Zweifelhafte Lebensmittel:Überflüssiges im Überfluss

Unecht, ungesund, überteuert: Etliche Lebensmittel und Getränke sind bestenfalls entbehrlich. Wofür Sie ihr Geld sparen können.

Berit Uhlmann

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Wasabi

Quelle: online.sdeleben

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Unecht, ungesund, überteuert: Etliches, was die Regalmeter der Supermärkte füllt, ist bestenfalls entbehrlich. Acht Beispiele:

Wasabi aus dem Supermarkt

Ist es in Ordnung, wenn Wasabi-Erbsen kein Wasabi enthalten? Na klar, es weiß doch ohnehin keiner, wie echter Wasabi schmeckt. Auf diese Art argumentierte die Firma Kattus vor Gericht, wo sie sich wegen des fehlenden Wasabis in ihren Snacks verantworten musste. Die Münchner Richter ließen diese Logik nicht gelten. Dennoch enthält weiterhin fast alles, was als Wasabi im Supermarkt angeboten wird, höchstens winzige Dosen des echten japanischen Gewürzes.

Die Pflanze wird mit hohem Aufwand in Wasser angebaut und ist daher teuer. Japaner würden das Gewürz wohl niemals als Überzug für billiges Knabberzeug verschwenden. So besteht das, was hierzulande preiswert als Paste oder Snackwürze angeboten wird, aus einheimischem Meerrettich und Senf. Die grüne Farbe verleihen Spirulina-Alge oder chemische Farbstoffe. Die Knabbereien enthalten noch dazu häufig viel zu viel Salz und Geschmacksverstärker, wie die Organisation Slow Food beklagt.

Wer echten Wasabi auf die traditionelle Art essen will, sollte sich in Spezialgeschäften die Wurzeln besorgen oder die Pflanze selbst anbauen. Sie wird frisch über die Speisen gerieben, denn ihr Aroma verfliegt sehr schnell. Eine Notlösung sind Wasabi-Pasten oder Pulver aus Spezialgeschäften.

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Kobe-Rindfleisch

Von der Unkenntnis über Gepflogenheiten im fernen Nippon profitiert wohl auch das Kobe-Rindfleisch. Handgestreichelt, ach was, sogar mit Sake und Gin massiert sollen die Tiere sein. Bier und bestes Futter sollen sie den ganzen Tag verabreicht bekommen und damit ein ganz außerordentliches Fleisch ansetzen, für das horrende Preise verlangt werden können: 200 Euro und mehr muss der Käufer für ein Steak zahlen. Ob es ein geschickter Marketing-Gag der Japaner oder der Fleisch-Importeure war, oder ob alles nur auf Missverständnissen beruht, ist nicht ganz klar. Sicher ist: Die Wellness-Behandlung für das Vieh ist ein Mythos.

Es handelt sich bei einem Kobe-Steak zweifellos um ein gutes Stück Fleisch. Es ist fetthaltiger und stärker marmoriert. Verantwortlich sind in erster Linie die Rasse und das Kraftfutter, das die japanischen Rinder besser vertragen als ihre europäischen Artgenossen. Zum Fettansatz trägt auch bei, dass die Rinder kastriert werden. Außerdem brauchen die Tiere etwas länger bis zur Schlachtreife. Dennoch können Sie gutes Rindfleisch auch bedeutend billiger bekommen. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Sterneküche aus der Natur: Gourmetwanderung in Baiersbronn

Quelle: dpa-tmn

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Eiweiß-Abendbrot

In den Bäckereien sieht man sie immer mal wieder: "Eiweiß-Abendbrote". Die Bäcker nehmen sie ins Angebot, weil immer mehr Menschen dem fantastischen Versprechen erliegen, sie könnten im Schlaf schlank werden.

Die Diät-Methode besagt im Kern, man müsse abends nur die Kohlenhydrate weglassen, dafür mehr Eiweiße essen und dann würde man ohne weiteres Zutun im Bett abnehmen. Für die Bäckereien ist es gefährlich, wenn die Deutschen ihre abendlichen Stullen der Trend-Diät opfern. Also kreierten sie lieber selbst ein passendes Brot.

Große Erfolge sollte niemand  erwarten. Eine Einschränkung an Kohlenhydraten kann dem Gewichtsverlust dienen, aber es gibt keinen Beleg dafür, dass der Verzicht nur in der Nacht eine Wirkung entfaltet. Man kann das Brot auch zu anderen Tageszeiten essen, es durch andere Speisen ersetzen oder einfach weglassen. Selbst ein Richter fühlte sich vor einiger Zeit genötigt, festzustellen: Ein Brot als solches hat keine schlankmachende Wirkung.

