Uni-Ranking zur Unternehmerförderung:Visionäre haben's an der TU München am besten

Alle zwei Jahre ermittelt eine Studie, welche Universität jungen Unternehmensgründern die besten Chanchen bietet. Der diesjährige Gewinner ist die TU München, gefolgt von der TU Berlin. Aber auch in der Spitzengruppe gibt es Nachbesserungsbedarf.

Dieter Sürig

Als Jerry Engel unlängst an der Technischen Universität München (TUM) zu Gast war, hinterließ das bei ihm einen nachhaltigen Eindruck. Engel hat seit 1991 das Lester Center for Entrepreneurship & Innovation der Universität von Kalifornien in Berkeley aufgebaut. Er habe den Eindruck, dass an der TUM mehr für junge Unternehmen getan werde als im Silicon Valley, sagte er zu Gründern in München. Jerry Engel selbst hatte mal ein Startup namens Keyhole betreut. 2001 gegründet, spielten virtuelle Modelle und Satellitenbilder eine wichtige Rolle im Geschäftsmodell der jungen Firma. Wer heute die Webseite keyhole.com aufruft, landet - bei Google Earth. 2004 übernahm Google die kleine Firma. Ein Glücksfall auch für Engel.

TU München, 2007

Die TU München ist in diesem Jahr der Sieger des Hochschul-Rankings "Vom Studenten zum Unternehmer: Welche Universität bietet die besten Chancen?"

(Foto: CATH)

Womöglich kann auch die TUM demnächst solch einen Glücksfall feiern. An den Rahmenbedingungen dafür sollte es zumindest nicht scheitern, wenn man einer aktuellen Studie glaubt. In dem Ranking "Vom Studenten zum Unternehmer: Welche Universität bietet die besten Chancen?" hat die TUM in diesem Jahr unter 63 untersuchten staatlichen Hochschulen in Deutschland den Spitzenplatz erreicht. Die Studie wird alle zwei Jahre von der benachbarten Ludwig-Maximilians-Universität erhoben.

Professor Jürgen Schmude und sein Team vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeografie und Tourismusforschung haben der Untersuchung acht verschiedene Bausteine zugrunde gelegt, darunter etwa Qualität der Ausbildung potentieller Gründer, die externe Vernetzung der Hochschule, Kooperation und Koordination, aber auch Kommunikation, Mobilisierung und die tatsächlich messbare Zahl der Gründungen, die im Umfeld der Universität entstehen.

Dabei hat die TU München 322 Punkte erreicht, gefolgt von der TU Berlin (300) und der Bergischen Universität Wuppertal (296). Weniger schmeichelhaft fiel die Bewertung der Universitäten Bonn (115), Augsburg (95) und Vechta (81) aus. Insgesamt schnitten die Universitäten aber deutlich besser ab als bei der Untersuchung zwei Jahre zuvor. Dies hänge unter anderem mit staatlichen Förderprogrammen zusammen, sagt Experte Schmude. Das Bewusstsein an den Hochschulen sei gewachsen: "An der Spitze etabliert sich eine Gruppe von Universitäten, die über eine schwerpunktmäßige Profilierung im Bereich Entrepreneurship verfügt", sagt der Wissenschaftler.

Dies ist an der TU München der Fall, wo es einen Entrepreneurship-Lehrstuhl und ein An-Institut gibt, das Gründungsideen an den Fakultäten identifiziert, Studierende sensibilisiert und manche Startups gar mit Kapital ausstattet. "Wirtschaftliches Denken und Handeln ist fest verankert im Leitbild der TU als unternehmerischer Universität", sagt deren Präsident Wolfgang Herrmann. Ziel sei es, junge Talente nicht nur auszubilden, sondern ganz grundlegend für das Unternehmertum zu begeistern.

"Entscheidend für den Erfolg ist, dass unsere Angebote in Studiengängen aller Fakultäten als Leistungsnachweis anerkannt sind", so Helmut Schönenberger, Geschäftsführer der Unternehmer-TUM. Doch bei aller Begeisterung: Dass eine Uni theoretisch bis zu 400 Punkte erreichen könnte, zeigt, dass es auch in der Spitzengruppe Nachbesserungsbedarf gibt. Schmude ist davon überzeugt, dass dies gerade auch für die Anerkennung von Entrepreneurseminaren für das eigentliche Studium gilt: "Da ist noch Spielraum". Zudem empfiehlt er, dass bei der Gründungsförderung Kontinuität gesichert ist. "Es ist wichtig, dass es zu einer Institutionalisierung kommt. Ganz schlecht wäre es, wenn die Laufzeiten von entsprechenden Programmen auslaufen".

In Zukunft müsse man zudem aufpassen, "dass große und kleine Unis nicht auseinanderdriften", so Schmude. Bisher sei die Förderung breit gestreut worden. Von nun an wolle das zuständige Bundeswirtschaftsministerium die Finanzmittel auf 20 "Gründerhochschulen" fokussieren. Gerade an kleineren Standorten könnten Finanzierungsengpässe die Folge sein. "Ob eine fehlende Förderung von den Universitäten kompensiert werden kann, bleibt ungewiss", sagt Schmude. Sein Vorschlag geht in die genau entgegengesetzte Richtung: die strukturelle Vielfalt der geförderten Gründerhochschulen sollte erhöht werden, um regionalen Gegebenheiten gerecht werden zu können. "Wir plädieren dafür, dass der lokale Kontext mit berücksichtigt wird."

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