Wunschtraum Flexibilität:Gefangen in starren Arbeitszeiten

Leben nach der Uhr: Flexible Arbeitszeiten werden vielfach beschworen, doch die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer muss sich an ein vorgegebenes System halten. Nur zwei Prozent der Beschäftigten agieren völlig unabhängig von festen Uhrzeiten - aber die Freiheit hat ihren Preis.

Die meisten Arbeitnehmer in Deutschland müssen sich immer noch nach starren Arbeitszeiten richten. Im vergangenen Jahr arbeiteten nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamts 58 Prozent der Beschäftigten in Jobs mit vorgegebener Dauer sowie festen Anfangs- und Endzeiten.

Clocks are seen at a booth at the Hong Kong Watch and Clock Fair 2010 in Hong Kong

Wirklich flexibel sind die wenigsten: Fast zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland haben feste Arbeitszeiten, ein weiteres Viertel muss zumindest Kernarbeitszeiten einhalten.

(Foto: REUTERS)

Fast jeder Vierte (24 Prozent) konnte seine Arbeitszeit mit einem Konto weitgehend flexibel einrichten und musste nur eventuelle Kernzeiten einhalten. Weitere zehn Prozent konnten zumindest Beginn und Ende der Arbeitszeit mit einer Gleitzeitregelung bei starrer Tagesleistung beeinflussen.

Ohne jede Vorgabe zur Arbeitszeit blieb nur jeder 50. Beschäftigte (zwei Prozent). Die Freiheit hat allerdings ihren Preis: Diese Menschen müssen eine vorher festgelegte Leistung abliefern und arbeiten meist deutlich länger als andere. In dieser Gruppe ist eine wöchentliche Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden für 57 Prozent normal. Bei den starren Arbeitszeitmodellen trifft das nur auf 15 Prozent der Menschen zu.

Branchenübergreifend können sich vor allem Akademiker und Menschen in leitenden Positionen ihre Arbeit flexibel einteilen. So gaben bei den Führungskräften mehr als zwei Drittel (67 Prozent) an, Einfluss auf ihre Arbeitszeit zu haben. Sortiert nach einzelnen Branchen gaben vor allem die Beschäftigten von Finanz- und Versicherungsdienstleistern sowie der öffentlichen Verwaltung an, ihre Anwesenheit am flexibel einrichten zu können.

Unflexible Arbeitszeiten hängen nicht zuletzt mit den Produktionserfordernissen oder festen Öffnungszeiten bei Dienstleistungen zusammen, erläuterten die Statistiker. Feste Arbeitszeiten sind zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialwesen weit verbreitet, auch bei Logistikbetrieben und im Gastgewerbe stehen die Zeiten weitgehend fest.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: