Arbeiten im Ausland:So bewerben Sie sich in Europa

Ob man der großen Liebe folgen oder einfach nur einen Tapetenwechsel will: Viele Menschen bewerben sich um einem Job in einem anderen Land. Die Bewerbungen unterscheiden sich mitunter deutlich.

von Verena Wolff

Hochschulabsolventen und gestandene Arbeitnehmer zieht es gleichermaßen ins Ausland - auch wenn die Motivation unterschiedlich sein kann. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ermöglicht es EU-Bürgern, im Schengen-Raum zu arbeiten, wo sie wollen, ohne Anträge und Genehmigungen. Doch die Bewerbung kann so ihre Tücken haben. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Bewerben und Arbeiten in Europa.

Gibt es generelle Tipps zur Bewerbung im europäischen Ausland?

Bei Bewerbungen im europäischen Ausland gelten viele Regeln, die auch bei der Stellensuche innerhalb Deutschlands zählen. Die Bewerbung besteht mindestens aus Anschreiben und Lebenslauf. Wenn dies vom Arbeitgeber gefordert wird, sollten Zeugnisse und Arbeitsproben beigelegt werden. Wichtig ist vor allem, dass der erste Eindruck stimmt: Keine Rechtschreibfehler, eine ansprechende Gestaltung, ein sauberes Druckbild auf hochwertigem Papier - sofern man sich nicht online bewirbt. Das Anschreiben sollte nicht länger als eine A4-Seite sein.

Inhaltlich sollte der Bewerber Bezug auf die Stellenausschreibung nehmen, die persönliche Qualifikation mit der geforderten abgleichen, auf den Lebenslauf verweisen und mit der Bitte um ein Vorstellungsgespräch schließen.

Sofern der Bewerber die Landessprache beherrscht, wird er immer mehr Punkte sammeln, wenn er sie nutzt. Der Sprachstil sollte sachlich und höflich sein. Adressiert wird das Anschreiben an den Personalverantwortlichen oder den zukünftigen Chef - sollte kein Name in der Ausschreibung stehen, sollte man sich telefonisch danach erkundigen.

Der Lebenslauf beginnt mit den persönlichen Details (Name, Adresse, Telefon, E-Mail-Adresse), dann kommt eine kurze Zusammenfassung der Schul- und Berufsausbildung, die bei Berufseinsteigern ausführlicher ausfallen kann. Alle Angaben werden umgekehrt chronologisch aufgeführt - das heißt, man beginnt mit dem aktuellsten Job oder dem höchsten Schulabschluss. Berufs- und Praxiserfahrungen sowie besondere Erfolge und Leistungen sollten Bewerber kurz beschreiben und nach Möglichkeit belegen. Es macht sich immer gut, auf Auslandsaufenthalte und Sprachkenntnisse zu verweisen. Wichtig in vielen Ländern: die sogenannten Referenzen - Menschen, die über die Qualifikation eines Arbeitnehmer Auskunft geben können und wollen.

Ein Bewerbungsfoto sollte sich nur in den Unterlagen finden, wenn das ausdrücklich erwünscht ist - denn in zahlreichen Ländern, wie etwa Großbritannien, sind Bilder aus Gründen der Chancengleichheit in einer Bewerbung tabu.

Sprache und Form

Muss man sich immer in der Landessprache bewerben oder kann man sich auch auf Englisch bewerben?

Wenn man ins Ausland geht, sollte man die Landessprache immer beherrschen - zumindest in Grundzügen. Das ist besser für die Integration im Alltag und deutlich angenehmer im Umgang mit den Kollegen im Büro oder den Nachbarn. Im Übrigen setzt man ein deutliches Signal, wenn man sich in der Landessprache in einem Unternehmen bewirbt.

Natürlich kann man sich immer auch auf Englisch bewerben - das sollte allerdings nur die Notlösung sein. Einzige Ausnahme: Die Umgangssprache in einem Unternehmen ist Englisch. Wenn man Grundkenntnisse in der jeweiligen Landessprache hat und diese vor Ort ausbauen will, kann man darauf ruhig in der Bewerbung verweisen.

Welches sind die Länder, in die Deutsche am liebsten gehen? Es gibt unterschiedliche Motivationen, ins Ausland zu gehen und dort zu arbeiten. Wer in Deutschland arbeitslos ist, geht häufig ins umliegende deutschsprachige Ausland - dort sind die sprachlichen Hürden am niedrigsten. Bei den weiter entfernten Zielen sind die englischsprachigen Länder sehr beliebt, weil die meisten Deutschen in der Schule Englisch gelernt haben und die meisten Erfahrungen mit der Sprache haben. Natürlich gibt es immer wieder Exotengeschichten und Modeeinflüsse, wie der Skandinavienliebhaber, den es schon immer nach Finnland zog. Und: Es ist nicht zu unterschätzen, in wen man sich gerade verliebt hat - und wo der oder die Liebste arbeiten.

Schreibt man noch Papierbewerbungen oder geht alles online? Das kommt sehr darauf an, welchen Beruf man hat - und in welchem Land man sich bewirbt. In manchen europäischen Staaten ist die Online-Akzeptanz höher als in anderen. Auch kommt es darauf an, in welchem Berufsfeld sich ein Bewerber bewegt. Handwerker werden sich eher schriftlich per Post bewerben, während Akademiker meist Online-Bewerbungen verschicken.

Auch hier gilt: Man sollte sich so bewerben, wie es in der Ausschreibung gefordert ist. Bei einem Eintrag der persönlichen Daten in festgelegte Eingabemasken sind die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten begrenzt - aber wenn dies ausdrücklich gewünscht ist, sollte man auch keine andere Bewerbung verfassen und verschicken. Wenn eine Bewerbung per Mail gewünscht wird, ist das Anschreiben der Text in der E-Mail. Angehängt wird der Lebenslauf - und gegebenenfalls die Dokumente, die verlangt werden. Alle Anhänge sollten im .pdf-Format verschickt werden und insgesamt nicht größer als zwei Megabyte sein.

Einen guten Eindruck bei einer Bewerbung per Mail machen zudem zwei Dinge: Die Adresse und die Betreffzeile. Die Absenderadresse sollte neutral und aussagekräftig sein, am besten vorname.nachname@anbieter.de - vor allem verspielte Adresse wirken nicht seriös oder landen schlimmstenfalls sogar im Spam-Ordner. Eine Unart ist es zudem, Mails ohne Betreff zu verschicken - denn kein Personaler weiß, warum er die Mail öffnen sollte.

Vorlauf und Anträge

Wie viel Vorlauf braucht eine Bewerbung in einem anderen Land?

Der Vorlauf ist je nach Land und Position unterschiedlich. Wenn dringend Leute gesucht werden, kann es ganz schnell gehen. Handelt es sich allerdings um Positionen mit einem langwierigen Auswahlverfahren, kann sich eine Bewerbung auch über Wochen hinziehen.

Kann man als Deutscher überall in Europa arbeiten, ohne spezielle Genehmigungen zu beantragen? In der Europäischen Union (EU) kann jeder arbeiten, wo er will. Das ist die sogenannte Arbeitnehmerfreizügigkeit, die es erlaubt, in der gesamten EU Geld zu verdienen. In den Ländern, die noch nicht zur EU gehören, muss man sich allerdings um Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen kümmern.

Die Fragen beantwortete Beate Raabe, Sprecherin der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur.

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