Yosemite in USA:Nationalpark warnt Tausende Besucher vor tödlichen Hantaviren

Der Yosemite-Nationalpark ist eines der beliebtesten Reiseziele der USA. Doch nun sorgen die niedlichen Weißfußmäuse für Unruhe unter den Besuchern. Die Nager übertragen das tödliche Hantavirus. Sechs Menschen haben sich in den vergangenen Wochen infiziert, zwei sind daran gestorben.

Lena Jakat

"Damit Sie es nachts kuscheliger haben": So wirbt der Yosmite-Nationalpark für seine Signature Tent Cabins, feststehende doppelwandige Zelte, eine Komfort-Stufe über den Standard-Unterkünften. Doch zurzeit kuschelt niemand in den 91 Zelten in einem der beeindruckendsten und beliebtesten Nationalparks der USA. Vorhängeschlösse aus Messing hängen an den Eingängen. Hier, wo sich sonst Naturfreunde von Wanderungen durch Wälder aus Mammutbäumen erholen, vermuten Forscher den Ursprung einer potentiell tödlichen Vireninfektion. Tausende Menschen könnten in den vergangenen Monaten mit dem lebensgefährlichen Erreger in Kontakt gekommen sein. Die Gesundheitsbehörden schlagen Alarm.

Hantaviren, benannt nach einem Fluss in Südkorea, können eine seltene Lungenkrankheit auslösen, die mit Fieber, Muskelschmerz und Müdigkeit einhergeht. Übertragen werden diese Viren von Nagern, oft über Mäusekot, der sich in Staub und anderen Schmutz mischt. In Yosemite sind die Weißfußmäuse Träger des gefährlichen Virus. Sie dauerhaft aus den Zelten im Curry Village herauszuhalten, ist schwierig, denn die Tiere können sich durch Löcher zwängen, die nur sechs Millimeter groß sind.

Sechs Fälle des Hantavirus-Lungensyndroms bei Besuchern des Yosemite-Parks sind seit Donnerstag bestätigt, zwei von den Infizierten starben. Sie alle waren zwischen Anfang Juni und Mitte Juli in dem Nationalpark in Kalifornien - ebenso wie Tausende andere. In den Signature-Zelten fanden Angestellte zwischen den Doppelwänden etliche Mäusenester. Die Parkleitung hat die Zelte auf unbestimmte Zeit geschlossen und laut einem Bericht der Los Angeles Times mehr als 3000 Briefe und E-Mails an Besucher geschickt, die sich in den vergangenen Monaten dort aufgehalten haben. Die Zeitung zitiert aus einer Warnung des Us-Seuchenzentrums CDC, wonach 10.000 Menschen sich in der fraglichen Zeit in den betroffenen Kabinen aufgehalten haben sollen.

"Die Gesundheit unserer Besucher ist unsere oberste Priorität und wir tun alles dafür, sie über jegliche Krankheitsrisiken zu informieren", sagte Yosemite-Chef Don Neubacher dem US-Sender CNN. Doch die Nachricht vom Virus hat große Besorgnis unter den Gästen des Parks ausgelöst, manche fühlen sich unzureichend informiert. Dazu kommt, dass die Gesundheitsbehörden die Parkverwaltung in der Vergangenheit über das Risiko eines Hantaviren-Ausbruchs gewarnt hatten.

Die L.A. Times zitiert aus einer Studie des kalifornischen Gesundheitsministeriums, wonach zwischen 2007 und 2010 Hantaviren bei Mäusen an "mehreren Stellen im Park" gefunden wurde. Dem Artikel zufolge empfahl die Behörde Vorsichtsmaßnahmen, unter anderem eine bessere Ausbildung von Parkangestellten, Warnhinweise für Touristen und die Beseitigung von Nisträumen für Nager.

Dass alle Mäuse aus Touristendörfern von Yosemite verschwinden, gilt als utopisch. Manche Urlauber reisen deswegen schon mit Atemmasken im Gepäck an.

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