Nachwuchswissenschaftler:Warum es in Deutschland die besseren Jobs gibt

Lange galten die USA für junge Wissenschaftler als Land der schier unbegrenzten Möglichkeiten. Doch seit geraumer Zeit kommen immer mehr Fachleute wieder zurück nach Deutschland - weil sie endlich Perspektiven haben.

Christopher Schrader

In Deutschland herrscht gute Konjunktur - nicht nur wirtschaftlich, auch wissenschaftlich. Das Land, seine Universitäten und Institute sind offenbar für junge deutsche Forscher, die einige Zeit in den USA waren, wieder attraktiver geworden. "Das Interesse am deutschen Wissenschaftssystem steigt, und gleichzeitig gibt es in Amerika wirtschaftliche Probleme", sagt Helge Braun (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium. "Es ist inzwischen so, dass die Rückkehrer in Deutschland bessere Perspektiven und eine höhere Kaufkraft haben als diejenigen, die in den USA geblieben sind."

Die Aussage entnimmt Braun einer Studie über den Verbleib junger Deutscher, die nach ihrem Studienabschluss an amerikanischen Universitäten forschen. Davon gibt es nach Schätzungen etwa 6000 bis 7000; ein gutes Viertel wurde bei der Studie befragt. Sie hatten zwischen 2004 und 2011 an Konferenzen des "German Academic International Network" (GAIN) teilgenommen und sich über die Bedingungen in Deutschland informiert. Es wird vom Bildungsministerium gefördert, das darum die Auswertung der Studie am Montag in Berlin vorstellte.

Eine der Rückkehrerinnen ist Claudia Janssen, seit September Juniorprofessorin für Kommunikation und Medien an der Universität für Weiterbildung in Berlin. Dafür hat sie eine Stelle als Assistant Professor an der Eastern Illinois University aufgegeben, unter anderem weil ihre neue Hochschule ihr ebenfalls eine Dauerstelle in Aussicht gestellt hat.

Der Mangel an sogenannten Tenure-Track-Positionen, deren Arbeitsvertrag nicht befristet ist, galt lange als struktureller Nachteil für hiesige Institute. Er ist allerdings nicht in allen Bereichen behoben, sagt der deutsche Biologe Baris Tursun, der von der Columbia University in New York an das Max-Delbrück-Centrum in Berlin gewechselt ist. Dafür gebe es hier sehr attraktive Positionen als Nachwuchsgruppenleiter. Selbst manche seiner nicht deutschen Kollegen in New York hätten sich bei ihm danach erkundigt.

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Der Studie zufolge kommen zwei Drittel der Befragten nach einigen Jahren wieder nach Deutschland. Braun nennt diese Zahl erstaunlich hoch. Angesichts des Mangels an Hochqualifizierten in Deutschland könne die Politik aber wohl nicht ruhen, bis 95 Prozent der deutschen Forscher zurückkehrten.

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