Zeugung aus rückverpflanztem Eierstock:Nachwuchs aus dem Eis

Diese Geburt ist ein kleines Wunder: Erstmals kam in Deutschland ein Kind zur Welt, nachdem der Mutter Eierstockgewebe entnommen, eingefroren und wieder eingepflanzt worden war. Weltweit sind erst 15 ähnliche Geburten bekannt.

Werner Bartens

Die Zeugung fand auf natürlichem Wege statt. Das Kind kam per Kaiserschnitt am 10. Oktober 2011 in der Universitätsfrauenklinik Erlangen zur Welt. Ungewöhnlich an der Geburt, von der Gynäkologen aus Erlangen, Dresden und Bonn in der kommenden Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes berichten, ist die Vorgeschichte. Erstmals in Deutschland wurde ein Kind geboren, nachdem der Mutter Eierstockgewebe entnommen, eingefroren und wieder eingepflanzt worden war. Weltweit sind erst 15 ähnliche Geburten bekannt.

Das Besondere an dem hiesigen Fall: Die Ärzte konnten nachweisen, dass die Eizelle, die zur Schwangerschaft führte, nicht aus im Körper belassenen Restgewebe stammte, sondern aus dem zurückverpflanzten Eierstock, der mehr als fünf Jahre auf Eis konserviert worden war.

Die Mutter erkrankte 2003 an einem Hodgkin-Lymphom. Der bösartige Tumor des Lymphsystems machte mehrere Chemotherapien bei der damals 25-Jährigen notwendig. Da sie einen Kinderwunsch hatte, wurde der Patienten 2005 mittels Bauchspiegelung Eierstockgewebe entnommen, bevor sie wegen ihrer Tumorerkrankung erneut behandelt wurde. Anschließend war sie mehr als fünf Jahre lang ohne Rückfall, sodass die Ärzte im Juni 2010 das Eierstockgewebe auftauten und es der Patientin in eine Bauchfelltasche im Beckenbereich verpflanzten.

Drei Monate später setzte nach mehrjähriger Pause ihre Regelblutung wieder ein. Der Eisprung wurde hormonell induziert, und nach mehrmaliger Stimulation stellten Ärzte im Februar 2011 fest, dass die Frau schwanger war. Da das im Körper verbliebene Eierstockgewebe sich zurückgebildet hatte und funktionslos war, sind die Ärzte sicher, dass die Zeugung nur mit Hilfe des retransplantierten Eierstocks möglich war.

Wenn eine Krebserkrankung erfolgreich therapiert wurde, stellt die Sterilität für junge Frauen, die noch keine Kinder geboren haben, ein gravierendes Problem dar", schreiben die Autoren. Natürlich stünde die Heilung von dem Tumor für die meisten Patientinnen im Vordergrund, aber für die spätere Lebensqualität sei es wichtig, Frauen Wege aufzuzeigen, wie ihre Fruchtbarkeit erhalten werden könne. Wie groß die Gefahr ist, dass mit dem verpflanzten Gewebe Tumorzellen übertragen werden, ist bisher noch ungeklärt.

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