Aus Misserfolgen lernen:Nicht am Boden liegen bleiben

Karrieren gehen selten steil bergauf. Ob Kündigung oder Nullrunde beim Gehalt - Misserfolge gehören dazu. Wer durchhält und aus ihnen lernt, macht sein Scheitern zum Erfolg.

Erfolg und Misserfolg liegen oft eng beieinander. Das gilt gerade im Beruf. Umso wichtiger ist es, Niederlagen wegzustecken, nicht gleich aufzugeben und Durchhaltevermögen zu zeigen, wenn etwas schief geht. Das kann die ausbleibende Beförderung sein oder die Kündigung, eine Nullrunde beim Gehalt oder ständige Kritik vom Chef.

Aus Misserfolgen lernen: Ob im Sport, in der Forschung oder im Beruf: Nur wer sich von Misserfolgen nicht in die Knie zwingen lässt, hat letztendlich Erfolg.

Ob im Sport, in der Forschung oder im Beruf: Nur wer sich von Misserfolgen nicht in die Knie zwingen lässt, hat letztendlich Erfolg.

(Foto: Foto: dpa)

Gründe für Frustration am Arbeitsplatz gibt es viele - es kommt darauf an, wie man damit umgeht. "Misserfolge sind unvermeidlich", sagt Gerhard Scheucher, Autor und Kommunikationsberater aus Wien. "Keiner redet gerne darüber, aber ohne sie geht es nicht: Scheitern ist die Voraussetzung von Erfolg."

Viele Ziele seien überhaupt nur erreichbar, wenn nach einigen Fehlversuchen immer wieder ein neuer Anlauf genommen wird. "Das ist im Sport so, in der Forschung und im Berufsleben."

"Auf denjenigen, der Fehler macht, wird mit dem Finger gezeigt"

Das Risiko zu scheitern sei sogar viel größer geworden, weil sich Jobanforderungen schneller änderten als früher: "Produkte, die heute gefragt sind, sind morgen out", sagt Scheucher. Die Qualifikation, die heute Grundlage für Karrieren ist, sei morgen schon veraltet.

In einer Gesellschaft, in der vor allem Erfolg zählt, gelte Scheitern allerdings als Makel: "Auf denjenigen, der Fehler macht, wird mit dem Finger gezeigt", sagt Scheucher. Dabei sei ein offener Umgang mit Fehlern und Misserfolgen für alle von Vorteil: "Der Druck wird kleiner, und das hilft, weitere Fehler zu vermeiden."

Misserfolge sind Misserfolge, daran ist nicht zu rütteln: "Sie sind für jeden Menschen negativ", sagt Nathalie Galais, Psychologin an der Universität Erlangen-Nürnberg. "Jeder findet sie unangenehm." Aber welches Gefühl sich dann einstellt und wie man damit umgeht, das sei sehr unterschiedlich.

Ebenfalls ganz verschieden sei, was der Einzelne als Misserfolg erlebt, sagt Thomas Steinert, Coach und Psychoanalytiker in Hannover. Schließlich hätten nicht alle die gleichen Werte und Ziele. Wo der eine sich gescheitert sieht, bleibt der andere ganz entspannt.

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Nicht am Boden liegen bleiben

Fehlervermeider sind anfälliger für Misserfolge

Aber auch die Strategien im Umgang mit Erfolg können sehr unterschiedlich sein, sagt Galais. Grundsätzlich gibt es zwei Typen: den Erfolgsorientierten und den Fehlervermeider. "Niemand ist zu 100 Prozent der eine Typ oder der andere", sagt die Psychologin. "Das mischt sich natürlich." Der Fehlervermeider ist eher anfällig für Misserfolgserlebnisse und in der Regel häufiger frustriert.

Für das berufliche Vorwärtskommen ist das nicht entscheidend: "Erfolgsorientierte sind nicht grundsätzlich erfolgreicher als Fehlervermeider", sagt Galais. "Aber Fehlervermeider sind stärker gefährdet, psychosomatische Symptome zu entwickeln." Und sie sind potenziell weniger glücklich: Denn wer sich Erfolge wünscht, kann sich in der Regel ausdrücklich freuen, wenn sie sich einstellen. Wer vor allem Fehler vermeiden möchte, ist einfach nur erleichtert, wenn er keine macht.

Selbstverantwortung übernehmen

Boris Grundl hat eine ganze Menge Erfahrung mit Niederlagen und Rückschlägen: Tauchen, Tennis, Fallschirmspringen waren nur ein paar seiner Hobbys, bis ein Unfall all das zunichtemachte. Mit Mitte 20 war Grundl plötzlich gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Nur noch zehn Prozent seiner Muskeln taten ihren Dienst. "Ich war ein Fall für die Sozialhilfe", erzählt er. Heute lebt Grundl wieder in seinem Heimatort Trossingen am Rand des Schwarzwalds, spielt Rollstuhl-Rugby und ist Management-Trainer. Seine Botschaft lautet: Selbstverantwortung übernehmen.

"Hilflosigkeit ist erlernt", betont er. Wir alle neigten dazu, immer andere für das eigene Scheitern verantwortlich zu machen. Aber es bringe nichts, sich einzureden, der Chef, die Familie oder die eigene Erziehung seien schuld an Misserfolgen. "Wenn man selbst die Verantwortung dafür übernimmt, kann man auch Hürden nehmen und auf diese Weise positive Erfahrungen machen", sagt Grundl. "Dann liegt der Weg vor einem." Nicht "alles ist möglich" sei dabei das Motto, aber: "Es gibt viel mehr Möglichkeiten, als ich denke."

Entscheidend sei, sich innerlich aufzurichten, auch wenn man gerade am Boden liegt. Wenn es nicht funktioniert wie gewünscht, müsse man eben daran arbeiten, wie es sich trotzdem hinkriegen lässt: "Dabei gibt es kein "Nie"", sagt Grundl, "sondern nur ein "Noch nicht" oder "So nicht"."

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