Akquisiteure für Elite-Unis:Suche nach den Besten

Princeton, Harvard, Yale: So heißen die Traum-Hochschulen vieler Studenten. Die amerikanischen Elite-Universitäten allerdings wollen nur die klügsten und engagiertesten. Bei der Auswahl helfen Tausende Alumni und professionelle Akquisiteure in der ganzen Welt - mit unverhofften Fragen.

Maria Fiedler

Yale, das war sein Ziel. Dennis Klieber wollte an der Elite-Universität studieren, doch vorher galt es, einige Hürden zu nehmen. Da stand etwa das Gespräch mit einer Yale-Absolventin an. Klieber war nervös. Doch unangenehme Fragen, die er bei einem Bewerbungsgespräch erwartet hätte, blieben aus. "Ich sollte von meinem Leben erzählen und erklären, warum ich nach Yale möchte."

Akquisiteure für Elite-Unis: Die Ivy-League-Hochschulen in den USA sind auch für viele deutsche Studenten ein Traumziel.

Die Ivy-League-Hochschulen in den USA sind auch für viele deutsche Studenten ein Traumziel.

(Foto: AFP)

Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine amerikanische Universität Auswahlgespräche von den eigenen Absolventen durchführen lässt. Die ehemaligen Studenten sind über die ganze Welt verstreut und können sich an Ort und Stelle mit Bewerbern treffen. Neben Yale bedienen sich auch andere große Hochschulen wie Princeton oder Columbia dieser Methode. "Für die Hochschulen ist das eine Möglichkeit, sich ein Bild von den Bewerbern zu machen", sagt Leslie von Wangenheim, die 1985 in Princeton ihren Abschluss gemacht hat. Sie koordinierte jahrelang Bewerbungsgespräche in Deutschland und Osteuropa.

Nicht alle Elite-Universitäten verlassen sich bei Bewerbungsgesprächen auf das Urteilsvermögen ihrer Alumni: Die Harvard Business School sendet "Admission Specialists", also eigens geschultes Zulassungspersonal. Die Spezialisten sollen die "Anführer" aus den Bewerbern herausfiltern, wie Vincent Dessain es ausdrückt. Der Franzose leitet das Europe Research Center der Harvard Business School (HBS) in Paris. Zudem spricht er auf Informationsveranstaltungen in ganz Europa. "Für unseren Termin in München gab es sogar eine Warteliste", sagt Dessain und lächelt.

Auch Rebekah Westphal kommt regelmäßig nach Deutschland, um in gut gefüllten Räumen über das Studium in Yale zu sprechen. Sie ist dort für die Zulassung internationaler Bachelor-Studenten zuständig. Um junge Menschen weltweit für ein Studium in Yale zu gewinnen, greift Westphal auf ein Netz an Absolventen zurück. Eine Gruppe deutscher Alumni betreue Stände auf Hochschulmessen, erzählt sie. Wohl mit Erfolg: Aus Deutschland erhält Westphal jedes Jahr 100 Bewerbungen - etwa sieben davon werden angenommen.

Dass US-Elite-Universitäten ihre Studenten nicht nur in den USA suchen, hat laut Dessain einen Grund: "Wir wollen Vielfalt im Klassenraum." Das gelte sowohl für die Nationalitäten als auch für die Fachrichtungen. Wer sich für den Master of Business Administration (MBA) bewerbe, müsse einen Bachelor und drei bis vier Jahre Berufserfahrung haben - egal in welchem Bereich. So gibt es unter den Studenten auch professionelle Tänzer, Philosophen und Start-up-Gründer. Eines sollten jedoch alle Bewerber gemeinsam haben, sagt Dessain: "Wir suchen Menschen, die etwa in ihrem Job, in der Universität, in Sportmannschaften oder bei wohltätiger Arbeit Führungspositionen übernommen haben."

Studieren und Engagieren

In Yale wolle man Studenten, die Einsatz zeigen und neben der Schule ihre vielfältigen Interessen und Talente unter Beweis stellen, erklärt Westphal: "Mit guten Noten allein kommt man da nicht weit. Einen Einser-Abschluss haben fast alle." Es gehe nicht darum, dass die Alumni Bewerber auf Herz und Nieren testen. Sie sollen "herausfinden, ob die Bewerber aus den vielfältigen Möglichkeiten der Universität einen Nutzen ziehen würden".

Davon hat Klieber in seinem Bewerbungsgespräch offenbar überzeugt. Heute studiert er im dritten Semester in Yale. Rückblickend glaubt der 22-Jährige, dass unter anderem seine Biathlon-Karriere den Ausschlag für die Zulassung gegeben hat. Dass er mit der Absolventin während des Gesprächs auf einer Wellenlänge gewesen sei, habe sicherlich nicht geschadet.

Princeton-Alumna Wangenheim sieht den Vorteil dieser Gespräche darin, dass die Absolventen unvoreingenommen sind. "Wir wissen vor dem Gespräch nicht, welche Noten ein Bewerber hat und dürfen nicht danach fragen." Themen wie Politik und Religion seien ebenfalls tabu. Wangenheim möchte lieber erfahren, ob jemand in seiner Freizeit Klavierkonzerte gibt, eine Firma gegründet hat oder in einer Sportmannschaft Mitglied ist. Ähnlich ist das laut Dessain im Bewerbungsprozess für die Harvard Business School: "Unser Auswahlpersonal will sehen, ob jemand neugierig ist, sich in seinem Umfeld einbringt oder in der Lage ist, eine Idee infrage zu stellen." Deshalb würden in den Gesprächen keine Fakten abgeprüft.

So locker die Gespräche ablaufen, so hart ist der Rest des Bewerbungsprozesses. Dazu gehören Wissenstests, Aufsätze sowie ein Sprachtest. Wer für sein Bachelor-Studium in die USA gehen möchte, solle sich nicht nur an einer, sondern eher an acht Universitäten bewerben, sagt Wangenheim. Auch Klieber hat nicht alles auf eine Karte gesetzt. Am Ende bekam er Zusagen aus Yale und Stanford. "An Yale haben mich das Kursprogramm und die Architektur überzeugt", erzählt er. Im ersten Jahr musste er hart arbeiten. Trotzdem schrieb er nebenbei für eine Studentenzeitung, sammelte mit Kommilitonen Geld für karitative Zwecke und wurde Vorsitzender des Deutsch-Clubs. Nach dem Abschluss möchte er ein Unternehmen gründen. Und vielleicht wird er ebenfalls helfen, Elite-Studenten für Yale zu finden.

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