenspieler.

Ein Studium für die Puppen

Puppenspiel-Studiengänge gibt es an der Hochschule Ernst Busch in Berlin, an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart sowie ab Januar 2002 an der Bayrischen Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater München. Das Figurentheater-Kolleg in Bochum bietet allgemein zugängliche Puppenspiel-Kurse an.

"Um das Lebendige am Beispiel der leblosen Puppe darzustellen, muss der Spieler seine Stimme und seinen gesamten Körper einsetzen", erläutert Professor Hartmut Lorenz, Abteilungsleiter des auf vier Jahre Ausbildungsdauer angelegten Studiengangs in Berlin. Daher durchliefen die künftigen Puppenspieler parallel eine Schauspielausbildung. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Gesang, Sprechen, Puppenspieltechnik, Akrobatik, Pantomime, bildnerische Gestaltungslehre, Theatergeschichte, Puppentheatertheorie und Fremdsprachen.

Gute Stimmen gesucht

Interessenten müssen das Abitur und eine gute körperliche Verfassung mitbringen. Bei der Aufnahmeprüfung gilt es, eine Schauspiel- und eine Puppenspielszene mit literarischer Vorlage sowie ein Lied und einen Sprechtext vorzutragen. Ausdruckskraft, Fantasie und echtes Mitteilungsbedürfnis zählten zu den Auswahlkriterien, so Lorenz, ebenso wie eine gute Stimme, die auch zum Singen taugt.

Auf die vierzehn immer zum Wintersemester angebotenen Plätze kämen 80 bis 100 Bewerber. Nach dem Studium bestünden relativ gute Berufsaussichten: "An unserer Pinnwand annoncieren viele Puppentheater, die ihren Bedarf nicht gedeckt bekommen", berichtet Lorenz und ergänzt: "Arbeitslos muss niemand werden, der etwas kann und sich zu verkaufen weiß."

Nachwuchs für Jim Knopf

Die Mitglieder der Augsburger Puppenkiste haben eine interne Ausbildung durchlaufen. Der Nachwuchs wird nach einwöchigem Schnupperpraktikum ausgewählt: "Wichtig ist, dass das Talent zum Marionettenspiel da ist", sagt Peter Scheerbaum, Puppenspieler und Spielleiter der 53 Jahre alten Augsburger Institution.

Erfolgreiche Bewerber erhielten ein Einstiegsgehalt von 1800 Mark. Je nach Begabung seien die Bewerber aber erst nach nach zwei bis vier Jahren voll einsatzfähig. Jeder Puppenspieler erfülle noch eine weitere Aufgabe, beispielsweise in der Werkstatt, im Tonstudio oder beim Inszenieren.

Scheerbaum warnt vor einem zu romantischen Berufsbild: "Da ist viel Routine dabei." Dennoch ist er mit seinem Beruf zufrieden: "Die Arbeit ist ausgesprochen vielseitig, und sicher ist Puppenspiel nicht die schlechteste Art, sein Geld zu verdienen."

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