Mehrarbeit wird selten bezahlt:Überstunden für lau

Deutsche Arbeitnehmer sind deutlich länger im Büro, als ihre Verträge das vorsehen: Laut einer Studie leisten Angstellte 1,4 Milliarden Überstunden im Jahr - unbezahlt.

Arbeitnehmer in Deutschland bekommen einer Studie zufolge nur etwa ein Viertel ihrer Überstunden vergütet. Im Schnitt machen die Beschäftigten 12,3 Überstunden pro Monat. Nur 9,1 Stunden davon werden durch Freizeit ausgeglichen oder bezahlt, wie aus einer Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervorgeht.

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Insgesamt wurden 1,4 Milliarden Stunden im Jahr 2010 nicht bezahlt, das sind 2,9 Prozent der geleisteten Stunden aller Arbeitnehmer in dem Jahr. Männer kommen dabei auf durchschnittlich 4,3 Überstunden, die nicht vergütet werden. Bei den weiblichen Angestellten sind es mit 2,1 Stunden deutlich weniger. Das liegt nach Angaben der Wissenschaftler daran, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten.

Bei den Vollzeitbeschäftigten ist die Zahl der unbezahlten Überstunden dreimal so hoch wie bei den Teilzeitbeschäftigten, wie es in der Studie weiter heißt: Sie liegen bei 4,2 Stunden beziehungsweise 1,2 Stunden pro Monat. Besonders viele unbezahlte Überstunden (19,2 pro Monat) leisten demnach Arbeitnehmer in Führungspositionen.

Unbezahlte Überstunden gelten bei einem hohen Bruttogehalt als abgegolten. Niedrigverdienern müsse der Arbeitgeber Mehrarbeit dagegen in der Regel bezahlen, sagt Michael Henn, Vorstandsmitglied des Verbandes deutscher Arbeitsrechtsanwälte in Stuttgart. "Es besteht eine erhebliche Korrelation zwischen der Höhe des Gehalts und der Rechtmäßigkeit von unbezahlten Überstunden." Grundsätzlich regelt das Arbeitszeitgesetz die Obergrenze für die Überstunden. Das besagt, dass die tägliche Arbeitszeit acht Stunden nicht überschreiten darf. Im Ausnahmefall dürfen es an einem Arbeitstag auch zehn Stunden sein, wenn es innerhalb von sechs Monaten durchschnittlich bei acht Stunden pro Tag bleibt.

Laut IWH basiert die Studie auf Daten Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB/Nürnberg) und auf Befragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Letzteres ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung im Auftrag des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW/Berlin), die jährlich mehr als 20.000 Menschen aus rund 11.000 Haushalten unter anderem zu Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit befragt.

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