Wie das Norovirus übertragen wird:Schon wenige Viren lösen den Brechdurchfall aus

Sie sind hochinfektiös und verbreiten sich über mehrere Wege: Noroviren ist nur schwer zu entkommen. Im Winter haben sie Hochkonjunktur. Wo Sie sich anstecken können.

Norovirus-Fälle in Deutschland

Norovirus-Fälle in Deutschland: In Winter erkranken die meisten Menschen. Prinzipiell kann man sich aber zu jeder Jahreszeit anstecken.

(Foto: SZ-Grafik)

1968 erkrankten innerhalb von zwei Tagen rund 350 Schüler und Lehrer aus Norwalk in den USA an heftigem Brechdurchfall. Vier Jahre später hatten Wissenschaftler den Grund dafür entschlüsselt: Viren, die sie nach dem Ort ihrer ersten Dokumentation Noroviren nannten - und die sich seither zur häufigsten Ursache von Durchfallerkrankungen in Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen, Hotels und Schiffen entwickelt haben.

Erkrankte Menschen scheiden das Norovirus mit dem Stuhl oder Erbrochenem aus. Wer je erkrankt war, weiß, wie explosionsartig diese Entleerungen passieren können und wie leicht damit Erreger auf Hände, Sanitäreinrichtungen oder Kleidung geraten können. Dort können sie noch nach Tagen die Krankheit übertragen. Unter extrem günstigen Laborbedingungen überlebten die Viren bis zu 60 Tage, auf einem Teppich immerhin noch zwölf Tage. Die Erreger halten noch dazu Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad aus.

Und als ob das alles nicht schlimm genug wäre: Es reichen schon winzigste Mengen, um sich anzustecken. Geraten auch nur zehn bis 100 Erreger auf die Hände gesunder Menschen und von dort - meist über das Essen - in den Mund, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch sie erkranken.

Die Viren können zudem durch die Luft übertragen werden. Bei dem typischen schwallartigen Erbrechen entstehen virushaltige Tröpfchen, die in die Luft und von dort in den Mund anderer Menschen gelangen. Ein Mundschutz kann dies verhindern.

Auch unbemerkte Übertragungen sind möglich

Schließlich wird das Virus auch über verunreinigte Speisen übertragen. Welche Ausmaße dies annehmen kann, zeigte sich im Herbst 2012, als mehr als 11.000 Schüler und Lehrer in Ostdeutschland durch kontaminiertes Kantinenessen erkrankten.

Es dauert zwischen sechs und 50 Stunden, ehe ein infizierter Mensch die typischen Symtome zeigt - und seinerseits die Erreger verbreitet. Das Tückische: Menschen scheiden das Virus auch dann noch aus, wenn sie die Erkrankung längst überstanden haben. Noch 44 Tage nach Symptombeginn konnten Wissenschaftler den Erreger in Stuhlproben nachweisen. Es ist nicht klar, wie infektiös die Viren zu diesem Zeitpunkt noch sind. Zur Sicherheit sollte dennoch etwa zehn bis 14 Tage lang auf strenge Hygiene im Badezimmer geachtet werden. (Mehr zur Hygiene erfahren Sie hier).

Perfide ist ebenfalls, dass auch Menschen das Virus übertragen können, die gar nichts von ihrer Erkrankung wissen. Denn schätzungsweise 30 Prozent der Betroffenen erleben einen untypischen Verlauf. Bei ihnen kann das Erbrechen fehlen, oder die Symptome fallen insgesamt milder aus. Dennoch können diese Menschen andere anstecken, die dann unter Umständen heftiger leiden. Besonders betroffen sind Kinder unter fünf Jahren und alte Menschen.

Allerdings muss der Kontakt zu einem Infizierten nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung führen. Wahrscheinlich gibt es eine gewisse Immunität. Wissenschaftler haben Hinweise darauf, dass der Körper ungefähr sechs Monate lang gegen Erreger des gleichen Typs immun sein könnte. In Sicherheit wiegen kann sich allerdings niemand. Denn das Virus ist nicht nur zäh, sondern zugleich sehr wandelbar. So werden immer wieder neue Varianten des Erregers gefunden, gegen die noch niemand immun ist.

(Quellen: Robert-Koch-Institut, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutsches Beratungszentrum für Hygiene)

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