Aufgaben im Assessment-Center:So meistern Bewerber die Postkorb-Übung

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Priorisieren, organisieren, delegieren: Die Postkorb-Übung in einem Assessment-Center stellt Bewerber vor eine echte Stresssituation, in der sie einen kühlen Kopf bewahren müssen. Doch es ist alles nur ein Spiel. Wer die Regeln kennt, gewinnt.

Die Postkorb-Übung ist noch immer der absolute Klassiker eines jeden Assessment Centers - doch sie kommt nicht mehr in jedem vor, "denn sie kommt oft etwas befremdlich und altbacken rüber", sagt Karrierecoach Johannes Stärk aus München.

Der Postkorb ist gleichermaßen eine Prüfung der Organisationsfähigkeit eines Kandidaten und ein Stresstest. Es gibt bei dieser Übung kein Richtig und kein Falsch - viel mehr kommt es darauf an, konsequent eine Linie zu vertreten und zu einer getroffenen Entscheidung zu stehen. "Darüber muss man sich bewusst sein", sagt Karriereberater Jürgen Hesse.

Zentral ist die Anforderung, sich in eine Situation einzudenken - und zwar schnell. Die Vorgabe ist in etwa so: Man bekommt einen Stapel Papier mit zehn sofort zu erledigenden Aufgaben vorgelegt und befindet sich selbst in einer Stresssituation: Gerade von einem Termin zurückgekommen, nur eine halbe Stunde im Büro, ehe man auf eine Geschäftsreise an einen Ort muss, an dem man nur eingeschränkt erreichbar ist. Die zehn Probleme sind zum Teil privat, zum Teil geschäftlich und manches stellt sich als vernachlässigbar heraus. Man muss schnell entscheiden, was welche Wichtigkeit hat. "Es geht also darum, sich einen raschen Überblick zu verschaffen, zu priorisieren und zu delegieren," sagt Hesse. Und schließlich darum, zu begründen, warum man die Entscheidungen so getroffen hat, wie sie gefallen sind. "Alles ist irgendwie bedrängend - genau so, wie im richtigen Leben."

Hesse rät, gerade bei dieser Übung cool zu bleiben. Denn jeder Bewerber weiß zwar, dass der Postkorb auf ihn zukommt, aber nicht in welcher Variante. "Deswegen kann man sich nicht so richtig darauf vorbereiten und macht unter Umständen eine unglückliche Figur, obwohl man im richtigen Leben sehr gut in solch einer Stresssituation klarkommt."

Einen großen Teil der Postkorb-Übung macht die anschließende Manöverkritik aus. Die Bewerber müssen den sogenannten Assessoren, den Beobachtern aus dem Unternehmen, erklären, warum sie sich für ihre Weise der Erledigung entschieden haben. Bei dieser Besprechung geht man nicht zimperlich mit den Kandidaten um. Aber das gehört dazu, sagt Hesse: "Man muss einfach wissen, dass das Teil des Spiels ist, denn die Assessoren prüfen auch, wie gut die Nerven der Bewerber sind."

Zum Einsatz kommt diese Methode nach den Worten von Berater Stärk vorzugweise für Führungskräfte der unteren Ebene, Assistenz- oder Sekretariatsfunktionen, zum Teil auch bei Berufseinsteigern und Ausbildungsplatzsuchenden. Und: Es gibt deutliche Branchenschwerpunkte für den Einsatz. In Banken, Versicherungen, dem Dienstleistungssektor oder dem öffentlichen Dienst werden damit analytische Fähigkeiten und vernetztes Denken, Problemlösungskompetenz, Organisationsfähigkeit, Entscheidungsvermögen und Handlungsorientierung, Arbeitsorganisation und Prioritätenbildung sowie unternehmerisches Denken unter die Lupe genommen.

Einen typischen Postkorb finden Sie hier.

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