Zulassung für gedruckte Tabletten:3D-Drucker im Krankenhaus

Medikamente

3D-Drucker könnten maßgeschneiderte Medikamente herstellen - eine erste Zulassung wurde nun in den USA erteilt.

(Foto: Matthias Hiekel/dpa)

Die US-Pharmabehörde FDA hat grünes Licht für ein Medikament gegeben, das im 3D-Drucker entsteht. Die Technik könnte die Pillenproduktion näher ans Patientenbett rücken.

Von Hinnerk Feldwisch-Drentrup

In den USA ist erstmals ein Medikament zugelassen worden, das per 3D-Druck hergestellt wurde. Das Medikament Spritam enthält den Wirkstoff Levetiracetam, der zur Behandlung von Epilepsie verwendet wird. Es soll im Frühjahr nächsten Jahres in den USA erhältlich sein.

Das spezielle Druckverfahren wurde ursprünglich am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt. Der 3D-Drucker trägt nacheinander mehrere Schichten eines Pulvers auf, das den Wirkstoff enthält. Mit einer wässrigen Lösung werden die Lagen jeweils aneinandergeklebt. So entsteht eine poröse, gut wasserlösliche Tablette. Nach Aussage des Herstellers Aprecia ermöglicht das Verfahren, dass besonders große Wirkstoffmengen mit nur einem Schlückchen Wasser eingenommen werden. Kinder oder ältere Patienten mit Schluckstörungen müssten daher nicht die deutlich größeren herkömmlichen Tabletten zu sich nehmen, schreibt Aprecia. Letzte Woche gab die Firma bekannt, dass Spritam von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA freigegeben wurde.

Künftig könnten die Pillen in Krankenhäusern selbst produziert werden

Ein Vorteil des Druckverfahrens ist, dass Tabletten zukünftig mit individuellen Dosierungen hergestellt werden könnten. So kann ein Medikament beispielsweise an das Gewicht von Patienten angepasst werden, sagt die Berliner Pharmazeutin Charlotte Kloft. "Dies ist ein sehr großer Fortschritt, damit Arzneistoffe nicht über- oder unterdosiert werden."

Doch eignen sich schnell zerfallende Tabletten eigentlich eher für Wirkstoffe, die rasch vom Körper aufgenommen werden sollen, sagt die pharmazeutische Technologin Christel Müller-Goymann von der TU Braunschweig. Um Anfälle zu verhindern, sollten Epilepsiewirkstoffe wie Levetiracetam hingegen möglichst gleichmäßig im Blut vorhanden sein. Auch gäbe es den Wirkstoff bereits als Saft oder Granulat. "Daher befürchte ich, dass der Hersteller für sein innovatives Verfahren den Arzneistoff vielleicht nicht gut ausgewählt hat", sagt Müller-Goymann.

Für Krankenhäuser hätte die Technik womöglich einen anderen Vorteil, in Zukunft könnten sie maßgeschneiderte Tabletten aus vorgefertigtem Pulver selber drucken. Da sich Aprecia die Patente für das Druckverfahren gesichert hat, würde es sich den Einsatz vor Ort aber wohl teuer bezahlen lassen. Gleichzeitig ist die Technik vergleichsweise langsam, sodass die Tabletten in jedem Fall kostspielig wären.

Im medizinischen Bereich produzieren 3D-Drucker daher bislang meist wertvolle Einzelteile. Erste Patienten tragen Prothesen wie Kieferknochen oder Knieimplantate aus dem 3D-Drucker. US-Wissenschaftler haben für Säuglinge mit instabiler Luftröhre genau angepasste Strukturen gedruckt, die Schwachstellen stützen. Sie sind aus einem speziellen Kunststoff gefertigt, der mitwachsen kann und sich nach einiger Zeit von alleine abbaut.

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