Es fällt Peter Harvey schwer, sich an jenen verhängnisvollen Tag im Juli 2009 zu erinnernt. "Surreal" sei seine Erinnerung, sagt der Physiklehrer aus dem englischen Mansfield, "ohne Emotionen oder irgendwelche Gedanken." Im Juli 2009 rastete Harvey im Unterricht aus und schlug mit einer drei Kilogramm schweren Hantel auf einen 14-jährigen Schüler ein. Der Junge erlitt einen Schädelbruch und leidet noch immer unter partiellem Gehörverlust. In einem viertägigen Verfahren wurde Harvey zu einem zweijährigen Sozialdienst verurteilt - wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Mit einer Hantel schlug ein Lehrer in Mansfield auf einen Schüler ein. Jetzt warnt er vor ähnlichen Ausrastern anderer Lehrer.
(Foto: dpa)In einem Interview mit der englischen Tageszeitung The Mirror betonte Harvey jetzt, wie sehr er Kinder liebe. "Ich hatte nie vor dem Jungen weh zu tun, es ist einfach passiert." Nun warnt der Lehrer vor weiteren ähnlichen Attacken durch Lehrer. "Wenn es mir passiert ist, kann es jedem passieren. Viele Lehrer sind tickende Zeitbomben. Ich kenne viele, die nicht einmal mehr eine Tasse Kaffee halten können oder Angst haben, die Straße zu überqueren, weil sie so gestresst sind."
Harvey selbst war zum Zeitpunkt seines Angriffs psychisch angeschlagen. Gerade zurück von einer viermonatigen Zwangspause wegen Erschöpfung sah er sich einer Klasse gegenüber, die ihn immer wieder verspottete. Im Rahmen der Gerichtsverhandlung kam heraus, dass die Jugendlichen es sich zum Ziel gemacht hatte, ihren Lehrer immer wieder zu provozieren, um seine Reaktion mit einer mitlaufenden Kamera festzuhalten.
Nicht mehr Herr seiner Sinne
Das Gericht schenkte daraufhin der Version des Lehrers Glauben, wonach er ausrastete und nicht mehr Herr seiner Sinne war, als das 14-jährige Opfer ihn mit den Worten "Fuck you" angriff. Harvey schlug mit der Hantel auf seinen Schüler ein und schrie dabei "Stirb, stirb, stirb", wie die Tageszeitung The Guardian schrieb.
Bevor der Richter Michael Stokes das Urteil in dem - wie er sagte - "tragischen Fall" verkündete, sprach er zum Angeklagten. "Sie sind ein anständiger Mann, und über zwanzig Jahre lang waren Sie ein engagierter und erfolgreicher Lehrer." Am Tag des Angriffs seien mehrere Faktoren zusammen gekommen, die eine völlig unangebrachte Reaktion hervorgerufen hätten. "In früheren Jahren hätten Sie diese Situation zweifelsfrei ohne Probleme gemeistert, aber im vergangenen Juli ging es Ihnen sehr schlecht. Sie litten unter Depressionen, Stress und einem erheblichen Mangel an Selbstbewusstsein", sagte der Richter.
Nie mehr mit Kindern arbeiten
Aus diesen Gründen ließ das Gericht am Ende den Vorwurf des versuchten Mordes fallen.
Harvey, selbst Vater zweier Söhne, entschuldigte sich bei seinem Opfer. Mit Kindern wird er nicht mehr arbeiten dürfen.