Swiss cheese maker Fritz Baumgartner cuts a piece of Emmentaler cheese in his cheese dairy in Trub, near Bern

Quelle: REUTERS

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Laktosefreier Hartkäse

Milch gilt vielen Menschen als die Wurzel aller möglichen gesundheitlichen Übel. Immer mehr Verbraucher glauben plötzlich, an einer Laktoseintoleranz zu leiden. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass die Zahl der Betroffenen tatsächlich zunimmt. Denn es handelt sich um keine Allergie, die man plötzlich bekommen kann, sondern um eine vererbte Eigenschaft.

Doch selbst viele der Menschen, die eine echte Laktoseintoleranz haben, profitieren längst nicht von allen der speziell für sie ausgewiesenen Produkte, die der Handel prominent platziert. So enthalten Hartkäse, Butter, Joghurt, Brot und vielen Wurstsorten von Natur aus gar keine oder nur so wenig Laktose, dass die meisten Betroffenen keine Probleme damit haben. Ein speziell ausgewiesener Hartkäse beispielsweise ist für sie nicht besser verträglich als jeder andere Hartkäse. Dafür ist er meist deutlich teurer. Laut einem Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg betragen die Preisaufschläge für laktosefreie Produkte im Schnitt 140 Prozent. Den Spitzenpreis erreichte ein laktosefreies Schwarzbrot, das 400 Prozent teurer war als das Original.

Wasser

Quelle: dpa

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Zweifelhafte Lebensmittel:Wasser

Enthärtetes Wasser

Hartes Wasser, das hört sich so gar nicht nach Wellness an. Und das soll man trinken? Durchaus. Verfechter der teuren Geräte zum Filtern und Enthärten werden es nicht gerne hören: Doch hartes Wasser ist sogar gesünder, weil es dem Körper mehr Calcium und Magnesium zuführt. Das sind Mineralstoffe, derentwegen viele Menschen für einiges Geld Mineralwasser nach Hause schleppen.

Die Enthärtung und Filterung des Trinkwassers ist in Deutschland bestenfalls überflüssig. Schlimmstenfalls führt sie zu hygienischen Problemen, denn Wasserreste in den Behältern befeuern das Wachstum von Keimen. Vollkommen sinnlos sind Geräte, die versprechen, mit dem Wasser etwas zu tun, das sich dem gesunden Menschenverstand nicht erschließt: es zu "harmonisieren", zu "vitalisieren" oder zu "energetisieren". Dabei handelt es sich um esoterischen Schnickschnack.

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2011

Quelle: REUTERS

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Isotonische Getränke

Die Sport-Getränke sollen nicht nur den Durst löschen, sondern Fitness und Leistungskraft verleihen. Ihnen sind Mineralstoffe wie Natrium zugesetzt, die beim Schwitzen verloren gehen. Doch einen echten Sinn hat das nicht. Freizeitsportler transpirieren in der Regel nicht so viel, dass sie dem Körper massenhaft Mineralstoffe wieder zuführen müssten. Für sie reicht Wasser vollkommen aus; es ist billiger und kalorienärmer. Spitzensportler können durchaus sehr viel schwitzen. Doch um die Mineralstoffe zu ersetzen, reicht eine normale Saftschorle. Mehr über Sinn und Unsinn von isotonischen Getränken lesen Sie hier.

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Quelle: AFP

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Meersalz in der Suppe

Kulinarisch Beschlagene bestehen darauf, ihre Nudeln partout in Meersalz zu kochen. Das klingt nach mediterraner Küche und so hält sich der Glaube, das Geriesel aus dem Meer sei gesünder als das hierzulande gebräuchliche Steinsalz. Doch ernährungsphysiologisch gibt es keinen Unterschied. Beide Sorten bestehen gleichermaßen aus Natriumchlorid.

Einen Unterschied bietet lediglich die Körnung. Die größeren Körner des Meersalzes könnten beim Kontakt mit der Zunge einen intensiveren Geschmack erzeugen. Doch im Nudelwasser löst sich mit dem Salz auch dieser Unterschied auf. Die meisten Fachgesellschaften raten ohnehin, möglichst wenig Salz aufzunehmen - egal, woher es stammt.

Ungesunde Ernährung

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Chips

Sie mögen ja leicht und luftig daherkommen und vielleicht auch schmecken. Doch Chips haben kaum einen Nährwert und - was viele nicht wissen - sie sind die schlimmsten Dickmacher. Mehr als Schokolade schlagen sie sich auf den Hüften nieder, haben Harvard-Forscher in einer Langzeitbeobachtung herausgefunden. Auch spezielle Light-Varianten sparen nicht unbedingt viele Kalorien ein, fand Stiftung Warentest heraus. Zwar enthalten sie weniger Fett, dafür aber umsomehr Kohlenhydrate durch den Zusatz von Mehlen, Zwiebeln oder Käsepulver. Zugesetzt werden dem Test nach auch jede Menge Salz sowie häufig Aromen und Geschmacksverstärker. Gesunde Ernährung sieht definitiv anders aus.

© Süddeutsche.de/beu/dd/rus
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